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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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mit, aber leise jetzt, flüsternd nur. Das mächtige Pulsieren in seinem Kopf war verschwunden. Er spürte nur noch den centgroßen Schmerz direkt über seinem linken Auge, dessen Zentrum ungefähr drei Zentimeter hinter seiner Augenbraue lag. Er wand sich, wenn er daran dachte, was gerade bei Kathleen passiert war, obwohl er wusste, dass es nur das Ergebnis der beiden Gehirnerschütterungen sein konnte. Aber: zwei Gehirnerschütterungen, die jemand wie Rui verursacht haben sollte? War das möglich? War er je zuvor bewusstlos geschlagen worden?
    Einmal. In seinem ersten Jahr am College. Er hatte im Verein geboxt; ein professioneller Trainer kam montags, mittwochs und freitags und zu den Kämpfen samstags; dienstags und donnerstags blieben sie sich selbst überlassen. An einem dieser Dienstage oder Donnerstage hatte Petrov, damals ein Halbschwergewicht, ohne Kopfschutz mit dem Schwergewicht des Klubs, Tommy Gugliotta, trainiert. Er konnte sich nur noch daran erinnern, wie Tommy sich über ihn gebeugt hatte: »Himmel, Nick, war ich das?«
    Hatte jene Gehirnerschütterung eine Überempfindlichkeit ausgelöst, die über die Jahre verborgen geblieben war? Es klang medizinisch plausibel. Alte Gehirnerschütterung führt zu neuen Gehirnerschütterungen, verstärkt durch Kaliummangel und die Hitze, führt zu Ausbrüchen irrationalen Verhaltens wie zum Beispiel diesem Besuch bei Kathleen. Wie konnte man den ungeschehen machen? Petrov wusste es nicht. Irgendwie würde er es nächstes Mal bei ihr wiedergutmachen.
    Bedauern. Erstens weil er Kathleen verloren hatte. Zweitens wegen allem, was mit Elaine Kostelnik passiert war. Drittens: einschließlich der Tatsache, dass sie es beendet hatte.
    Holla, wie Wally Moore gesagt hatte, was wird hier gespielt? Wie konnte er diese drei Punkte gleichzeitig bedauern, wie konnten sie in seinem Verstand nebeneinander existieren? Auch das wusste Petrov nicht.
    Er schaute sich um, stellte fest, dass er von dem blauen Fluss auf einen Nebenarm abgebogen war. Die Luft war dick und braun, die wenigen Gesichter, die er entdeckte, von der Hitze besiegt. Petrov fuhr eine Erhebung hoch, dunstige Hügel in der Ferne: Der Verdugo, demnach war er in Glendale. Er nahm den Straßenführer aus dem Handschuhfach, suchte die Rosetta Street, konnte sie nicht finden. Tatsächlich konnte er gar nichts finden, er konnte überhaupt keine Karten lesen. Konnte eine Gehirnerschütterung der Auslöser für die vorübergehende Unfähigkeit sein, eine Karte zu lesen? Medizinisch plausibel. Er rieb heftig seine Stirn, so heftig, dass es schmerzte – an der Außenseite schmerzte –, damit die Dinge sich setzten. Sie setzten sich nicht. Nur ein gesunder Schlaf und vielleicht ein oder zwei Tage Entspannung würden das bewirken. Aber nicht jetzt. Amanda war dort draußen. Er hielt an einer Tankstelle, um nach dem Weg zu fragen.

    Die Rosetta Street verlief nordwestlich, parallel zum Boulevard Richtung Burbank. Kleine Häuser glitten vorüber, Hausnummern im Dreitausenderbereich, eines nach dem anderen, so viele. Petrov hatte das seltsame Gefühl, schon einmal hier gewesen zu sein, aber er wusste, dass das nicht stimmte, dass er niemanden in Glendale kannte, hier nie einen Klienten gehabt oder in einem Fall ermittelt hatte. Also Déjà-vu, vielleicht eine weitere Folge der Gehirnerschütterungen. Darüber mussten Forschungsergebnisse existieren: Er machte sich eine geistige Notiz, sich darum zu kümmern. Rosetta Street lief über eine Erhebung, beschrieb eine Rechtskurve Richtung Norden, und dort war Nummer 1491, auf der gegenüberliegenden Straßenseite, eine kleine, schmutzige Gipsschachtel.
    Konnte Rui darin sein? Und falls ja, würde er das Auto erkennen? 1491 hatte vorn ein Panoramafenster und drei kleinere, hinter allen gelbe Vorhänge, zugezogen. Petrov ging auf Nummer sicher, fuhr in der Absicht, außer Sichtweite um die Ecke zu parken, bis zum Ende des Blocks. Aber als er abbog, warf er einen Blick auf das Straßenschild und sah den Namen der kreuzenden Straße: Glenholme Way.
    Glenholme Way? Warum kam ihm das bekannt vor? Er erinnerte sich: Es gab einen Glenholme Way in Burbank, einen Glenholme Way, der die Coursin Street kreuzte, Gerald Reasoners letzte Adresse in der Außenwelt. In diesem Moment wurde Petrov klar, dass er sich wahrscheinlich im westlichsten Teil Glendales befand, vielleicht – war das möglich? – dicht an der Grenze zu Burbank. Er fuhr weiter auf dem Glenholme Way Richtung Westen,

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