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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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stets an jene Frauen von Rubens, die auf weichen, seidigen Kissen ruhten, halbnackt und nur in Tücher gehüllt. Nach dem B&S war er jenen Bildern im Kunstunterricht geradezu verfallen gewesen. Er hatte mit dem Finger die langen, wallenden Haare der Frauen nachgezeichnet und dabei immer wieder seine Nacht mit Kate vor Augen gehabt. Ihr Gesicht sah noch genauso aus, wie er es in Erinnerung hatte — umwerfend, ja geradezu atemberaubend hübsch, mit einer Haut glatt wie Karamellcreme. Sie hatte sich so gut wie gar nicht verändert. Vielleicht war an dem Gerücht ja überhaupt nichts dran, dachte Nick. Dem Gerücht, dass sie ein Kind mit irgendeinem Kerl vom Festland hatte.
    Vor dem Schwesternheim, das sich in der nächsten Stadt befand, hielt er im Licht einer einsamen Straßenlaterne an. Felicity sah ihn missmutig an. »Ich würde sagen, diese Kate Webster ist ziemlich attraktiv. Findest du nicht auch? Ein bisschen mollig, aber trotzdem wirklich hübsch.«
    »Nein. Ja. Ich meine, das ist mir noch nie aufgefallen. Du bist attraktiv.
Du hast heute beim Abendessen einfach großartig ausgesehen. «
    Er streckte die Hand aus und strich über ihr langes, glattes blondes Haar.
    »Lass das«, fuhr sie ihn an, schob seine Hand weg und drehte dann den Verlobungsring auf ihrem knochigen Finger herum.
    Nick seufzte. »Also, kommst du nach deinem Dienst noch zur Farm raus?« Er wandte sich ihr zu und begann an den Knöpfen ihres Mantels herumzuspielen.
    »Vielleicht. Ich muss noch die Sättel für Samstag putzen.«
    »Oh. Okay.«
    »Also, wir sehen uns dann.« Sie griff nach ihrer Handtasche.
    »Krieg ich denn keinen Kuss?«, fragte er.
    Felicity löste ihren Sitzgurt und stieg aus dem Wagen.
    »Nein, heute Abend nicht. Da ist etwas, was du mir verschweigst. Das spüre ich. Du sagst es mir nicht, also gibt’s auch keinen Kuss.« Sie schlug die Tür zu, und er hörte, wie ihre Absätze auf dem Weg zu dem kleinen Ziegelbau klapperten, in dem die Schwestern wohnten.
    Nick sah zu, wie sie, ohne sich noch einmal umzudrehen, die Eingangstür hinter sich schloss. Er seufzte noch einmal, als er davonfuhr und zum Mond hinaufsah. Er stand jetzt hoch am Himmel, hing wie ein riesiger gelber Eidotter über dem weißen Nebel. Nick umklammerte das Steuer. Sie war also wieder da. Kate Webster war wieder im Land.

Kapitel 8
    J anie kam mit einem Kissen und einer Bettdecke ins Zimmer, die mit Mickymäusen bedruckt war. Sie hielt Kate beides entgegen.
    »Ich hatte nur Micky oder die Wiggles zur Auswahl. Aber ich habe mir gedacht, dass dich die vielen sexy Wiggles-Hintern zu sehr erregen würden.« Als sie sah, dass Kate, die Arme um ihre Knie geschlungen, auf der Couch vor- und zurückschaukelte und ins Leere starrte, ließ sie sich in einen Sessel fallen. »Kate? Was ist los mit dir?«
    »Ich fass es einfach nicht, dass ich ausgerechnet dieses Lied gespielt habe, als er hereinkam. Wie peinlich! O mein Gott, Janie. Das war er! Das war Nick McDonnnell! Mannomann!«
    »Psst. Du weckst noch die Kinder auf.« Janie warf ein Sofakissen nach ihr. Kate hielt sich den Mund zu und ein grunzendes Lachen drang dahinter hervor. »Für dich ist das alles nur ein großer Spaß, nicht wahr?«
    Kate unterdrückte ein Lächeln. »Nein, ist es nicht. Ich bin todernst.«
    »Ja, genau. Manchmal wünsche ich mir wirklich, du würdest endlich erwachsen!« Janie versuchte das ohne Vorwurf zu sagen, aber Kate vernahm dennoch den ärgerlichen Unterton in ihrer Stimme.
    » Erwachsen werden ?«, wiederholte Kate. »Du lieber Himmel, Janie. Niemand weiß besser als du, dass mir gar nichts anderes übrig geblieben ist, als schon ganz früh erwachsen zu werden. Ich war niemals etwas anderes als erwachsen. Da darf ich jetzt doch wenigstens ein bisschen Spaß haben, oder etwa nicht?«
    Janie setzte sich jetzt auf die Lehne des Sessels, der neben dem Sofa stand. Sie seufzte.
    »Du kannst Spaß haben und trotzdem verantwortungsbewusst sein, Kate. Das eine schließt das andere doch nicht aus.«
    »Jawohl, Mama«, sagte Kate sarkastisch.
    »Es gibt keinen Grund, mich anzugiften.« Janie rutschte von der Sessellehne herunter und kniete sich vor Kate hin, wobei sie ihr fest
in die Augen sah. »So wie ich das sehe, gibst du Nell nicht unbedingt das Gefühl, eine besonders erwachsene Mutter zu haben.«
    Kate verschränkte die Arme vor der Brust. »Nur weil du dich entschieden hast, Big Dave zu heiraten, so schnell wie möglich Kinder zu kriegen und dich selbst in einen Käfig zu sperren,

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