Australien 01 - Wo der Wind singt
Felicity.
»Ja.« Sein Blick ruhte jedoch auf Kate, die sich gerade gebückt hatte, um ihren alten roten Kelpie zu streicheln.
Kate schämte sich wegen der Bemerkung, die sie eben gemacht hatte. Sie hatte ein schlechtes Gewissen und kam sich sowohl unhöflich wie auch ziemlich dumm vor. Am liebsten hätte sie sich unter dem dunklen Billardtisch verkrochen und vor dem bezaubernden (und wahrscheinlich auch sehr netten) Paar versteckt, das sie gerade ohne jeden Grund so brüskiert hatte. Aden kam zu ihr herüber und legte von hinten seine Arme um ihre Taille. Er hob sie hoch und schwenkte sie herum.
»Du steckst ganz schön in Schwierigkeiten«, sang er dabei wie ein Schulkind.
Kate entwand sich ihm.
»Jetzt, wo mein Stiefbruder anfängt, mich zu befummeln, weiß ich, dass ich wieder in Tasmanien bin.«
»Ach, komm schon. Das ist doch nur ein bisschen brüderliche Liebe. « Er kam mit ausgestreckten Armen wieder auf sie zu.
»Red keinen Scheiß«, sagte sie und schob ihn weg.
»Ich soll dich nach Hause bringen.«
»Verpiss dich. Ich wäre schon längst zu Hause, wenn ihr nicht alle da wärt.« Sie drehte sich von ihm weg, wobei sie einen kurzen, verlegenen Blick zu Nick hinüberwarf, bevor sie zu Boden sah.
»Reg dich ab, Kate«, mischte Will sich jetzt wieder ein. »Aden hat Recht. Es ist wirklich an der Zeit, dass wir nach Hause fahren. Dein Verhalten ist Annabelle und Dad gegenüber einfach nicht fair. Die beiden freuen sich schon die ganze Zeit auf dich … und auch auf Nell.«
Als Will Nells Namen erwähnte, warf Kate wieder einen nervösen Blick zu Nick hinüber. Er lehnte inzwischen jedoch an der Bar und unterhielt sich mit Felicity.
»Ich denke, ich sollte heute bei Janie übernachten«, sagte Kate und wollte plötzlich nichts anderes mehr, als das Pub verlassen.
»Wäre es nicht besser, wenn du einfach mit nach Hause kommst?«, drängte Will.
»Wenn ich bei Janie bleibe, brauche ich Nell nicht zu wecken.«
»Schön. Es ist deine Entscheidung. Dann werde ich dich also dort absetzen«, antwortete ihr Will schroff. »Aden, könntest du Dad und Annabelle bitte ausrichten, dass es Kate leidtut, dass sie es nicht zum Abendessen geschafft hat und dass sie morgen früh nach Hause kommt. Das ist doch so, Kate?«
Kate zuckte mit den Schultern.
Sie verließen das Pub, betrunken und von ihren Hunden begleitet. Beim Hinausgehen riefen sie Jase und Bev noch ihren Dank zu. Nick stand mit Felicity an der jetzt wieder verlassenen Bar. Der Idiot und die Hure, zu betrunken, um sich um ihre beiden letzten Gäste kümmern zu können, knutschten auf einer Holzbank neben dem Kamin herum.
»Darf ich dir vielleicht einen Drink bringen, Flick?«, fragte Nick unsicher.
»Bitte nenn mich nicht Flick.«
Nur kurze Zeit später hallte Felicitys Stimme draußen vor dem Pub durch die verlassene Straße. »Wer war das?«, fragte sie, als sie ihren Mantel fröstelnd um ihren schlanken Körper wickelte.
»Wer?« Nick öffnete die Tür des Pick-ups und wartete darauf, dass sie einstieg.
»Dieses Mädchen.« Nick überlegte fieberhaft, als er die Tür zuknallte und zur Fahrerseite ging. Felicity versuchte, in der Dunkelheit etwas in seinem Gesicht zu erkennen. »Willst du es mir nicht sagen?«
Nick, der nach dem Gurt suchte, kam sich in dem kleinen Führerhaus eingesperrt vor. Er spürte, dass Felicity ihn mit ihren hellen Augen aufmerksam musterte.
»Welches Mädchen?«
»Du weißt ganz genau, wen ich meine.«
Nick schloss die Augen. »Niemand. Sie ist niemand.«
»Nicht …« Felicity legte ihre schlanke Hand auf sein Knie. Es war jedoch keine zärtliche Berührung. Es war vielmehr eine Warnung.
»Sie ist nur eine Freundin meines Bruders. Ich hab sie seit Jahren nicht mehr gesehen.«
»Eine Freundin deines Bruders?«, fragte Felicity. »Wann wäre Angus denn je mit einer Frau einfach nur befreundet gewesen?«
Nick wollte nicht darüber reden. Jedenfalls nicht jetzt. Ihm war noch immer ganz schwindelig von dem Wiedersehen mit Kate. Er trat aufs Gaspedal, und der V 8 Holden Pick-up schoss auf den Highway hinaus. Ein dunkelblauer, verwaschener Fleck in der schwarzen Nacht. Als er auf die Straße vor ihnen starrte, war er trotz Felicity, die neben ihm saß und offensichtlich vor Wut kochte, in Gedanken wieder bei Kate.
Soweit er es beurteilen konnte, hatte Kate sich kaum verändert. Sie trug ihre dunklen Haare noch immer lang. In ihrer Jeans machte sie eine perfekte Figur. Er liebte ihre Rundungen. Sie erinnerten ihn
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