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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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waren zwischen Kängurubäumen, Oyster-Bay-Pinien und Eukalyptusbäumen, die sich an den steinigen Boden klammerten, hindurchgeritten, dann hinunter auf die Ebene und weiter zum Meer, wobei die Farbe des Bodens von einem kräftigen Rot zu einem sandigen Beige gewechselt hatte. Kate sah sie beide jetzt vor sich am Strand von Bronty, mit sechzehn, wie sie verbotenerweise lauwarmen Rum, den sie in ihren Rucksäcken versteckt hatten, tranken, während sie ohne Sattel auf den Rücken ihrer Pferde saßen. Sie sah Janies braune
Beine, die sich vor dem kastanienroten Bauch ihres Pferdes abhoben, ihre langen blonden Locken, die vom salzigen Wasser dunkel waren, und ihr sommersprossiges Gesicht, das sie lachend nach oben gewandt hatte, der Sonne entgegen.
    Kate starrte auf den leeren Bildschirm und begann zu tippen. Kurz und knapp, sagte sie sich. Aber lieb und freundlich. Genau so, wie Janie war.
    »Hallo Janie. Hier in der Arbeit haben sie mir gerade einen Tritt in den Arsch versetzt. Sollen Nell und ich nach Hause kommen? Was meinst du?« Dann schickte sie die E-Mail ab.
    Als Nächstes rief sie Will auf dem Handy an. Schweigen in der Leitung, dann der Klang des automatisierten Klingelns. Würde sie mit der Mailbox verbunden? Wenn sie Wills freundliche Stimme auf dem Band hörte, sah sie ihren großen, stämmigen Bruder mit seinen leuchtenden schwarzen Augen und dem wirren schwarzen Haar, das so sehr im Kontrast zu seinen roten Backen stand, immer ganz deutlich vor sich. Will hatte einen herben Charme, mit dem er jeden einwickelt, sogar die Tiere auf der Farm, die ihm immer mit den Augen folgten. Seine Hunde beteten ihn geradezu an, auch seine Pferde waren ihm treu ergeben, die Schafe vertrauten ihm, und das andere Vieh verhielt sich in seiner Gegenwart immer vollkommen ruhig und entspannt.
    Was Will auch anpackte, es gelang ihm. Seine Schweißnähte waren absolut perfekt, seine Zaunstützen wie mit dem Lineal gezogen, seine Dünger- und Samenmischungen aufs Genaueste berechnet. Er hatte stets eine Unmenge Energie. Energie für die Farm. Für seinen Vater. Für Kate, wenn sie ihn um Mitternacht wieder einmal völlig betrunken anrief. Sogar für Annabelle, wenn jemand ihr gut zureden musste. Er schien sämtliche Unebenheiten und Furchen im Leben ihrer Familie einfach zu ignorieren, indem er völlig in seiner Arbeit für die Farm aufging. Er und Kate sprachen selten von ihrer Mutter.
    Kate fragte sich jetzt, wie er die Neuigkeit, dass man sie versetzt hatte, aufnehmen würde. Als er schließlich ans Telefon ging, war er ziemlich außer Atem. Offensichtlich war er gerade mit irgendeiner körperlich schweren Arbeit beschäftigt.

    »Du bist doch jetzt keine Bandansage, oder? Ich spreche doch mit dem echten Will?«
    »Ja, ich bin’s. Live und in Lebensgröße«, sagte er. »Wie geht’s meiner Schwester und ihrem kleinen Stinker?«
    »Gut. Mir geht es gut. Ihr geht es gut. Uns geht es gut.«
    »Und …?«
    Kate ließ ihren Blick durch das Büro schweifen. Dimity zog den Kopf ein und widmete sich wieder ihrer Arbeit. Kate drehte ihren Stuhl so, dass sie ihr den Rücken zuwandte und senkte dann ihre Stimme.
    »Buzz hat mich gerade gefeuert.« Als sie das sagte, spürte sie plötzlich Tränen in ihren Augen brennen.
    »Ach, Kate.« Sie konnte aus Wills Stimme ganz deutlich die Enttäuschung heraushören. Aber sie hörte auch seine Liebe.
    »Nun, er hat mich nicht direkt gefeuert – aber so gut wie. Er hat mich nach Tassie versetzt. Es besteht sogar die Möglichkeit, dass ich dort ein eigenes Büro einrichten kann. Was soll ich machen?«
    »Du weißt, was ich denke.«
    »Aber ich kann nicht einfach nach Hause zurückkommen, Will.«
    »Doch, das kannst du, Kate. Du kannst sehr wohl wieder nach Hause kommen.«
    »Aber …«
    »Es gibt kein Aber. Die Zeit ist reif dafür. Ich werde mich um euch beide kümmern. Versprochen. Dad wird es auch gut finden. Dafür werde ich schon sorgen.«
    »Und Annabelle?«
    »Die kannst du ruhig mir überlassen. Ich werde schon mit ihr fertig. «
    »Aber …«
    »Kate«, Will schnitt ihr entschlossen das Wort ab, »man bietet dir gerade einen guten Job auf einem Silbertablett an. Du wärst dumm, wenn du nicht zugreifen würdest.«
    »Aber …«
    » Kate . Mum hätte es sicher gern gesehen, dass ihr, du und Nell, hier auf Bronty lebt. Das weißt du ganz genau.«

    Kate schwieg. Will hatte seinen größten Trumpf ausgespielt. Sie spürte, wie ihre gespielte Tapferkeit zu bröckeln begann. Im Grunde hatte

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