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Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Australien 03 - Tal der Sehnsucht

Titel: Australien 03 - Tal der Sehnsucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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kehligen Knurren.
    »Irre«, sagte Rosie, dann fuhr sie die Hauptstraße hinunter und aus dem Ort hinaus in Richtung Highgrove.

Kapitel 8
    D ie Sonne stand glühend rot am Himmel, als Rosie in ihrem neuen Pick-up über den Viehrost in den Garten auf der Vorderseite des Hauses fuhr. Der Falcon kam vor dem vornehmen Haupthaus zum Stehen und furzte, als sie den Motor abstellte, eine letzte knallblaue Rauchwolke in die Luft. Ihr Hochgefühl verpuffte ebenso. Sie atmete tief durch und stieg dann aus. Als sie das Haus betrat, beschlich sie eine düstere Vorahnung.
    Vor der Küchentür blieb Rosie unschlüssig stehen. Dahinter hörte sie die aufgeregt flüsternden Stimmen ihrer Eltern. Sie konnten nur mit Mühe den Zorn zügeln, der von ihren Lippen schäumte.
    »Wie konntest du nur?«, hörte Rosie ihre Mutter durch die zusammengebissenen Zähne zischen. Ihr Vater antwortete mit einem halblauten Murmeln. Rosie trat einen Schritt näher und legte das Ohr an die Tür.
    »Du hast versprochen , dass du ihr das nie sagen würdest.«
    » Du hast damit angefangen!«
    »Das habe ich aber anders in Erinnerung«, widersprach Margaret eisig.
    »Es ist doch gleich, wer schuld ist. Früher oder später muss sie die Wahrheit sowieso erfahren.«
    »Sie hat noch nicht einmal den schlimmen Schock mit Sam verwunden!«
    Rosie hielt es nicht länger aus. Sie zog die Tür auf und sah ihre Eltern an der Spüle stehen, ihre Mutter in einer geradezu lächerlichen Schürze mit Blumenmuster, ihr Vater mit der Brille auf der Nasenspitze. Beide Gesichter waren knallrot vor Zorn.
    »Was für eine Wahrheit?«, fragte Rosie.
    Sie erstarrten und sahen sie erschreckt an. Margaret löste ihre Schürze und zog sie über den Kopf. Gerald schob seine Brille nach oben.
    »Ich habe versucht, mich damit abzufinden«, sagte er kopfschüttelnd und ging dabei zur Tür. »Aber das geht schon zu lange so. Es tut mir Leid, Rose.« Er warf Rosie einen Blick zu, aus dem sie nicht schlau wurde. »Von nun an musst du dich an deine Mutter wenden. Ich habe mit der Sache nichts mehr zu schaffen.«
    »Schleich dich nicht wieder aus der Affäre!«, schrie Margaret ihm hinterher. »Komm zurück, und steh dazu!«
    »Wozu soll ich stehen, Margaret?«, fragte Gerald von der Tür aus. »Es ist nicht an mir, ihr alles zu erzählen. Du hast das zu verantworten. Es war dein Fehltritt. Du musst die Konsequenzen tragen. «
    Margaret begann zu zittern. »Bitte, bitte! Du musst mir helfen, ihr das zu erklären! Es geht nicht nur um mich, es geht um uns alle!«
    Tränen rollten über ihre Wangen, und sie umklammerte das Geschirrtuch in ihren Händen so fest, dass ihre Knöchel weiß hervorstanden.
    »Ich habe deinetwegen mein Leben lang genug auf Eis gelegt. Es reicht, Margaret. Hast du mich verstanden? Es reicht!«
    Völlig verwirrt sah Rosie ihren Vater weggehen. Sie wandte sich wieder an ihre Mutter.
    »Mum? Was ist denn los, verdammt noch mal?« Margaret schüttelte nur den Kopf und weinte noch hemmungsloser.
    »Mum?« Angst lag in Rosies Stimme. In diesem Moment kam Julian in die Küche spaziert.
    »Nettes Outfit«, meinte er mit Blick auf Rosies Teddybären-Shirt und die Trainingshose, die sie mit ihren Blundstone-Stiefeln gepaart hatte. Aber die gutmütige Ironie in seiner Stimme war wie weggeblasen, als er seine Mutter sah.
    »Ist alles okay, Mum?«
    Margaret konnte nur hilflos den Kopf schütteln.
    »Mum hat mir etwas zu sagen, Julian«, erklärte ihm Rosie, »und sie wird es mir jetzt sagen!« Ein Beben hatte sich in ihre Stimme geschlichen, trotzdem machte sie einen Schritt auf ihre Mutter zu, nahm sie bei den Schultern und sah ihr in die Augen.
    »Es tut mir so Leid«, schluchzte Margaret. »Es tut mir so schrecklich Leid. Es war ein Fehler. Es war nur ein dummer Fehler. Ich wollte das nicht.«
    »Herr Gott noch mal, Mum, sag es endlich!«
    »Gerald ist nicht dein richtiger Vater«, platzte es aus Margaret heraus.
    Rosie blinzelte. In ihrem Geist blitzte ein Regalfach voller verstaubter Bücher im Arbeitszimmer auf. Sie enthielten die Zuchtaufzeichnungen der Highgrove Station. Ihr Großvater hatte einst die Bücher vor ihr ausgelegt, und sie hatte mit ihren kleinen Fingern die Abstammungslinien der Stiere und Hammel nachgefahren. Dann hatte er das Ritual mit einem alten Familienstammbuch wiederholt. So hatte sie den Stammbaum ihrer Familie von den Wurzeln in Schottland bis zu jenem Punkt nachvollzogen, an dem ihr eigener Name stand. Rosemary Margaret Highgrove-Jones …

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