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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Kate da wäre, einfach nur schweigen. Er wäre nicht gezwungen, irgendetwas zu sagen. Er könnte sich in seinen Gedanken
verlieren, so wie ihm das in der Scheune von Bronty möglich gewesen war.
    »Du könntest vielleicht mit deinem neuen Lieblingsthema anfangen«, sagte er. »Du weißt schon, welches. Dass ich dich verraten habe. Wie wär’s damit? Auch wenn ich dich, wie ich dir schon mehrfach versichert habe, noch nicht einmal gekannt habe, als ich mit Kate zusammen war.«
    Felicity drehte sich wütend zu ihm um. »Musst du denn so ekelhaft sein?«
    »Ich bin nicht ekelhaft«, fuhr er sie an. »Du bist diejenige, die ekelhaft ist. Ich bin in meinem ganzen Leben noch nie so oft am Telefon angeschnauzt worden wie von dir.«
    »Vielleicht hast du es ja verdient«, murmelte Felicity und strich dabei ihr Kleid über den Knien glatt.
    »Was? Nur weil ich vor langer Zeit einen Fehler gemacht habe?«
    »So nennst du das also? Einen Fehler? Wenn du zur Abwechslung mal das hier zum Denken benutzt hättest«, sie tippte sich an die Stirn, »anstatt das Ding in deiner Hose, dann gäbe es jetzt keinen Fehler, der in Gestalt einer Dreijährigen durch die Gegend läuft! Wenn du das doch nur endlich begreifen würdest, Nick. Es ist nicht gerade schön, etwas Derartiges von dem Menschen zu hören, den man in ein paar Monaten heiraten will!«
    »Und wenn du dir endlich einmal darüber Gedanken machen würdest, was es wirklich heißt, Farmer zu sein, anstatt nur ständig große Häuser und Pferde im Kopf zu haben, dann würdest du mich vielleicht gar nicht mehr heiraten wollen!«
    »Das ist gemein, Nick, und das weißt du auch«, sagte Felicity und wandte sich wieder von ihm ab. Sie streckte den Arm aus und stellte das Radio so laut, dass der ganze Wagen bebte. Ihre Unterhaltung war beendet. Nick heftete seine Augen wieder auf die Straße. Zum Teufel mit ihr, dachte er wütend. Wenigstens wartete der B&S-Ball auf ihn.

Kapitel 24
    D ie Abenddämmerung, die sich über die Koppel legte, auf der der Rouseabout B&S-Ball stattfinden würde, brachte tausend Versprechungen mit sich. Schwere V8-Motoren dröhnten, als sich eine lange Schlange von Fahrzeugen langsam auf den Eingang des Festgeländes zubewegte. Laute Countrymusik schallte über das Gelände und kündete davon, dass hier Menschen zusammenkamen, die sich alle gemeinsam mit Bundy betrinken und dabei für einen kräftigen Regen beten würden, der der Dürre ein Ende machen sollte.
    Es war aber nicht nur eine Gelegenheit, sich zu amüsieren, die junge Leute zu diesem abgelegenen Flecken Erde in einem öden, windgepeitschten Tal im zentralen Hochland von Tasmanien zog. Es war etwas geradezu Überirdisches. Es gehörte zum Leben hier einfach dazu. Hier, im Schatten der schon vor langer Zeit abgestorbenen großen grauen Eukalyptusbäume, war es für sie alle etwas ganz Besonderes, kein Stadtmensch zu sein.
    Der B&S-Ball war eine Erfahrung, die den meisten Menschen versagt blieb. Kate wusste, dass sie eine jener Glücklichen war, die dazugehörten und die auch verstanden, worum es hier eigentlich ging. Sie spürte bereits das Kribbeln der Begeisterung in ihrem Bauch und bekam am ganzen Körper eine Gänsehaut. Sie liebte die Zwanglosigkeit der Menschen, die hier lebten. Die Landjugend, die trotzig, aber auch voller Stolz dem Konsumdenken und der politischen Korrektheit, die neuerdings in Australiens großen Städten Einzug gehalten hatte, einfach die kalte Schulter zeigte. Kate hasste die amerikanische Lebensart, die sich wie ein Krebsgeschwür zunächst in den Vorstädten und dann auch darüber hinaus ausgebreitet hatte, so dass ein Ballungsraum inzwischen genauso aussah wie der andere. Sie liebte die ländliche Kultur über alles.
    An diesem Wochenende und auf diesem Gelände würde man mit
Sicherheit keine Designerdrogen finden. Hier wurde keine »Duff-duff«-Musik gespielt. Man sah auch keine ausgebeulten Skaterhosen, die so tief saßen, dass man die Poritze sah. Keine Playstations. Stattdessen tranken die jungen Leute hier Bier und trugen robuste Stiefel. Sie redeten, wie ihnen der Schnabel gewachsen war, und man amüsierte sich auf gute alte Art und Weise. Es gab Würstchen und Koteletts, das Ganze in einem luftigen Weißbrot, aus dem rote Tomatensoße sickerte wie Blut aus einer Schusswunde. Das Geld, das das B&S-Komitee einnahm, kam der Gemeinde zugute. Es floss in das örtliche Pflegeheim und das Gesundheitszentrum. Außerdem war Kate sich sicher, dass sie an diesem

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