Aussortiert
hinter der
Austauschaktion?«
»Ja, hab ich das nicht
erwähnt? Von da an lieferte er das Koks, aber nicht mehr so gutes,
auch nicht so preiswert. Die Kunden, die ja alle sehr heikel, sehr
anspruchsvoll waren, störte das. Den Rest kann ich nur vermuten, ich
war bereits raus aus dem Spiel. Ich glaube, daß Anita beschloß,
die Partysaison zu beenden. Kistner war zum Risikofaktor geworden. Aber
sie hatte wohl die Idee, das ganze Prinzip auf höherer Ebene
anzuwenden. Europaweit sozusagen. Guter Stoff für erlesene Kunden der
Edelbordelle.«
»Das hat mir König
angedeutet.«
»Oh, er war gut!
Verdammt gut. Deshalb mußte er sterben, er wußte, oder
wenigstens ahnte er bereits zuviel. Ich nehme an, das ist auch der Grund,
warum man jetzt hinter mir her ist, die denken, ich sei immer noch für
die Drogenfahndung tätig. Bin ich ja auch. Quasi.«
»Wer ist hinter Ihnen
her? Dschanow?«
»Nein, naja, der
vielleicht auch, nein, Ümal will mich loswerden. Für ihn, dessen
Absatzmarkt bisher auf Berlin beschränkt ist, wird das ein
Riesengeschäft. Nur, der alte Tschutschelow war zu konservativ, um
sich auf Drogen einzulassen. Deshalb haben sie ihn hopsgehen lassen. Wie
Sie sagen, Nabel, es liegt auf der Hand.«
»Was wußte König
über die Serie Lila?«
»Nichts. Glaub ich.
Aber er fand eine Verknüpfung, den Heizungsbauer Nentwig. Der Rest wäre
bei seiner Kombinationsgabe ein Klacks gewesen. König besaß ein
ungeheuerliches Namensgedächtnis und kam der Sache auf die Spur, das
bedeutete sein Todesurteil.«
»War Zisska ein
Zufallsopfer? Oder der Schwarze? Oder der Banker?«
»Keine Ahnung, ich habe
mit den Morden nichts, aber auch gar nichts zu tun.«
»Wer hat sie Ihrer
Meinung nach begangen?«
»Sicher nicht Dschanow
selbst, der hat für alle Termine ein Alibi, hundertprozentig. Ich
meine, er hat schließlich Leute für sowas. Die Idee mit der
lila Tinte trau ich Anita zu, die Frau ist böse, richtig böse.
Dschanow besitzt immerhin eine ganz pragmatische Ader, ist auf seine Weise
im Grunde vernünftig. Vermutlich war er einfach gezwungen, alle
Spuren zu beseitigen, die die verrückte Anita hinterlassen hatte.«
»Bevor es zur
Elefantenhochzeit kommt.«
»Ja.«
Nabel fühlte sich
besser. Viel besser, als er es sich vor Stunden in den kühnsten Träumen
hätte vorstellen können.
In der Aufdeckung des
Verbrechens lag bereits ein Großteil der Befriedigung, die jemand
wie er aus seinem Beruf ziehen konnte. Die nachfolgende Sühne, die ja
nichts je ungeschehen macht und genaugenommen pro forma verhängt
wird, ist Sache der Gerichte.
Auch Pfeifer schien sich nach
der langen Beichte besser zu fühlen, zumindest gab er sich weniger
hysterisch, saß erschlafft und zusammengesunken auf dem Küchenstuhl,
die Pistole im Schoß.
Was würde er als
Kronzeuge taugen? Nichts. Keine Staatsanwaltschaft der Welt hätte ihn
als vertrauenswürdig eingestuft. Für die Sache mit dem
ausgetauschten Koks, selbst wenn man ihm nur eine Rolle als Mittelsmann
zugestehen würde, säße er acht bis zehn Jahre ab.
Nabel mußte dennoch
handeln. Was konnten die beiden Schwestern dieses windelweichen Idioten für
die Selbstüberschätzung ihres Bruders?
»Hören Sie, David!
Wir machen jetzt erstmal folgendes, ganz unabhängig von Ihren persönlichen
Plänen. Sie nennen mir die Adressen Ihrer Schwestern, ich schicke die
Kavallerie, die nimmt beide in Gewahrsam. Ich bin sicher, daß Ümal
nur blufft. Er würde den beiden zum jetzigen Zeitpunkt nichts tun.«
Pfeifer sah ihn merkwürdig
an, fast pikiert. »Was macht Sie da so sicher?«
»Ihre Unwichtigkeit,
David. Ümal will Sie nur einschüchtern. Warum läßt er
sonst die beiden korrupten Chemiker leben, diesen Fischer und diesen
Wolkov?«
»Sie haben recht. Ich
bin völlig unwichtig. Ich bin einer aus dem Niemandsland. Deshalb bin
ich jetzt vogelfrei. Fischer und Wolkov, was sollten die aussagen? Die wußten
ja nicht einmal, von wem sie unter Druck gesetzt wurden, die haben den
Namen Ümal nie gehört. Nur ich bin der Arsch, der irgendwie von
allem ein bißchen gehört hat, bei dem die Fäden
zusammenkommen. Und was wollen Sie mit meinen Schwestern machen, Nabel?
Zehn Jahre Schutzhaft? Das ist doch naiv. Idiotisch.«
»Sie gehen mir auf den
Sack mit Ihrem Selbstmitleid. Und Ihrer ungebrochenen Selbstüberschätzung.
Wissen Sie, was
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