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Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
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beugte sich vor.
    »Dinge zu ändern«, sagte er.
    Kathleens Stimme, bis jetzt barsch, so gar nicht sie selbst, wurde weicher. »Was ist denn los mit dir, Nick?«
    »Genau darüber möchte ich mit dir reden. Ich besitze eine religiöse Seite, die dir nie bewusst geworden ist. Mir auch nicht.« Ihre Miene verschloss sich; er glaubte zu wissen, was sie dachte, etwas wie: Himmel, er ist wiedergeboren oder irgend so was Kalifornisches. Petrov hob die Hand. »Nicht in besorgniserregender Weise religiös«, sagte er. »Ich habe einfach dieses Wochenende angefangen, einige Dinge zu verstehen.«
    »Das hast du schon erwähnt«, sagte Kathleen. »Was zum Beispiel?«
    Petrov spürte einen seltsamen kleinen Ruck im Kopf, wie ein Wechseln des Gangs. Eine Stimme redete, die ihn an seine erinnerte. Sie sagte: »Die Bedeutung von Babar.«
    Sie lief rot an. »Soll das ein Witz sein?«
    »O nein, keinesfalls.« Babar, hatte er es wirklich wieder getan? »Vergiss, was ich gesagt habe. Ich weiß nicht, was ich rede.« Er spürte, wie sein Gesicht ebenfalls rot anlief, ein leuchtendes, rotes Glühen. »Ich spreche über die Bedeutung von …« Gerade noch rechtzeitig fiel Petrov ein, worüber er eigentlich redete – wie kam es, dass Teile seines Verstandes plötzlich so schnell arbeiteten und andere so langsam, sogar rückwärtsliefen? –, und er sagte: »Liebe.«
    »Dir ist die Bedeutung der Liebe bewusst geworden?«, fragte Kathleen.
    Er nickte.
    »Und das ist erderschütternd?«
    Etwas an der Art, wie sie es sagte – der jiddische Tonfall vielleicht, aus Kathleens Mund, einer geborenen O’Reilly –, schien äußerst komisch. Petrov begann zu lachen, verstummte abrupt, als ihm einfiel, dass Randy Jude war. Er langte über den Tisch, legte seine Hand auf ihre, spürte, wie ein Kreis sich schloss, und alles war in Ordnung. »Ich habe einen Riesenfehler gemacht, Kathleen. Einen gigantischen. Ein Hiroshima und Nagasaki von einem Fehler.«
    »Wovon redest du?«
    »Unsere Scheidung«, erwiderte er.
    »Die Scheidung«, sagte Kathleen, während sie ihre Hand zurückzog, »war meine Entscheidung, nicht dein Fehler. Dein Fehler war Elaine Kostelnik.«
    »Das war nicht zu ändern.« Er musste sich anstrengen, um nicht wieder nach ihrer Hand zu greifen, und zog sie zurück.
    »Das war nicht zu ändern?« Ihre Stimme schwoll an; alle Sanftheit war daraus verschwunden. War sie immer noch wütend, nach all diesen Jahren?
    »Nicht, wenn ich mir überlege, wie ich damals war. Der Fall –« Petrov verstummte, bevor er begann, Entschuldigungen zu stammeln. »Fehler kann man beheben«, sagte er. »Selbst gegen die schlimmsten kann man etwas machen.«
    Verwirrung: Nummer siebenundzwanzig auf Petrovs alter Liste von Gesichtsausdrücken. Sie zeigte sich in Kathleens Miene.
    »Kat, ich will dich zurück.«
    Die Schiebetür glitt auf, und Randy trat ein, ein Körbchen mit Croissants in der Hand. »Ein Verbrechen, die Babys kalt werden zu lassen«, sagte er. »Möchte jemand ein Croissant?«
    »Wiedergutmachung«, sagte Petrov. »Ich leiste Wiedergutmachung.«
    Kathleen stand auf. »Du spinnst doch total.«
    »Es bedeutet einfach heilmachen«, erklärte Petrov. »Ich mache alles heil, was du willst. Alles.«
    Gesichtsausdruck dreiundfünfzig: Abscheu.
    »Was ist kaputt?«, fragte Randy.
    Kathleen durchquerte den Raum und stellte sich neben ihn, ihr Ehering leuchtete wie ein Spezialeffekt in einem Hollywoodfilm. »Nichts«, antwortete sie.
    Petrov, der beobachtete, wie sich Randy der zunehmenden Spannung im Raum bewusst wurde, sagte: »Nichts, was er verstehen würde.«
    Kathleens Gesichtsausdruck: zwei – Wut. War sie wütend auf ihn, weil er so mit Randy umsprang? Petrov begann ebenfalls wütend zu werden.
    »Halt die Klappe, Randy.« Er stand auf, aber aus irgendeinem Grund fielen andere Dinge hinunter – die Gläser mit Orangensaft, der Tisch, Messer, Gabeln, Löffel, zu viel, um den Überblick zu behalten. »Du hast uns unterbrochen.« Petrov watete durch die Trümmer auf sie zu.
    Kathleens Gesicht: Nummer eins – Angst. Wovor hatte sie Angst?
    Petrov zögerte. Angst vor ihm? Was tat er gerade? Das Hämmern in seinem Kopf war wieder da, steigerte sich, war mit Sicherheit weithin hörbar.
    Er trat den Rückzug an, ging hinaus. Letztes Bild: Kathleen, die Hand auf dem Mund, Randy, der den Besenschrank öffnete.

8
    And you don’t even know
    What’s buried in your yard
    Retard.
    P etrov, wieder in der Strömung des blauen Flusses, sang

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