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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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hinter den Rücken geschoben und in dem Pick-up-Magazin geblättert. Dabei war ihr Blick auf das Foto einer Gruppe lächelnder Mädchen gefallen, die, während sie sich gegenseitig die Arme um ihre Schultern gelegt hatten, auf der Ladefläche eines Pick-ups saßen und Bierflaschen in der Hand hielten. Sie trugen alle Krankenhausarmbänder an den Handgelenken und zeigten damit, dass sie nicht nur dafür bezahlt hatten, um in diese Pick-up-Gruppe zu kommen, sondern dass sie wirklich dazugehörten. Sie gehörten tatsächlich zu diesem verrückten, saufenden Haufen, der staubig, laut und schmutzig war. Kate hatte das Foto angestarrt und unwillkürlich ihr eigenes Krankenhausband berührt, während sie an Janie gedacht hatte. Sie hatte an das letzte Mal gedacht, als sie und Janie ein Band wie dieses getragen hatten. Das war auf dem Rouseabout B&S-Ball gewesen.
    Mein Gott, war es ihr durch den Kopf gegangen. Sie hatte sich so alt und kaputt gefühlt, dass sie sich nicht einmal vorstellen konnte, jemals wieder auf einen B&S zu gehen.
    »Darfst du so etwas überhaupt trinken?«, hatte sie plötzlich eine Stimme von der Tür her gehört. Es war Will. »Ich weiß, dass die Besuchszeit
eigentlich schon vorbei ist, aber die Schwester hat mich trotzdem reingelassen.«
    Kate hatte gelächelt und sich plötzlich unglaublich darüber gefreut, dass er da war. Als sie jetzt an ihrem Schreibtisch im Büro saß und sich Buzz’ Worte noch einmal durch den Kopf gehen ließ, erschien ein Lächeln auf ihrem Gesicht. Nach all der Zeit würde sie jetzt also wieder nach Hause gehen. Nach Hause zu Will.

    Zwei Wochen später stand Kate mit Maureen vor deren niedrigem Ziegelhaus. Ihre Tante streckte die Hand aus und strich Nell zärtlich über die Haare, während sie mit den Tränen kämpfte. Kate spürte, wie angespannt ihre Tante war. Sie hielt die Lunchbox, die Maureen ihr gegeben hatte, in die Luft.
    »Danke für die Fressalien, Tante Maureen.«
    »Das ist für euch beide viel besser als des Essen in irgendeinem Fernfahrerlokal.«
    Das Beben in der Stimme ihrer Tante war nicht zu überhören. Sie wussten beide, was Kate bei ihrer Rückkehr in Tasmanien erwartete, oder genauer gesagt, was sie nicht erwartete: Laney war nicht mehr da. Sie lebte nicht mehr auf dieser manchmal düsteren, aber manchmal auch heiteren und schönen Insel. Das alte Haus aus Stein und Schindeln direkt am Meer würde ihr so hohl vorkommen wie eine leere Muschelschale am Strand. Aber Kate erinnerte sich auch daran, wie begeistert Will gewesen war, als sie ihm gesagt hatte, dass sie nach Hause kommen würde. Sie hielt sich an seiner Liebe und an seinem Vertrauen zu ihr fest, so als wäre diese Liebe eine Sicherheitsleine, die sie immer ans Ufer zurückzog.
    Maureen machte einen Schritt auf Kate zu und drückte sie an sich. Dann hielten sie einander einen Augenblick lang fest. Maureen half Nell dabei, auf den Rücksitz des Pick-ups zu klettern. Sie gab ihr einen Kuss auf die Stirn, bevor sie sie in ihrem Kindersitz festschnallte.
    Auf dem Beifahrersitz des Pick-ups, mitten zwischen den Reisetaschen und Schachteln, saß Sheila und hechelte. Sie leckte sich immer
wieder übers Maul und schien sehr nervös zu sein. Kate zog die Tür zu und ließ den Motor an.
    »Fahr vorsichtig«, rief Maureen.
    Kate nickte. Sie wollte sagen: Danke, Maureen, dass du mir geholfen hast. Bei der Schwangerschaft. Bei der Geburt. Dabei, dass ich das Studium geschafft habe. Einfach bei allem. Stattdessen presste sie die Lippen fest aufeinander und versuchte ein Lächeln, das jedoch mehr zur Grimasse geriet. Dann fuhr sie los und ließ ihr Leben in Orange hinter sich. Sie fuhr in ihre Vergangenheit zurück.

Kapitel 5
    Ü ber der gezackten Skyline von Melbourne lag eine Dunstglocke. Als Kate sich der Innenstadt näherte, schloss sie das Wagenfenster, damit der Gestank der Abgase draußen blieb. Sie warf einen Blick in den Rückspiegel, um zu sehen, wie es ihrer Tochter ging. Nell schlief. Ihre Wangen waren entspannt, ihre feinen schwarzen Wimpern ruhten auf ihrer blassen Haut. Ein Heiligenschein aus weißblonden Locken umrahmte ihr kleines Gesicht. Dann warf Kate einen Blick auf ihr eigenes Spiegelbild, betrachtete ihre dunklen Augen, die das Erbe ihrer irischen Vorfahren waren. Im Gegensatz zu ihrer Tochter hatte sie eine sonnengebräunte olivfarbene Haut und die langen schwarzen und glänzenden Haare einer Zigeunerin. Es war gut, dass ihr unstetes Leben jetzt ein Ende finden würde. Sie fuhr

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