Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ausradiert: Thriller (German Edition)

Ausradiert: Thriller (German Edition)

Titel: Ausradiert: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Peter Abrahams
Vom Netzwerk:
Plötzlich kannte er auch diese Antwort, wusste, wie er die Dinge mit Dmitri klären konnte, eine schrittweise Annäherung, so offensichtlich. Beinah hätte er vor Glück laut gelacht.
    »Was ist so komisch?«
    Die Frage verblüffte ihn. Er hatte Amanda vollkommen vergessen. Er fuhr zu ihr herum. Ihre Augen waren offen, beobachteten ihn.
    »Alles wird gut«, sagte Petrov.
    »Nachdem Sie mich umgebracht haben?«
    Das arme Kind. Wo waren sie? Vor dem Eingang der Notaufnahme des St. Joe’s. Petrov hielt den Wagen an. »Rui ist ein großer Fehler«, sagte er. »In seinem Garten sind zu viele Dinge vergraben.« Amandas Augen weiteten sich. »Und ich würde dir nie weh tun.«
    Ihre Stimme wurde dünn, wie Cassies. »Und was war mit meiner Mutter?«
    »Deiner leiblichen Mutter?«, gab Petrov zurück. »Ich habe sie nicht mal gekannt.«
    »So?«, sagte Amanda. »Dann bleibt trotzdem noch die Vertuschung.«
    »Vertuschung?«
    Sie begann zu zittern. Petrov stieg rasch aus dem Wagen, öffnete ihre Tür. Amanda hatte sich zusammengekrümmt, die Arme um sich geschlungen. Er griff nach ihrer Hand, eine kalte Hand, die einen Schauer seinen Arm hinaufsandte, obgleich der Santa Ana heiß aus der Wüste herüberwehte. Vielleicht hatte er sich verschätzt, und sie redeten über vollkommen verschiedene Dinge. »Liza ist doch deine Tante?«, fragte er. »War deine Mutter nicht Lara Rummel?«
    »Das war, bevor sie geheiratet hat«, sagte Amanda.
    »Wie hieß sie mit Ehenamen?«
    Amandas Zähne klapperten. Er half ihr hoch. Sie schwankte, und er stützte sie. Der Boden schwankte ebenfalls, vielleicht ein Beben, und er versuchte auch ihn mit der Kraft seines sich ausdehnenden Verstandes zu festigen.
    »Wie lautete ihr Ehename?«, fragte er wieder.
    »Deems«, sagte Amanda.
    Deems? »Deine Mutter hieß Lara Deems?«
    »Das wussten Sie nicht?«
    Lara Deems? Amandas Mutter war Lara Deems, Gerald Reasoners letztes Opfer? In Petrovs Hirn wirbelten die Dinge durcheinander wie subatomare Partikel in einem Zyklotron, warfen mehr Gedanken auf, als er verarbeiten konnte. Aber zwei stachen hervor: Entfernte Möglichkeit Nummer zwei, Liza  – will mich reinlegen, war der erste. Seinen zweiten, drängenderen Gedanken äußerte er laut.
    »Warum hast du Beth Franklin erzählt, der Mord an deiner Mutter wäre nie aufgeklärt worden? Jedermann weiß, dass Gerald Reasoner der Täter war.«
    Amandas Miene veränderte sich. Ein oder zwei Sekunden lang konnte Petrov erkennen, wie sie als alte Frau aussehen würde. »Sie sind entweder dumm oder gemein«, sagte sie.
    »Warum?« Wollte sie ihm sagen, dass sie Reasoner nicht für den Täter hielt, was bedeuten würde … was bedeuten würde, dass ein anderer Lara Deems getötet hatte? Aber das war unmöglich. Petrovs Stimme schwoll an. »Was redest du da?«
    Sie drehte sich zu ihm, ihr Mund dicht an seinem Ohr. »Wir alle sind Geister aus der Geisterstadt«, sagte sie; ein Flüstern, das einen weiteren Schauer aussandte; diesmal durch seinen Körper.
    »Was meinst du damit?«
    Amanda antwortete nicht. Ihre Augen drehten sich nach oben, und sie sackte gegen ihn. Er hielt sie fest, schleppte sie zum Eingang. Es dauerte einige Zeit – wie lange, wusste er nicht, in einem sich so rasch ausweitenden Universum krümmte sich die Zeit zu engen Kurven –, ehe ihm bewusst wurde, dass er eigentlich nicht ging, sondern genauer gesagt auf dem Pflaster lag, Amanda hoch über sich, die auf ihn hinunterspähte. Und der Fuß, der dort draußen irgendwie krampfte, wem gehörte der? Er sah genau aus wie seiner.
    Amandas Blick spiegelte eine Art Schock. Die Arme wieder um sich geschlungen, begann sie zurückzuweichen.
    »Amanda!«, rief Petrov mit, wie er glaubte, dröhnender Stimme, obgleich er vorübergehend die Fähigkeit verloren zu haben schien, externe Laute von sich zu geben. Amanda wich weiter zurück. Er streckte den Arm aus, griff nach ihr, zog sie zu sich, vergewisserte sich, dass es ihr gutging, kontrollierte ihre Vitalfunktionen, kontrollierte sie wieder, brachte sie sicher nach Hause zu Liza, mit allen notwendigen Rezepten und Anweisungen für ihre Pflege, schloss den Fall. Nur, dass nichts davon geschah. Die einzigen Bewegungen waren die Amandas, die zurückwich, zurückwich, und dieser krampfende Fuß, direkt am Rand seines Blickfelds.
    Dann konnte er sie nicht mehr sehen, sah nichts mehr, nur den Fuß, nutzlos.
    »Amanda!«
    Er roch Teer. War er irgendwie in die Teergruben mit den ganzen alten Knochen

Weitere Kostenlose Bücher