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Australien 01 - Wo der Wind singt

Australien 01 - Wo der Wind singt

Titel: Australien 01 - Wo der Wind singt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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nichttragendes Schaf in der Herde befand, das mit einem roten Strich auf der Nase gekennzeichnet werden musste.
    Als sie zwei Stunden später die erste Pause einlegten, schwitzte Aden genauso heftig wie die Scherer, und Kate war fast am Ende ihrer Kräfte. Aden benötigte mehr Aufmerksamkeit als ihre dreijährige Tochter. Nell hatte die ganze Zeit stillvergnügt einen Pfosten der Scheune mit Kreide bemalt. Als der Lärm der Maschinen zur Pause verstummt war, bemerkte Kate, dass Razor, der noch an seinem Platz stand, Aden dabei beobachtete, wie dieser im Schneckentempo die Flocken wegfegte. Razor zwinkerte Kate verschwörerisch zu, um ihr zu signalisieren, dass er dasselbe dachte wie sie. Dann streckte und reckte er sich, und drückte dabei seinen runden Bauch heraus.

    »Ach, ich werde langsam zu alt für diesen Job.«
    »Ich würde eher sagen, du wirst zu fett dafür«, sagte Jonesy, und gab Razor mit dem Handrücken einen Klaps auf dessen Bierbauch.
    »Du bist auch nicht besonders gut in Form«, sagte Razor, und gab Jonesy ebenfalls einen Klaps auf dessen Bauch.
    »Ja? Wann hast du deinen Pimmel denn das letzte Mal gesehen, ohne dass du einen Spiegel gebraucht hast?«, fragte Jonesy. Alle lachten.
    Razor schüttelte den Kopf.
    »Alter Angeber. Wenn es nicht so schwierig wäre, einen brauchbaren Scherer zu finden, würdest du schon längst auf der Straße sitzen, Jonesy. Das ist doch nur der Kummerspeck, den ich mir angefressen habe, weil du so schwer zu ertragen bist.«
    Kate lächelte Razor an. Sie betrachtete dabei seinen glänzenden, kahlen Schädel und die dicken schwarzen Haare auf seinen Schultern, die jetzt schweißnass auf seiner Haut klebten. Sie wusste, dass sich unter seiner harten Schale ein weicher Kern verbarg. Er beugte sich zu ihr herüber und führte sie dann ein Stück weg, so dass sie außer Hörweite waren. Plötzlich war er wieder der professionelle Schafscherer.
    »Bist du dir sicher, dass Aden es schafft, wenn du erst einmal draußen zu tun hast? Er ist kein guter Mann. Wenn du mich fragst, hat er die Schlafkrankheit oder so was. Er ist ja noch langsamer als Trev, und das will was heißen.«
    »Könntest du für den Rest der Woche nicht einen anderen Helfer organisieren, wenn du dir schon sicher bist, dass wir Probleme kriegen? «, fragte Kate.
    »Es sind die Schafe deines alten Herrn. Er entscheidet, wie viele Leute er braucht. Außerdem sind gute Helfer schwer zu finden. Selbst für mich ist es nicht einfach, einen guten Mann zu bekommen. Das wird auch dein Dad feststellen. Heutzutage will keiner mehr richtig hart arbeiten«, sagte Razor.
    »Es ist wohl eher so, dass kein Mensch den ganzen Tag neben deinem gebückten, stinkenden Hintern stehen will«, mischte sich jetzt Jonesy ein.

    »Ach, mein Sonnenschein, du bist doch nur eifersüchtig auf den Eeee-lectric Razor «, sagte Razor und wackelte dabei mit den Hüften.
    Jonesy drehte sich zu Kate um und flüsterte ihr so laut zu, dass es jeder hören konnte: »Er glaubt, dass die Jungs ihn Razor nennen, weil er ein so guter Schafscherer ist. In Wirklichkeit tun sie das aber nur, weil er am Rücken und am Sack dringend mal rasiert werden müsste. Sieh dir das nächste Mal, wenn er sich bückt, doch einmal seinen Wombat-Arsch an. Er ist der haarigste Kerl, den ich je gesehen habe.«
    Kate lachte und verdrehte die Augen.
    »Wirklich nett«, sagte sie.
    »Halt die Schnauze, Jonesy. Wenigstens ärgert Nell mich nicht«, sagte er und schlenderte dann zu Kates Tochter hinüber. »Na, wie läuft’s, Gertie?«
    Nell saß in einem Wollbehälter auf einem Stapel Wolle und redete mit ihrer Puppe.
    »Sie hält sich wirklich prima«, sagte Henry und sah von dem letzten Vlies auf, das er gerade für den ersten Durchlauf säuberte. »Sie ist meine persönliche Assistentin, stimmt’s?«
    Nell sah Henry an und lächelte. Kate stellte mit Erstaunen fest, dass Henry den Kopf zur Seite neigte, wenn er mit Nell sprach, und dass dabei sogar ein freundliches Lächeln um seinen sonst so ernsten Mund spielte. Sie war unglaublich erleichtert.
    Während der Arbeit hatte Kate sehr unter Druck gestanden. Zum einen, weil sie die ganze Zeit ein Auge auf Nell haben und zum anderen auch noch Adens Unfähigkeit ausgleichen musste. Das Ganze hatte sie viel Kraft gekostet, und dabei war dies der erste Tag. Der erste Durchlauf! Jetzt wurde ihr jedoch bewusst, dass auch ihr Vater Nell die ganze Zeit über beobachtet hatte.
    Bevor Kate zur Scheune gefahren war, hatte sie sich

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