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Ausgezählt

Ausgezählt

Titel: Ausgezählt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Horst Eckert
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wie es ist, einem Gegner gegenüberzustehen, der dich mit einem Schlag töten kann? Diesen Mann nennt man den Hammer. Siehst du seine Muskeln? Er wird dich töten. Es macht ihm Spaß. Fang an, Hammer. Aber nimm dir Zeit dafür.«
    Bruno schlug nur mit gebremster Kraft zu, trotzdem lief dem Möchtegern-Abzocker bereits nach dem zweiten Treffer Blut ins Gesicht – die Augenbrauen waren geplatzt. Bruno beschloss, ab jetzt den Kopf zu verschonen, und traf den Magen. Ingenpass taumelte und stürzte auf den Schutthaufen. Bruno fragte sich, ob der Kerl schauspielerte.
    Richie zog den Erpresser hoch und hielt ihn von hinten fest. Max machte Gesten: Hau härter zu.
    Bruno schlug gegen die Rippen. Ein kurzes Trommelfeuer, nicht sonderlich ernst gemeint, gegen Magen und Solarplexus. Ingenpass verdrehte schon wieder die Augen. Der Kerl spielte nicht – seine Hose hatte sich im Schritt dunkel verfärbt.
    Richie ließ den Erpresser zu Boden sinken. »In die Hosen gekackt. Kein Begriff von Hygiene und Kultur.«
    »Lasst mich mal mit dem Stinker allein«, verlangte Max.
    Sie zogen sich hinter den Mazda zurück. Das Walross holte ein Bier aus dem Wagen und bot ein zweites an. Bruno lehnte ab.
    Er sah, wie Pommer dem Erpresser mehrfach in die Seite trat. Als Ingenpass sich wieder regte, riss Max ihm das Klebeband vom Mund.
    Der Erpresser flennte. Max redete auf ihn ein. Der Grauschopf trat wieder zu. Bruno wandte sich ab. Er hörte Ingenpass schreien: »NEIN, NEIN, NEIN!«
    Seberich fand im Kombi einen Lappen und wischte Bruno über die Brust. »Siehst du? Blutspritzer. Du versaust dir die Sachen, wenn du sie nicht vorher ausziehst.«
    Das Walross setzte die Bierflasche an und nahm einen langen Schluck.
    Der Erpresser heulte.
    Richie sagte zu Bruno: »Das war die erste Runde. Über zwei weitere musst du noch gehen. Wenn dem Hosenscheißer noch einmal die Idee kommt, uns zu verpfeifen, muss er die Schmerzen förmlich spüren. Wie dieser Hund, den ein Verhaltensforscher so abgerichtet hatte, dass ihm das Wasser im Maul zusammenlief, wenn er ein Glöckchen hörte.«
    »Du meinst Pawlow«, antwortete Bruno.
    »Oder so.«
    »Ich finde, der Kerl hat schon jetzt genug.«
    »Es muss sein, Champion. Ingenpass ist eine verdammte Zecke, die für ein paar Euro die eigene Mutter verkauft. Das Schwein muss für den Rest seines Lebens Schiss vor uns haben. Richtig Schiss, sonst hat das keinen Zweck.«
     
    Als Bruno fertig war und das Hemd zuknöpfte, nahm ihn Max in den Arm.
    »Kein schöner Job, aber wir hatten keine Alternative. Bist du mir noch böse wegen heute früh?«
    Bruno versuchte zu lächeln. »Schon gut, Max.«
    »Ich setz Lara morgen bei dir ab. Gleiche Uhrzeit oder ist dir das zu früh?«
    »Bestens. Ich freu mich drauf.«
    Sie verfrachteten Ingenpass in den Kombi und setzten ihn an einer einsamen Bushaltestelle aus. Der Kerl stöhnte. Max entfernte das Klebeband. Richie leerte Bierflaschen über dem Erpresser. Der Tünnes schlug die Augen auf und schloss sie wieder.
    Max fuhr Bruno und Richie zu ihren Autos. An der Tankstelle gaben sie sich die Hand.
    Richie sagte: »Alle für einen, einer für alle.«
    Bruno stieg in seinen Saab und war froh, allein zu sein. Die Art der Prüfung behagte ihm nicht. Noch weniger gefiel ihm, dass Max sie für nötig befunden hatte.

48.
    Bruno deckte Joe mit Schlägen ein. Er jagte den Jungen von einer Ecke in die nächste. Er boxte sich all den Ekel aus dem Leib, den er sich beim Tanz mit dem Erpresser aufgeladen hatte.
    Janssen ging dazwischen. Der Coach ermahnte ihn, dass Sparring nur eine Übung sei. Bruno schaltete einen Gang zurück. Er übte Technik und Ausdauer. Kombinationen, Konter, Reaktionsvermögen. Bruno trainierte Beine und Auge. Janssen ereiferte sich: »Immer schnell raus, die Dinger! Schön zubleiben! Konzentrieren und kontern!«
    Danach war der Coach voll des Lobs. Keine Rede mehr davon, dass der Kampf eine Scheißidee sei.
    Bruno hatte den Eindruck, dass der Alte mit seinen wahren Gefühlen hinter dem Berg hielt.
    Als die anderen zum Duschen schlurften, suchte Bruno den Kraftraum auf. Janssen kam hinterher und ließ sich auf der Bank nieder.
    Bruno schwang die Kurzhanteln, Bizepstraining. »Was dagegen?«
    Der alte Coach winkte ab. »Du hast heute verhalten geboxt.«
    Bruno wollte zur Widerrede ansetzen. Er dachte, er hätte volle Leistung gebracht.
    Janssen fuhr fort: »Ich weiß schon, warum. Janoschs Trainer auf der Empore. Du hast ihn erkannt.«
    Bruno hatte nicht auf

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