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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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schniefte, quietschte oder weinte, versuchte Kate, ihren geschundenen Körper wieder einigermaßen zum Laufen zu bringen.
    »Wollen Sie noch einmal Voltaren?«, fragten sie die Schwestern oft. Trotz ihrer Schmerzen konnte sich Kate angesichts dieses Namens ein Kichern nicht verkneifen. Immer wenn sie »Voltaren« sagten, hatte sie das Bild eines braungebrannten Muskelmanns, mit nacktem Oberkörper und langen blonden Haaren, wie er die Einbände von Liebesromanen zierte, vor Augen. Sie malte sich aus, wie »Voltaren« in ihr Zimmer stürmte, um sie zu retten. Er würde mit einer dramatischen Geste den Vorhang zurückziehen, ihre Hämorrhoidensalbe und Stilleinlagen einfach vom Nachttisch wischen und sie dann mit seinen starken Armen aus dem Bett heben.
    »Ja, ich hätte gerne noch eine Voltaren«, pflegte sie zu antworten, erpicht auf die Benommenheit, die das Medikament ihr brachte. Starke Schmerzmittel linderten nicht nur den brennenden Wundschmerz ihres Dammrisses. Sie halfen ihr auch dabei, den Gedanken daran zu verdrängen, wie ihr Leben jenseits der Klinikmauern aussehen würde. Ein Leben, zu dem von nun an dieses winzige, zarte Wesen gehören würde. Ihre Tochter Nell.
    Als Will sich über das eingewickelte Baby, das wie eine kleine Puppe aussah, gebeugt hatte, wusste Kate ganz genau, was er dachte. Mit der süßen kleinen Stupsnase, den strahlend blauen Augen und den blonden Haaren war Nell ihrem Vater wie aus dem Gesicht geschnitten. Das Formular für Nells Geburtsurkunde lag auf dem Nachttisch neben dem Bett. Kate hatte versucht, es auszufüllen, aber an der Stelle, wo sie den Namen des Vaters hätte eintragen sollen, hatte sie
nicht mehr weitergewusst. Sie wollte Will gerade fragen, ob sie einfach lügen und »unbekannt« eintragen sollte, als eine Gruppe ihrer Mitstudenten ins Zimmer stürmte.
    »He!«, sagte Kate und richtete sich vorsichtig in ihren Kissen auf, um zu vermeiden, dass die Nähte wieder aufrissen. Sie konnte den Arzt noch vor sich sehen, der sich über ihre gespreizten Beine gebeugt hatte, während die OP-Lampe grell auf sie herabgeschienen hatte. Trotz seiner gepflegten Manieren war er ihr genauso grob vorgekommen wie ein Schafscherer, der die helle, blutige Schnittwunde eines gerade geschorenen Schafes mit Zahnseide vernähte. Kate hoffte, dass ihre Besucher den fleischigen Geruch warmen Blutes, das noch immer aus der Wunde sickerte, nicht bemerken würden. Sie zog die Krankenhausdecke über ihre Beine und bis zu ihrer Hüfte hinauf.
    »Herzlichen Glückwunsch«, rief Bindy und stürmte dann auf Kate zu, um sie zu umarmen und das Baby zu bewundern.
    »Bindy, ihr alle, das ist mein Bruder Will.« Kate zeigte in seine Richtung. »Will, das hier sind meine Studienkollegen. Am besten, du beachtest sie überhaupt nicht.«
    »Tag.« Will nickte ihnen zu und trat dann einen Schritt zurück, damit sie sich um das Kinderbettchen scharen konnten.
    »Wo ist ihr zweiter Kopf?«, witzelte der rotgesichtige Bilzo.
    »Und die Schwimmhäute zwischen ihren Zehen und Fingern, damit sie durch die Bass Strait zurückschwimmen kann?«, fragte Freshie.
    »Wenn es ein Junge wäre, würdest du ihn dann beschneiden?«, fragte Bilzo frech. »Wir wissen ja schließlich alle, was ihr Tasmanier treibt.«
    »Halt die Klappe«, sagte Bindy und klopfte ihnen beiden auf die Schultern. »Sei froh, das sie dich nicht beschnitten haben, Bilzo, sonst hättest du da nämlich nichts mehr, womit du pinkeln könntest.«
    »Uuuuh«, kam es von den Jungen im Chor. Kate sah sie an und lächelte. Sie hatten sich am College nach und nach mit ihr angefreundet, obwohl sie schwanger war. Sie waren nicht der coolste Haufen, aber vielleicht mochte Kate sie gerade deswegen. Sie hatten sie in ihre Welt aufgenommen. Und sie hatten es ihr dadurch gezeigt, dass
sie sie ständig geneckt hatten. Sie hatten sie »Brutkasten« genannt, hatten ihr in der Mensa des Colleges Milchshakes gekauft, »um ihre Euter aufzufüllen«, hatten Witze über ihren immer dicker werdenden »Bierbauch« und darüber gemacht, dass sie wohl doch mit dem kugelrunden tasmanischen Kricketspieler David Boon verwandt sein müsste. Jetzt aber, da sie ihr Kind auf die Welt gebracht hatte, fühlte Kate sich ihnen in keiner Weise mehr verbunden.
    »Da wir schon vom Pinkeln sprechen«, sagte Bilzo zu Kate, »hast du was dagegen, wenn ich mal das Klo benutze, Boonie? Wir haben auf dem Weg hierher ein paar Bierchen gezischt. Ich muss dringend pinkeln. Vielleicht seile ich auch

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