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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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wieder.«
    Pommers Mazda-Kombi bretterte heran, bremste scharf in der Tankstellenzufahrt und stoppte neben Brunos Wagen. Max kurbelte das Fenster herunter und fragte Richie: »Macht er mit?«
    Seberichs Blick gab die Frage weiter.
    Bruno spürte, dass es nicht nur um den Denkzettel für den Erpresser ging. Es war ein Test. Max wollte wissen, ob er auf seiner Seite stand.
    »Worauf warten wir?«, antwortete Bruno.
    Sie stiegen ein. Richie erklärte, dass der Kerl ein Ultimatum gestellt hatte. In zwei Stunden lief es ab. Ingenpass hatte sich bei seiner Schwester verkrochen. Offenbar fühlte sich der Erpresser dort sicher.
    Das Haus lag in Unterbach. Keine zehn Minuten zu fahren. Schicke Gegend. Ein weißer Flachdachbau am Hang mit Blick auf Wald und See. Max hielt rund hundert Meter entfernt.
    Richie fragte: »Siehst du den silberfarbenen Audi am Ende der Sackgasse?«
    Bruno bejahte.
    »Das Fahrzeug der Schwester. Wenn sie ihr Töchterchen von der Schule holt, schlagen wir zu. Wir haben fünf Minuten Zeit. Ingenpass ist bewaffnet. Wir müssen ihn überrumpeln, sonst wird’s ein bisschen brenzlig.«
    Sie stellten ihre Uhren ein. Drei Sekundenzeiger liefen synchron.
    Eine Frau kam aus dem Haus und stieg in den Audi. Sie brauste vorbei.
    Max drehte sich zu Bruno um. »Lara hat mir erzählt, dass du eine Art Frühstücksbeziehung mit ihr eingehen möchtest. Ich soll dich fragen, ob du auf Vollkornbrötchen stehst.«
     
    Bruno folgte Richie über den Zaun des Nachbargrundstücks. Sie liefen den abschüssigen Garten hinab. Sie überwanden eine Hecke und standen auf dem Rasen der Schwester. Im ersten Stock stand ein Fenster offen.
    Richie sah auf die Uhr. »In zwei Minuten ruft Max den Tünnes an und tut so, als wollte er verhandeln. Dreißig Sekunden später klingelt er an der Haustür. Ich knack die Gartentür und du gehst über das Fenster rein. Wenn wir die Türklingel hören, schnappen wir ihn. Verstanden?«
    Im Schutz der Sträucher schlichen sie zur Fassade. Richie nahm die Treppe zum Keller. Bruno sprang, packte den Rand des Balkons, schaffte den Klimmzug, fasste mit der Rechten nach dem Handlauf des Geländers, verfehlte und erwischte eine Querstrebe. Er zog sich hoch, packte auch mit der Linken die Strebe und hangelte sich weiter, bis er am Handlauf hing. Mit den Füßen stieg er in die Regenrinne am Rand des Balkons. Sie brach, aber Bruno schaffte es, sich hochzustemmen.
    Als er die Beine über das Geländer schwang, trat er gegen einen Blumentopf. Ein leises Scheppern. Bruno schlich zum offenen Fenster und lauschte.
    Kein Laut war von drinnen zu hören. Bruno kletterte auf das Fensterbrett und ließ sich ins Innere gleiten.
    Ein Schlafzimmer. Ein Doppelbett, die Decken zurückgeschlagen. Ein Nachthemd, auf die Matratze geworfen, ein kurzes transparentes Ding.
    Bruno kontrollierte die Uhr. Er drückte die Klinke und zog die Tür einen Spalt auf. Unmittelbar vor ihm gab ein Handy Laut. Ingenpass stand irgendwo im Flur. Bruno hörte ihn leise reden, ohne die Worte zu verstehen.
    Ein Gong – die Haustür. Bruno lugte durch den Spalt. Ingenpass umklammerte den Griff einer Pistole. Er eilte in den Raum, der Brunos Schlafzimmer gegenüberlag. Das Badezimmer. Ingenpass beugte sich aus dem Fenster, um zu erkennen, wer an der Haustür stand.
    Mit drei Schritten war Bruno hinter ihm. Er schlug ihm die Waffe aus der Hand und donnerte ihm die Rechte in den Magen. Das Mobiltelefon des Kerls flog in die Duschkabine. Ingenpass japste nach Luft.
    Bruno bückte sich nach der Pistole und hielt den Kerl in Schach.
    Er fischte das Handy aus der Dusche. »Max? Ich hab ihn.«
     
    Mit Lassoband verklebten sie Ingenpass zu einem Paket. Ein doppelter Streifen als Knebel. Max fuhr den Kombi mit dem Heck vor die Haustür. Sie packten den Erpresser in den Kofferraum und kutschierten westwärts, quer durch Lierenfeld bis in ein Gewerbegebiet. Hinter einem Fabrikgebäude bog Max ab. Er rangierte und rollte rückwärts den Zaun entlang.
    An einem Schutthaufen luden sie den Erpresser ab. Den Blick zur Straße verstellte der Mazda. Nur gelegentlich donnerte ein Lastzug vorbei.
    Der Tünnes schnaufte hektisch, als bekäme er durch die Nase nicht genug Luft.
    Max wedelte mit einem Paar Boxhandschuhe.
    »Wo hast du die her?«, fragte Bruno.
    Richie sagte: »Mach den Oberkörper frei.«
    »Warum das denn?«
    »Wirst du schon sehen.«
    Die Handschuhe passten. Bruno klopfte sie gegeneinander. Ihn fröstelte.
    Max herrschte Ingenpass an: »Weißt du,

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