Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
Vom Netzwerk:
dann laut zu lachen. »Das klingt mir eher nach einer Strafversetzung!«
    »Ich meine es ernst, Kate. Du bist einfach nicht dafür geschaffen, jeden Tag im Büro zu sitzen. Und das weißt du auch. Außerdem musst du wegen deiner kleinen Tochter flexibel sein. In Tasmanien suchen sie ganz in der Nähe von dort, wo du herkommst, händeringend einen Agronomen und Landwirtschaftsberater. Die Gegend dort unten erhält gerade eine ordentliche Finanzspritze. Du hast inzwischen genügend Erfahrung, dass sie richtig scharf darauf sind, dich zu bekommen. Du kannst dir die Arbeitszeit dort selbst einteilen. Vielleicht kannst du dir sogar auf der Farm deiner Familie ein Büro einrichten.«
    » Familie «, sagte Kate ungläubig. »Die einzige Familie, die ich habe, ist hier.« Sie hatte plötzlich das Bild ihres Vaters vor Augen, der aufrecht am Steuer seines Traktors saß, während er mit seiner Egge in den schwarzen, lehmigen Boden Furchen zog, die gerader und präziser
waren als die Streifen eines Nadelstreifenanzugs. Ihren Vater, der in ihrem Gesicht forschte und versuchte, darin ihre Mutter zu finden. Dann schien es ihm stets wehzutun, wenn er tatsächlich Laneys Gesichtszüge dort entdeckte, weil sie, Kate, nie an ihre Mutter heranreichen würde. Sie hatte gesehen, wie er oft bei ihrem Lachen, das genauso wie das ihrer Mutter klang, aber viel lauter war, zusammengezuckt war. Selbst hier, während sie in Buzz’ Büro saß, spürte Kate den Schmerz, den der enttäuschte Blick ihres Vater bei ihr stets ausgelöst hatte. Allein schon bei dem Gedanken, mit Nell nach Tasmanien zurückkehren zu müssen, packte sie die schiere Panik. Sie konnte einfach nicht mehr dorthin zurück. Auch nicht, wenn ihr Bruder Will da war, um sie moralisch zu unterstützen.
    In Tasmanien würde den Leuten sofort auffallen, dass sie dunkle, ihre Tochter aber hellblonde Haare hatte. Deshalb würden sie früher oder später auch darauf kommen, wer Nells Vater war. Sie würden das Mädchen ansehen und wissend nicken. Kate lief plötzlich der Schweiß den Rücken hinunter.
    »Schau«, fuhr Buzz fort. »Ich tue dir damit doch nur einen Gefallen. Einen weiteren Gefallen. Entweder du bewirbst dich für diesen Posten, oder ich muss dir auf der Stelle kündigen. Ein gutes Zeugnis kannst du dann auch vergessen. Und dabei bin ich mir sicher, dass mir nicht einmal die Hälfe von dem, was du in den letzten paar Monaten angestellt hast, zu Ohren gekommen ist.«
    Kate blinzelte. Ihr Blick wanderte von ihm weg. Das stimmte. Seit sie Maureens Farm verlassen hatte und in die Stadt gezogen war, war ihr Privatleben völlig außer Kontrolle geraten. Ihr war auch durchaus bewusst, dass dabei vor allem Nell die Leidtragende war. Kate war intelligent genug, um ihre Arbeit mühelos zu erledigen, sie war geschickt im Umgang mit den Kunden und inzwischen auch erfahren genug, um einen Antrag auf eine Agrarsubvention so zu formulieren, dass er unter allen anderen herausragte. Was Nell betraf, so konnte sie jedoch nicht so einfach improvisieren. Kate wusste, dass sie, wenn sie wirklich Mutter sein wollte und wenn sie für ihre kleine Tochter da sein wollte, nicht einfach nur so tun konnte, als ob. Wenn sie ihren
Job verlor, riskierte sie, sich selbst zu verlieren, und dann verlor sie vielleicht sogar ihr Kind. Kate biss sich auf die Unterlippe. Buzz stand auf und legte ihr tröstend eine Hand auf die Schulter.
    »Dimity hat alle Informationen über den Job in Tasmanien. Ich erwarte von dir, dass du dich noch heute dafür bewirbst«, sagte er streng, aber mit freundlichem Blick. »Eine Abschiedsparty wird es übrigens auch nicht geben.«

    Als Kate an ihren Schreibtisch zurückkehrte, war sie zunächst schockiert. Dem folgte jedoch schon bald ein Gefühl der Begeisterung. Sie war jetzt frei. Nichts hinderte sie daran, Nell einfach einzupacken und sich auf den Weg zu machen. Quer durch Australien. Oben im Norden irgendwie Geld verdienen. Mit Obstpflücken. Burgerbraten. Als Mädchen für alles bei der Schafschur. Einfach so lange weiterfahren, bis sie sich endlich selbst wiedergefunden hatten. Dann jedoch meldete sich die Stimme der Vernunft zu Wort. Durch Australien zu ziehen war nichts für Nell, schon gar nicht jetzt, da sie bald in die Schule kommen würde.
    Kate saß an ihrem Schreibtisch und überlegte. Sie dachte an ihre sommersprossige Freundin Janie, die mit ihren rundlichen kleinen Zwillingen und ihrem Ehemann Dave, einem Berg von einem Mann, in Tasmanien lebte.
    Janie

Weitere Kostenlose Bücher