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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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mit Gerald Highgrove-Jones. Als Elizabeth hörte, wie Marcus fragte, ob Gerald die Tiere nehmen würde, brach sie in Tränen aus.
    Jetzt saß Marcus Kaffee trinkend im Wintergarten der Highgroves und rätselte, ob er die richtige Entscheidung gefällt hatte. Gerald redete gerade davon, dass die Verantwortung für Sams Tiere seiner Tochter überlassen bliebe. Marcus sah Rosie zweifelnd an. In ihren ausgebeulten Trainingshosen und dem übergroßen Teddybären-T-Shirt wirkte sie kleiner und jünger als sonst. Ihr Gesicht war bleich, und ihre Augen waren rot umrändert. Sie sah aus wie ein kleines Schulmädchen, das wegen einer Grippe zu Hause bleiben muss.
    »Ich habe doch keine Ahnung, wie man sie versorgen muss«, sagte sie. »Und erst recht nicht, wie man mit ihnen arbeitet.«
    Marcus rutschte auf seinem Stuhl nach vorn und beugte sich zu ihr herüber.
    »Du kannst mich jederzeit um Rat fragen«, sagte er. »Bitte, Rose. Es setzt Elizabeth zu sehr zu, wenn sie die Tiere jeden Tag sehen muss. Wir könnten sie auf keinen Fall verkaufen. Aber wir wollen sie auch nicht irgendwem geben. Du weißt, wie viel sie Sam bedeutet haben, und darum sollst du sie bekommen. Du schaffst das schon. Deine Familie wird dir bestimmt helfen«, sagte er und zweifelte schon jetzt an seinen eigenen Worten.
    »Na gut.« Rosie nickte unsicher. »Ich kann es ja versuchen. Ich werde mich um sie kümmern.«
    Sie konnte Marcus’ Erleichterung beinahe spüren. Er kam auf sie zu und nahm sie in die Arme. Es war keine warmherzige Geste. Er hielt sie einfach ein paar Sekunden lang fest. Dann trat er einen Schritt zurück und murmelte: »Wir hätten dich wirklich gern als Schwiegertochter gehabt. Du warst perfekt für Sam.« Er schluckte die Tränen hinunter und ging ohne ein weiteres Wort aus dem Wintergarten.
    Rosie blieb schweigend sitzen und schaute zu, wie ihr Vater die Tassen und die unangerührten Biskuits auf das Tablett zurückstellte.
    »Und was mache ich jetzt?«, fragte sie nach einer Weile. Rosie war so mit Sams Tod beschäftigt gewesen, dass sie ihren Vater in den letzten Wochen kaum beachtet hatte. Er sah … anders aus. Auf seinem Gesicht lag eine so entrückte, leere Miene, dass sie das Gefühl hatte, einen Fremden anzusehen.
    Er blinzelte sie an und sagte dann kühl: »Ich kann dir nicht helfen. Ich habe andere Dinge im Kopf.«
    »Aber Dad!« Rosie traute ihren Ohren nicht.
    »Lass dir von Julian helfen.«
    »Ich will aber deine Hilfe! Warum willst du mir nie helfen?«
    Gerald drehte ihr den Rücken zu.
    »Du bist ein geiziger alter Miesepeter!«, schrie Rosie ihn an. Gerald wirbelte herum. Sein Gesicht war bleich und angespannt.
    »Das reicht , Rosemary. Du hast ja keine Vorstellung , wie viel ich für dich geopfert habe.«
    »Und was? Indem du für Schulgebühren und Designerkleider gelöhnt hast? Wie steht es mit deiner Zeit? Mehr will ich doch gar nicht, Dad, ich will nur etwas von deiner Zeit. Warum kannst du mir nicht beibringen, was auf der Farm zu tun ist und wie ich mich um Sams Tiere kümmern muss? Ich wette, wenn mir Sam ein Service aus Wedgwood-Porzellan hinterlassen hätte, wärst du überglücklich! So was passt doch viel besser zu einer verfluchten Gutsbesitzersgattin! Und hör auf, mich Rosemary zu nennen – von jetzt an heiße ich Rosie! Schlicht und einfach Rosie. Ich habe keinen Bock mehr auf diesen Highgrove-Jones-Quatsch! «
    Kochend vor Wut und Frustration, schlug Rosie mit dem Arm auf das silberne Kaffeetablett, dass die Tassen und Kekse zu Boden purzelten. Schwarze Kaffeespritzer sprenkelten die Couch. Die Kanne zerschellte auf dem gebohnerten Dielenboden.
    »Wie kannst du es wagen!«, brüllte Gerald sie an. »Nach allem, was ich für dich getan habe! Ich hätte wissen müssen, dass es irgendwann rauskommt.«
    Rosie stand kopfschüttelnd vor ihm.
    »Was? Was meinst du damit? Dad?«
    »Frag deine Mutter«, spie er ihr entgegen, ehe er aus dem Wintergarten stürmte.
    Die Worte ihres Vaters immer noch im Ohr, zog Rosie ihre Stiefel über und rannte zu den Ställen hinüber. Oakwood und die Stute standen in den Boxen und zupften hungrig an den Heunetzen. Das rhythmische Kauen der beiden Pferde beruhigte Rosie. Sie atmete den süßen Duft der Pferde und des frischen Heus ein. In der dritten Box hörte sie Stroh rascheln und lautes Geschlabber. Auf den Zehenspitzen stehend schielte sie über die Tür der Box und sah Sams Hunde, die sich schnüffelnd mit ihrer neuen Umgebung vertraut machten. Dixie, die rauchgraue

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