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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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und den Kindern ins Haus folgen, dann aber hatte ihr Fluchtinstinkt die Oberhand gewonnen, und sie war wieder einmal davongelaufen. Sie hatte den Hof kochend vor Wut verlassen. Vor allem war sie dabei auf sich selbst wütend gewesen. Sollten sie doch alle Recht behalten. Sie würde gehen und niemals wieder zurückkommen. Und schon hatte Kate in ihrem Pick-up gesessen und war den Highway entlanggerast. Von ihren Schuldgefühlen gejagt wie von einer Horde Dämonen, hatte sie immer mehr Distanz zwischen sich und Nell gebracht, um den unglücklichen Ausdruck auf Nells müdem Gesicht und die Zweifel in ihren Augen zu vergessen.
    Kate hatte sich selbst so sattgehabt. Sie hatte sogar mit dem Gedanken gespielt, einfach mit hundert Sachen gegen einen Baum zu fahren. Schluss zu machen. Tief in ihrem Innern hatte sie jedoch gespürt, dass sie Nell das nicht antun konnte. Sie würde ihre Tochter
niemals in Stich lassen. Und das machte die Tatsache, dass sie wieder einmal davongerannt war, umso schlimmer.
    Im Pub hatte Kate ihr Versagen erst einmal im Alkohol ertränkt. Um nicht an Nell denken zu müssen, hatte sie sich zielgerichtet Songs ausgesucht, in deren Text irgendwelche Drinks vorkamen. Sie hatte die CDs in der Jukebox durchforstet, um ihrem selbstzerstörerischen Saufgelage wenigstens noch eine spaßige Note zu verleihen. Der erste Song, den sie ausgewählt hatte, war »Long Neck Bottle« von Garth Brooks gewesen.
    Während die bunt beleuchtete CD-Maschine zum Leben erwacht war, hatte sie zugesehen, wie Jason, der Idiot, eine Bierflasche öffnete und wortlos vor sie auf den Tresen stellte. Als das Lied zu Ende war, war die Flasche schon fast leer. Als Nächstes hatte sie, während die schmachtenden Klänge eines weiteren Garth-Brooks-Songs durch das Pub hallten, zwei Piña Coladas bestellt, gefolgt von einem Captain Morgan. Dann hatte sie Cold Chisels »Cheap Wine« aufgelegt und eine halbe Flasche Passion Pop vernichtet, bis sie dessen widerwärtig süßen Geschmack einfach nicht mehr ertragen konnte.
    Jetzt stand Jason an der Bar und sah mit seinen schielenden Augen gleichzeitig Kate und die Wand hinter ihr an: »Was soll es jetzt sein?«, fragte er sie.
    »Ein Bourbon, ein Scotch und ein Bier«, sagte Kate schon ein wenig schleppend.
    »Ah! George Thoroughgood«, sagte Jason.
    »Himmel! Du kennst dich aber gut aus. Vielleicht solltest du dich einmal bei Spicks & Specks als Kandidat melden. Du bist schlauer, als du aussiehst, hm?«, sagte sie und zwinkerte ihm dabei zu.
    »Danke«, sagte er und griff nach der Bourbonflasche. »Das sagen viele.«
    Jonesy, der sich inzwischen mit reichlich Bier Mut angetrunken hatte, kam jetzt auch an die Bar und nahm auf dem Hocker neben Kate Platz. Er stützte sich auf die Ellbogen und grinste sie mit weißen Zähnen frech an. Er hatte sich nach seinem Arbeitstag in der Scheune offensichtlich geduscht und ein frisches Hemd angezogen.
Er hatte die Ärmel hochgekrempelt, so dass seine gebräunten Unterarme zu sehen waren.
    »Du scheinst ja einen ganz schönen Durst zu haben.«
    »Willst du mich einladen?«, fragte Kate.
    Jonesy taxierte sie. Er sah, dass bei ihr wieder dieser wilde, unbezähmbare Zug durchkam – diese Wildheit, die sie, wie er sich erinnerte, auch an sich gehabt hatte, als er sie vor ein paar Jahren auf einem B&S gesehen hatte. Er drehte sich zu Jason um und sagte: »Ich nehme das Gleiche, was sie hat.«

    Eine Stunde später beschlossen Kate und Jonesy, nachdem sie bereits dreimal George Thoroughgood aufgelegt hatten und inzwischen stockbetrunken waren, eine Runde Billard zu spielen. Sie brachten mehrere Minuten damit zu, in ihren Taschen nach Kleingeld zu suchen.
    »Ich weiß, dass ich da drin irgendwo noch einen kleinen Goldjungen habe«, sagte Kate, schob die Hand in die Tasche ihrer Jeans und verzog dabei das Gesicht.
    »Lass es mich mal versuchen«, sagte Jonesy. Er versuchte seine dicke Schafschererhand in ihre Hosentasche zu zwängen. Kate bekam einen Lachanfall, als er dabei mit seiner Hand stecken blieb. Sie torkelten zusammen durch den gesamten Raum.
    »Nimm deine Pfoten aus meiner Hose, Jonesy!«
    »Du willst doch schon den ganzen Abend, dass ich dir was in die Hose stecke.«
    »So ein Scheiß! Tu ich nicht! Da drin ist für dich mit Sicherheit nicht genug Platz. Und jetzt raus!« Sie zerrte seine Hand aus ihrer Tasche, und in diesem Moment fiel eine Zweidollarmünze auf den Boden.
    »Ah! Da ist der kleine Mistkerl ja.«
    Kate bückte sich, um die Münze

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