Ausradiert - Nicht ohne meine Tochter: Thriller
verschränkte Gary seine Arme vor seinem Bauch und sagte leise:
» Sie kam aus freien Stücken mit mir nach Vancouver - Island. «
» Aber nicht mehr von dort weg. «
» Sie wollte bei mir sein. «
George Townsend lehnte sich entspannt auf de m Stuhl zurück .
» Gary, wir wissen, dass S ie in psychiatrischer Behandlung waren. «
» Na und? «
» Das ist noch gar nicht so lange her. Dann sind S ie plötzlich nicht mehr hingegangen, warum? «
» Weil die blöde Kuh noch mehr Probleme hat als ich? Mit der sollten S ie sich mal unterhalten. «
» Sie geben also zu, dass S ie seelische Probleme haben? «
» Einen Scheiß hab ich, mir geht es bestens. Mir scheint, Sie haben ein Problem , und ohne mich können S ie es nicht lösen. «
» Also , jeder normal tickende Mensch würde seine Situation richtig einschätzen. Wir haben dich sowieso am Arsch , Gary « , mischte sich Paynes ein, » die Frage ist doch nur , wie lange gehst du in den Knast , und was wird über dich erzählt ? «
» Lächerlich . « Gary drehte den Kopf zur Seite.
» Heutzutage sitzen da einige ganz harte Jungs ein. Verbrecher sind sie alle. Aber Kinderschänder, die mag keiner, ganz besonders nicht im Knast. «
» Schon wieder eine Drohung? Ich möchte nun doch einen Anwalt anrufen. «
Die beiden Agenten schauten sich fragend an.
***
Jana wachte aus einem sehr schönen Traum auf. Sie war in München bei ihrer Mutter . Das erste Wiesnwochenende, an dem sie offiziell Bier trinken durfte, mit 16. Zusammen mit ihren zwei besten Freundinnen wollten sie so richtig einen drauf machen. Gemeinsam e ine Ma ß trinken in einem der riesigen Bierzelte. Das gesamte Jahr in den USA hatte sie sich darauf gefreut, nach ihrer Rückkehr die erste ‚richtige‘ Wiesn erleben zu dürfen.
Sie wischte sich eine Träne aus dem Auge. Sie würde vermutlich nicht nur diese Wiesn versäumen, sondern auch jede weitere. Nie wieder mit ihrer Mutter sprechen können , nie die mit ihrem Vater geplante Reise antreten können.
Bestimmt suchte man schon nach ihr. Aber wie sollte die Polizei sie hier in dem alten Fabrikgebäude finden? Keiner wusste davon, hatte Gary immer gesagt.
Sie betätigte den Lichtschalter. Erschrocken fasste sie mit ihrer Hand auf den Mund.
Was, wenn Gary bei dem , was er jetzt gerade tat, etwas zust oßen würde und er nicht mehr zurückkommen k önnte ?
Ok, wenn er doch zurückkäme, wäre das vielleicht auch nicht viel besser, wer weiß , was er noch so alles mit ihr vor gehabt hatte. Aber zumindest m üsste sie dann wohl nicht so bald sterben.
Bereit , einfach aufzugeben, war sie noch lange nicht. Sie hatt e mal gelesen, dass ein Mensch drei Minuten ohne Luft, drei Tage ohne Wasser und 30 Tage ohne Essen auskommen könn t e. Die ersten beiden Sachen schienen für sie kein Problem darzustellen . Ihr Gefängnis wurde mit Frischluft versorgt, obwohl es schon ein wenig muffig roch. Der Wasserhahn spendete genügend Wasser. Um sich selbst darin zu bestätigen, öffnete sie ihn, fing das Wasser mit beiden Händen auf und nahm gierige Schlucke von dem frischen Nass.
Ihr musste etwas einfallen, wie sie ihn überwältigen k ö nnte, wenn er zurückk ä m e . Gary war deutlich stärker als sie . Sie musste das Überraschungsmoment für sich nutzen, schließlich war sie nicht mehr angekettet. Wenn sie die Glühbirne rausdrehte, würde er im Dunkeln einen Augenblick irritiert sein. Dann bräuchte sie einen Gegenstand , mit dem sie ihm eins über den Schädel ziehen könnte. Oder etwas, d as sie ihm in die Augen stechen könnte, damit er zumindest kurzfristig nicht die Verfolgung aufnehmen konnte.
Was sie nicht wusste, ob sie ihn hören würde, wenn er zurückkam. I n der vorigen Wohnung hatte sie ihn immer gehört, nur da hatte es ihr nicht s gebracht, weil sie ja durch die Handschelle am Bett festgemacht war.
Sie wünschte sich, ihr Vater wäre da oder dass sie ihn zumindest anrufen könnte.
***
Gary Winslow bestand auf eine m Verteidiger. Er wollte oder konnte sich keinen eigenen Rechtsanwalt leisten. Somit wurde ihm ein Pflichtverteidiger zur Verfügung gestellt. Der hagere junge Mann sah so aus, als hätte er gerade einmal das juristische Staatsexamen abgelegt. Seine strubbelige Frisur passte zu seinem unsicheren Auftreten.
Zumindest die Grundsätze einer jeden Verteidigung schien er verinnerlicht zu haben. Er verhaspelte sich zwar zweimal, aber durfte dann mit seinem Mandanten unter vier Augen sprechen.
» Mein Mandant « , sagte
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