Australien 01 - Wo der Wind singt
während sie ihre Brüste mit beiden Händen packte und noch weiter nach oben schob.
»Und jetzt sagt alle ›Lesben‹«, forderte Janie sie auf.
»Lesben?«, fragte der Idiot.
»Das ist genauso wie ›cheese‹. Jetzt sagt ›Lesben‹, macht schon.«
»Lesben!«, brüllten sie daraufhin alle gleichzeitig. Alle bis auf den Idioten, der »Was?« sagte. Nach dem Blitz johlten sie ausgelassen. Die Hunde sprangen von den Barhockern hinunter, wobei die kleine BH vor Will bellend auf und ab hüpfte. Nur Sheila blieb bei ihnen und wartete geduldig auf ihr Twistie.
»Was würde wohl der Kontrolleur vom Gesundheitsamt sagen, wenn er jetzt zur Tür hereinkäme? Will schüttelte den Kopf und rief BH von einer umgekippten Schale mit Erdnüssen zurück, wo sie mit ihrer dicken rosa Zunge eifrig das Salz ableckte.
»Zum Teufel mit den verdammten Kontrolleuren«, sagte Kate. »Der Laden hier ist in Ordnung.«
»Findest du wirklich? Dann hast du noch nicht gesehen, wie es hinten aussieht«, schnaubte Bev verächtlich.
Janie legte die Kamera weg.
»Komm, Webster, du bist daran schuld, dass ich stinkbesoffen bin, und dabei habe ich doch morgen früh diese dämliche Spielgruppe! Und ich muss noch den verdammten Spielteig machen. Lasst uns gehen.«
»Ach, scheiß doch auf den Spielteig«, sagte Kate und schnippte mit den Fingern. »Noch einen Wodka für alle, Jason.«
»Aber …« Janie sah Jason dabei zu, wie er die Ränder der Gläser an die Zapfhähne drückte, die wie große schwarze Spinnen über der Bar hingen.
»Für mich bitte nichts mehr, Jase. Ich habe zu viel, wenn ich noch einen trinke.«, sagte Will.
»Wir könnten doch Dave anrufen, damit er uns abholt«, sagte Kate.
»Und die Kinder allein im Haus lässt?«, fragte Janie.
»Das ist doch kein Problem. Sie schlafen doch.«
»Ach, Kate! Was für ein armes kleines Ding deine Tochter doch ist«, seufzte Will. »Wie hat sie bis jetzt nur überlebt?«
Kate sah sie beide mit angestrengtem Blick an.
»Wer seid ihr? Die Elternpolizei?«
Kate nahm das Wodkaglas, das vor Will stand. Sie legte ihren Kopf in den Nacken und kippte sich dessen Inhalt in ihren geöffneten Mund. Dann beugte sie sich über die Bar und füllte es mit Wasser aus dem Hahn. »Da kann man nichts machen, Will. Zufrieden? Jetzt kannst du zumindest so tun, als würdest du mit uns trinken.«
»Toll, danke«, sagte Will und nahm das kleine Glas mit Daumen und Zeigefinger.
»Warte!«, sagte Kate. »Ich habe zuerst noch etwas zu erledigen …«
Will und Janie stöhnten gleichzeitig auf, als Kate zur Jukebox hinüberging und noch einmal »Like a Virgin« auflegte. Sie kam zu ihnen zurück, wobei sie in einer schmollenden Parodie von Madonna den Text des Liedes mit den Lippen formte. Gerade als Kate mit ihren Fingern durch Janies Haare fuhr und sie mit ihrer Hüfte gegen ihr
Bein stieß, öffnete sich hinter ihr die Tür. Während Kate wie die echte Madonna mit dem Po wackelte und dabei johlte, fiel ihr zunächst gar nicht auf, was für ein Gesicht Janie plötzlich machte.
»Was ist?«, fragte sie schließlich doch sichtlich irritiert. Janie schluckte und deutete mit den Augen zur Tür. Als Kate sich umdrehte, sah sie drei Personen, die ihre Tanzeinlage offensichtlich beobachtet hatten.
Kate erkannte als Erstes ihren Stiefbruder Aden mit seinem großstädtischen Bürstenschnitt, den er mit Gel in Form gebracht hatte. Ein boshaftes Grinsen lag auf seinem scharf geschnittenen, durchaus attraktiven Gesicht. Neben ihm stand ein schlankes Mädchen in einem hübschen, hellblauen Kleid und einem marineblauen Mantel, das irgendwie aussah wie eine Prinzessin, die sich verlaufen hatte. Sie schien die ganze Szene jedoch überhaupt nicht komisch zu finden. Hinter den beiden stand ein junger Mann.
Kate blinzelte angestrengt, als sie ihn, betrunken wie sie war, zu fixieren versuchte. Sie musterte den jungen Mann, der mit seinen mehr als einsachtzig Körpergröße ziemlich selbstbewusst dastand. Er trug einen Rugbypullover in Marineblau und Rot, hatte die breiten Schultern eines Holzfällers, eine schmalen Taille und Hüften, die durch seinen breiten, braunen Ledergürtel betont wurden und dadurch geradezu umwerfend sexy wirkten. Seine blonden Haare waren militärisch kurz geschnitten, und seine Wangenknochen waren noch perfekter als jene von Michelangelos David. Dann sah Kate in seine Augen. Es waren dieselben salzwasserblauen Augen, wie sie jener Junge gehabt hatte. Der siebzehnjährige Junge damals auf
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