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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Winden gepeitscht, voller Erinnerungen und von den Geistern der früheren Eigentümer des Landes beherrscht, war unendlich kostbar. Sie kniete sich in den nassen Sand und spürte, wie die Hoffnungslosigkeit sie zu überwältigen drohte. Selbst den Hunden, die um sie herumsprangen und sie zum Spielen animieren wollten, gelang es nicht, ihr eine Reaktion zu entlocken. Sie war machtlos. Sie allein konnte das Land nicht verteidigen. Wer war sie denn schon? Ein dummes, selbstsüchtiges Mädchen, das als allein erziehende Mutter geendet hatte. Ein Mädchen, das so selbstgerecht war, dass es die Chance, hier zu leben, einfach weggeworfen hatte.

Kapitel 29
    A ls Kate zu Dave und Janies Farm zurückfuhr und die Hunde wieder in den Zwinger sperrte, sah sie, dass Janie im Hühnerhaus auf der anderen Seite des Hofes beschäftig war. Sie trug einen schmuddeligen, blauen Regenmantel mit Kapuze und sah sehr müde aus, als sie sich jetzt bückte, um unter einer zerzausten, brütenden Henne nach Eiern zu suchen. Aus Janies Geländewagen, der neben dem Schuppen stand, schallte laute Countrymusik.
    Kate fuhr mit ihrem Pick-up über den Hof, stieg aus und warf durch die Fenster einen Blick in Janies Wagen. Nell saß in ihrem Kindersitz und schlief mit leicht geöffnetem Mund. Neben ihr saßen die Zwillinge und quengelten. Brendan hatte eine silberne Spur Rotz auf der Oberlippe. Als die Zwillinge Kate sahen, steigerten sie ihr Quengeln zum Weinen. Kate öffnete die Tür des Geländewagens, drückte beiden ein Spielzeug in die Hand, putzte Brendan die Nase und erklärte ihnen, dass sie sich noch eine Minute gedulden sollten.
    »Eure Mami und ich kommen gleich wieder«, sagte sie, bevor sie die Tür des Wagens wieder schloss.
    Als Kate sich bückte und das Hühnerhaus betrat, schlug ihr der Gestank von feuchtem Hühnerdreck entgegen. Janie hielt einen alten Topf in der Hand, in dem ein einziges Ei lag.
    »Ich versuche gerade, etwas zu finden, was ich den Kindern zum Mittagessen geben kann. Ich habe nämlich nichts mehr im Haus, nicht einmal eine Dose Bohnen. Du warst nicht zufällig eben einkaufen?«
    Kate schüttelte den Kopf. Einkaufen zu gehen war im Moment das Letzte, woran sie dachte. Janie suchte sichtlich gestresst weiter nach Eiern, ohne dabei noch einmal aufzublicken. Hätte sie es getan, hätte sie gesehen, dass Kates Augen geschwollen und rot gerändert waren. Janie redete weiter. Ihre Stimme war ausdruckslos und zynisch.
    »In der Spielgruppe hatten wir einen Riesenspaß – wir haben Bilder
aus Papierschablonen gebastelt. Nell hat einen Ball gemacht, falls es dich interessiert.« Dann wurde ihr Ton weicher. »Von Lance McDonnell habe ich nichts Neues gehört. Überhaupt nichts. Nur dass er noch immer auf der Intensivstation liegt.«
    »Er ist gestorben«, sagte Kate. Ein kalter Windstoß kam durch die Tür. Die Kälte drang sofort bis in ihre Knochen.
    »O Gott«, sagte Janie. »Gestorben? Nein. Wann denn?« Sie sah Kate an und bemerkte erst jetzt den verzweifelten Ausdruck auf ihrem Gesicht. »Der arme Nick.«
    Kate unterdrückte ihre Tränen, während sie versuchte, die Worte auszusprechen, die ihren Schmerz noch vergrößerten.
    »Und Bronty … steht zum Verkauf.«
    Janie schloss die Augen und nickte.
    »Ich weiß.«
    »Du weißt es? Von wem?«
    »Die Spielgruppe …«
    »Und du wolltest es mir nicht sagen?«
    »Doch … Aber erst wollte ich noch die Kinder versorgen.«
    Kate spürte wieder diesen heißen Zorn in sich aufsteigen. Begriff denn überhaupt niemand auch nur irgendetwas?
    »Ich weiß, dass das für dich keine große Bedeutung hat, aber ist dir nicht einmal in den Sinn gekommen, das vor den Papierschablonen zu erwähnen?«, fragte Kate kühl.
    »Es bedeutet mir sehr wohl etwas!«, antwortete Janie sichtlich bestürzt. »Und natürlich weiß ich auch, wie weh dir das tut. Ich wollte nur zuerst die Kinder versorgen und die Zwillinge ins Bett bringen. Ich dachte, dass wir uns dann zusammensetzen und überlegen könnten, was zu tun ist. Mir ist durchaus bewusst, was du da gerade durchmachst, aber im Moment gehen die Kinder einfach vor.«
    »Willst du damit sagen, dass ich eine schlechte Mutter bin?«, fuhr Kate sie aufgebracht an.
    »Aber nein! Ganz und gar nicht! Aber jetzt halt einfach mal die Luft an, und beruhige dich. Sieh die Dinge zur Abwechslung einmal so, wie sie sind. Mir ist klar, dass das alles ein großer Schock für dich
ist. Aber trotz alledem ist es nicht nötig, dass du hier vor den Kindern ein

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