Aussortiert
den Hosentaschen, die ziegelroten Arkaden entlang. Die
Pergola machte einen ungepflegten Eindruck. Stellenweise ausgetrocknet,
steif und bleich, hingen die Äste herab, doch paßte das zum
morbiden Charakter des kleinen Parks. Pfeifer nahm auf einer Bank Platz,
auf der bereits ein hagerer, etwas älterer Mann saß, den Kopf
zwischen zwei Seiten der Schweinezeitung verborgen.
»Tag, Chef.«
»Gibts was Neues?«
»Wenig. Die Rauch hat
angeblich aufgehört und ihrem Chef alles gebeichtet. Ich hab den
Kontakt zu ihr daraufhin abgebrochen. Sie ist sauber. In doppelter
Hinsicht. Kleine Konsumentin, ausschließlich zu privaten Zwecken. Im
übrigen ein sehr fleißiges Bienchen. Karrierebewußt.«
Der ältere Mann tat, als
ob er lesen würde. »Rauchs Chef, das ist dieser Nabel, nicht?«
»Ja. Seit sie
gebeichtet hat, nervt der mich. Er hat Instinkt. Fragte mich einfach so,
mitten zwischen die Augen, ob ich verdeckt für die Drogenfahndung
arbeite.«
»Naja«, meinte
der ältere Mann, »du hast sein bestes Pferd im Stall mit Koks
versorgt. Da würde ich dich auch ein bißchen nerven. Bei mir
war er auch.«
»Mir macht diese
Aufgabe keinen Spaß mehr, Chef. Ich will zurück.«
»Spaß hat nun mal
keine Priorität in unserem Beruf.« König pulte eine
Packung Zigaretten aus der Jackentasche und bot Pfeifer eine an. Der fühlte
sich gedrängt, die Zigarette zu akzeptieren, obwohl er das Rauchen
vor Wochen aufgegeben hatte. König ließ sich selten zu einer
solch vertraulichen Geste herab.
Pfeifer, verdeckter Ermittler
in der relativ originellen Tarnung als korrupter Streifenpolizist, hatte
unter anderem die Aufgabe, in Kriminalerkreisen ein wenig Stoff anzubieten
und festzustellen, wer seinen Lockungen erlag. Er sollte schwarze Schafe
und mögliche Schwachstellen aufspüren. Pfeifer war im persönlichen
Auftrag Königs unterwegs, und außer König wußten nur
Kriminaloberrat Ludwig und der Innensenator von Pfeifers wahrer Kompetenz.
Was er an Dreck aufstöberte,
wurde in der Geheimschublade von Königs Schreibtisch gesammelt und
nur in gravierenden Ausnahmefällen benutzt. Kleine Sünder wie
Lidia Rauch interessierten König nicht. Er war Verteilerringen auf
der Spur.
Um an die Quellen zu kommen,
hatte er manches Tabu durchbrochen, z. B. die Verhaftung des bekannten
Serienschauspielers im letzten Jahr, die im nachhinein auch ihm selbst maßlos
überzogen schien und keineswegs die erhofften Erkenntnisse gebracht
hatte. Künstler ließ König im allgemeinen in Ruhe. Künstlern
gegenüber empfand er eine Art natürlichen Respekt – die
sollten mit ihren Körpern machen, was sie für richtig hielten.
In dieser Hinsicht konnte man König eine fast romantische Ader
attestieren.
»Sag mal, David
…«
»Ja?«
»Kennst du eine gewisse
Gräfin von Schönfels?«
Pfeifer dachte angestrengt
nach. »Nee. Warum?«
»Fiel mir auf. Die ist
mit Tschutschelow verheiratet.
Den kennst du bestimmt.«
»Hab ich schon mal gehört.
Der fällt doch nicht in unser Ressort?«
»Genaugenommen nicht,
nein. Eigentlich Sache der Kollegen von der Sitte. Der Drecksack hat
bisher nie was mit Drogen zu tun haben wollen, schlau wie er ist. Aber
–«
»Aber?« Pfeifer
lauschte seinem Chef mit verschränkten Armen, spürte das Zittern
der eigenen Hände auf seinem Brustkorb.
»Naja. Weiß nicht
recht. Getratsche. David, was denkst du? Könntest du bei soner Gräfin
mal unverbindlich anklopfen?«
»Ausgerechnet ich? Bei
so einer? Anklopfen? Wie denn bloß, mit meiner Legende? Kann ich
mir, ehrlich gesagt, nicht vorstellen. Käme sicher nicht gut an.«
»Ja? Wieso?«
»Es ist doch was
anderes, ob man in den eigenen Reihen mit jemandem ins Gespräch
kommt, mit jemandem von der Straße, oder mit ner Gräfin, die
noch dazu mit Tschutschelow verheiratet ist. Da fehlt der gemeinsame
Nenner, da fehlt jede gemeinsame Schnittmenge.« Er schien über
den Vorschlag nahezu empört.
König seufzte und
nickte, bat Pfeifer jedoch darum, die Ohren offen zu halten. Irgend etwas
sei mit dieser Gräfin nicht koscher. Pfeifer versprach es. Beinahe hätte
er sich danach erkundigt, woher König seine Verdachtsmomente bezog,
aber er fand, es sei vorläufig besser, erstmal gar nichts zu fragen
oder auch nur zu äußern. Daß König außer ihm
selbst offenbar über noch andere Informanten verfügte,
schockierte Pfeifer jedesmal von
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