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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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Rücken der Schafe legte. Als sie das Tor wieder hinter sich schloss und damit auch die Sonne aussperrte, fiel ihr auf, dass der Lärm der Schermesser verstummt war. Sie hörte Aden laut fluchen und vernahm dann das panische Getrappel von Hufen, als die Herde wie ein Fluss der Hochwasser führte, gegen die Zäune brandete. Sie sah auf ihre Uhr. Bis zum Mittagessen waren es noch zwanzig Minuten. Warum hatten die Schafscherer schon zu arbeiten aufgehört?
    Die Männer standen mit dem Rücken zu den Fangpferchen. Sie hatten Schraubenzieher in der Hand und hantierten damit schweigend an ihren Scheraufsätzen herum. Offensichtlich tauschten sie gerade die Messer aus. Kate hörte das Geräusch von Metall, das über Metall glitt, als sie die Schermesser mit ihren mit Lanolin überzogenen Daumen gegen die langen Zähne der Kämme schoben.
    Als sie sich vergewissert hatten, dass ihre Messer und Kämme wieder einsatzbereit waren, steckten die Männer die Scheraufsätze wieder auf die Geräte und legten sie auf dem Boden zurecht. Dann zogen sie ihre Hosen hoch, bereit weiterzuarbeiten. Die Pferche waren jedoch noch immer leer. Razor und Jonesy sahen sich kurz an, dann gingen sie durch die Schwingtür auf Aden und die Schafe zu.
    »Wir helfen dir«, bot Razor an.
    »Ich komm schon klar«, keuchte Aden. »Ich brauche eure Hilfe nicht.«
    Henry, der gerade zusammen mit Trev einen Haufen Vlieswolle auf dem Tisch durchsah, blickte von seiner Arbeit auf. Kate sah, dass der Boden mit Wollflocken geradezu übersät war. Sie lagen überall herum und sammelten sich wie kleine Schneewehen an den Wänden. Ungesäuberte Vliese türmten sich am Ende des aus Latten bestehenden Wolltischs wie Kumuluswolken kurz vor einem Unwetter auf.
    Razor sah dem heftig schnaufenden jungen Mann, der soeben seine Hilfe abgelehnt hatte, direkt in die Augen.
    »Mach, was du willst«, sagte er, bevor er wieder davonschlenderte und sich auf den Wolltisch hockte, um mit Jonesy über das Football-Endspiel zu plaudern. Rocker und B. D. sahen sich kurz an, nahmen dann ihre Wasserflaschen und setzten sich dazu.

    In dem Pferch schleuderte Aden gerade ein Schaf auf das Tor. Es krachte mit dem Kopf gegen einen der hölzernen Stützpfosten, so dass die ganze Scheune vibrierte. Aden hob das Tier wieder auf und wollte es in Richtung des nächsten Pferchs werfen, als Kate ihn anschrie.
    »He!«
    Sie schob sich durch die Schafe auf ihn zu.
    »Die dämlichen Mistviecher wollen sich einfach nicht bewegen«, sagte er mit zusammengebissenen Zähnen. Das Schaf versuchte, an ihm vorbeizurennen. Kate sah, wie er seine Faust hob.
    »Aden! Nein!«
    Seine Knöchel trafen das knochige Gesicht des Schafes. Das verängstigte Tier verdrehte die Augen und ging mit den Vorderläufen in die Knie. Mit seiner dichten Wolle und so hoch trächtig wie es war, knickten dann auch seine Hinterbeine unter ihm ein.
    »Hör auf!«, schrie Kate Aden an. Aus der Nase des Schafs tropfte Blut in die weichen Falten seines Mauls. Auf Kates Schrei hin stürmte Razor mit seinem gewaltigen Körper durch die Schwingtüren der Pferche, so dass sie so wild hin- und herschwangen wie die Saloontüren in einem Western. Er packte Aden beim Hemdkragen und drückte ihn dann mit seinem Gorillaarm an einen der Pfosten.
    »Ich hatte schon heute Morgen so eine Ahnung, dass du ein Arschloch bist, Kumpel. Aber jetzt bin ich mir sicher«, sagte er, wobei er Aden an seinem Hemd festhielt und ihn heftig schüttelte.
    »Lass mich los!« Aden versuchte sich aus Razors Griff zu befreien. Als er ihm dabei jedoch kurz in die Augen sah, war sein Zorn wie weggeblasen. Razor bestand nur aus Muskeln, Sehnen und rauen Stoppeln, wenn er es wollte, konnte er wirklich sehr unangenehm werden. Seine gefletschten gelben Zähne, sein stechender, männlicher Geruch und die pulsierenden Adern auf seinen schweißglänzenden Schläfen machten ihn ohne jeden Zweifel zu einem absoluten Alpha-Männchen. Aden sah in seinem gebügelten Hemd, den frisch gefärbten Haarspitzen und den neuen Stiefeln dagegen aus, als käme er gerade aus einem Schönheitssalon.
    Aden begann zu schlagen und zu strampeln, aber die Hand, die ihn
festhielt, hatte bereits seit dreißig Jahren unzählige Schafe im vollen Wollkleid gehalten, während die andere ein Schermesser durch ihr Vlies geführt hatte. Die Hand, die Aden festhielt, war wie ein Schraubstock.
    »Schwangere zu schlagen ist bei mir nicht drin, Kumpel«, sagte Razor. »Und es ist mir scheißegal, ob es sich dabei

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