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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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sind auch nicht lange weg. Nur auf einen einzigen Drink.«
    Janie sah zuerst Kate an, dann Will, wobei sich ein zweifelnder Ausdruck auf ihrem mit Sommersprossen übersäten Gesicht ausbreitete.
    »Du! Nur einen einzigen? Das glaube ich nicht.«
    »Natürlich bleibt es bei einem.«
    »Klar«, sagte Janie. »Will, du könntest mich ruhig mal ein bisschen unterstützen.«
    »Jetzt sieh mich nicht so an, Janie, wir wissen doch beide, wie sie ist.«
    Ja, Janie wusste in der Tat, wie Kate war. Sie schnitt eine Grimasse.
    »Seit die Zwillinge auf der Welt sind, habe ich keinen Fuß mehr in ein Pub gesetzt. Dann taucht Kate auf, und der erste Drink steht schon so gut wie auf dem Tisch! Aber warum eigentlich nur einer?«
    Als sie auf das mit Brettern verschalte Haus zugingen, boxte Kate mit den Fäusten in die Luft.

    »Ich wusste, dass du mich nicht hängen lässt, Janie. Und jetzt beeil dich.«
    »Ich darf mich aber vorher noch duschen, oder?«
    »Klar«, sagte Kate, obwohl sie am liebsten sofort losgefahren wäre.
    Als sie auf das Haus zugingen, spürten die beiden Freundinnen trotz ihrer Wiedersehensfreude auch einen leisen Groll in sich aufsteigen, ein Gefühl, das sich immer wieder einmal meldete so wie ein Fisch, der von Zeit zu Zeit an einer Angelschnur zupft. Janie war noch immer ein wenig sauer, dass Kate damals nicht zu ihrer Hochzeit nach Tasmanien gekommen war. Kate wiederum war ein wenig verstimmt, weil Janie nie zu ihr aufs Festland gekommen war, um sie und Nell zu besuchen. Dann war da noch diese eine Sache. Dieser Rouseabout Ball, der wie ein feiner Nebel zwischen ihnen hing.

    Ein zarter Dunstschleier dämpfte das Licht des Mondes, der, groß und rund, hinter den Eukalyptusbäumen am Hang aufgegangen war. Die Straße vor dem Pub lag dunkel und verlassen da. Nur Kates Pick-up und ein viereckiger, rostiger Land Cruiser waren zu sehen. Das Geschäft auf der anderen Straßenseite war geschlossen. Die Zapfsäulen waren abgesperrt. Das Bild einer Stadt, die auf den nächsten Tag wartet.
    Sheila schlief zusammengerollt auf dem Beifahrersitz des Pick-ups, während Wills Hunde auf der ramponierten alten Abdeckplane hinten auf der Ladefläche vor sich hin dösten. Nur ihre Ohren bewegten sich, immer wenn aus dem Hotel irgendein Geräusch kam.
    Das Millbrook Hotel war aus von Sträflingen behauenen Sandsteinen erbaut worden. Im Laufe der Jahre hatte es mehrmals einen dicken weißen Anstich erhalten. Deshalb leuchtete das weiße Pub mit dem steilen, eisengrauen Dach in der Nacht strahlend hell im Mondlicht. Gelbes Licht schimmerte in seinen kleinen Fenstern, die wie Katzenaugen aussahen. Als Kate vor dem Pub stand, fuhr sie mit den Händen über den glatten, senkrechten Holzpfosten der Veranda und lachte.

    »Ha! Dieser Laden hat sich anscheinend nicht im Geringsten verändert. «
    »Doch, das hat er.« Janie verdrehte die Augen. »Dave meint, dass er noch schlimmer geworden ist.«
    »Noch schlimmer! Wie soll das denn gehen?«
    »Old Boggy Jocks hat letztes Jahr den Löffel abgegeben. Jetzt sind es der Schwachkopf und die Hure, die den Laden führen.«
    »Der Schwachkopf und wer?«
    »Boggys Tochter Bev und ihr Spielzeug, dieser Jason. Bev ist alt genug, um Jasons Mutter zu sein. Aber sie liebt ihn. L. I. E. B. T. ihn!«
    Spielzeug. Bei diesem Wort zuckte Kate innerlich zusammen. Das war ein Wort, das ihr manchmal in den Sinn kam, wenn sie an jene eine Nacht dachte. Aber er war kein Spielzeug gewesen. Oder etwa doch? Er war damals siebzehn, nur zwei Jahre jünger als sie. Über dem gesetzlichen Mindestalter. Dann schloss Kate einen Moment die Augen und dachte wohl zum millionsten Mal: Wie dämlich. Wie konnte ich nur so dämlich sein?
    »Kommt«, sagte sie und zwang sich damit, an etwas anderes zu denken. »Will zahlt die erste Runde.« Sie zerrte einen lauthals protestierenden Will am Ärmel auf die Eingangstür zu, riss diese auf und stürmte dann in das Pub.
    »Großer Gott, seht euch nur die Typen an, die in diesem Laden versammelt sind!«, sagte Kate, stemmte ihre Hände in die Hüften und starrte dann die Reihe leerer Schemel an, die an der Bar aufgereiht standen.
    »Ja, hier wimmelt es immer von wirklich heißen Typen«, sagte Janie.
    Die drei gingen auf die verwaiste Bar zu. Kate musterte die Wand dahinter, die mit Fotos beklebt war. Seit sie vor vier Jahren das letzte Mal hier gewesen war, war anscheinend kein einziges neues hinzugekommen. Da war der Schnappschuss, der Old Boggy, den verstorbenen Gastwirt, mit

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