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Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen

Titel: Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Treasure
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ungehindert gewachsen waren, drohte der Mut sie zu verlassen.
    Hunderte Hektar Wiese waren mittlerweile strohtrocken. Das Unkraut, das die Rinder früher abgefressen hatten, stand inzwischen bestimmt schon schulterhoch und rasselte mit den trockenen Stängeln und Samenkapseln, als wollte es die Flammen anlocken. Emily machte sich Sorgen. Aber erst musste sie sich um ihre Mädchen kümmern und sie zu Evie und dann ins Tiefland nach Dargo bringen. Sie ging ins Haus, um ihren Vater unten im Tal anzurufen.
    »Mir gefällt das auch nicht«, pflichtete Rod ihr bei, als er aus dem Fenster und auf die Berge über Dargo sah. Dort zuckten riesige gegabelte Blitze aus dem Himmel, und im Norden ballten sich schwarze Wolken. Hinter ihm knallte die Fliegentür an den Rahmen, als die nächste Bö einen kalten Luftstoß durch die heißen Eingeweide des Hauses jagte.
    »Ich bringe Meg und Tilly zu Evie«, erklärte ihm Emily. »Könnte sie einer von euch dort abholen und sie zu Bridie und Sam nach Dargo bringen? Und kann Flo den Viehtransporter hochfahren, während ich die Kühe zusammentreibe?« Sie schluckte nervös, weil sie wusste, wie viel Arbeit auf sie wartete. »Wir sollten lieber so viele Tiere wie möglich ins Tal schaffen, Dad, bevor wir zu einem Brand gerufen werden. Es sieht nicht gut aus.«
    »Sie haben bereits die höchste Alarmstufe ausgerufen, wir stehen hier alle auf Abruf bereit. Die Wetterfrösche lagen diesmal schrecklich falsch«, sagte er.
    Bei der Wetterlage würden Emily und Rod in den nächsten Tagen als Angehörige der freiwilligen Feuerwehr reichlich zu tun bekommen. Es war ein frustrierender Job, denn sie mussten dafür oft ihre Farmen und Familien alleinlassen, aber falls sie sicherstellen konnten, dass die Rinder zusammen mit den Mädchen in Dargo und damit in Sicherheit waren, waren sie weniger angebunden und konnten auch Brände in anderen Gebieten bekämpfen.
    Alle hier wussten, dass die Regierung viele Millionen ausgeben und die Armee sowie Hilfstruppen hinzuziehen würde, falls Brände drohten, die wichtige Anlagen wie Wasserreservoirs, Skigebiete, Straßen und die Strom- und Kommunikations-Infrastruktur treffen könnten. Dann würden aus dem ganzen Land und aus Übersee Mannschaften eingeflogen und ganze Zeltstädte errichtet, um die Brandprofis aus den USA , die Einsatzkommandos aus Kanada und die Spezialisten aus Neuseeland zu beherbergen. Ein Brand war eine große Sache, wenn er große Werte zu vernichten drohte. Aber solange nur der Wald oder ein paar Privathäuser wie ihr Farmhaus auf den High Plains in Gefahr waren, blieb die Brandbekämpfung mehr oder weniger den Einheimischen überlassen.
    Emily konnte die Blitze in der Leitung knistern hören.
    »Ich muss Schluss machen, Dad. Bis bald.«
    »Pass auf dich auf, hörst du?«
    Rod Flanaghan legte den Hörer auf und zuckte zusammen, weil im selben Moment direkt über dem Haus ein Donner mit der Wucht eines Kanonenschlags knallte. Er trat auf die Veranda und sah zu, wie der Regen kam, anfangs langsam in fetten, faulen Tropfen, die in den grünen Garten klatschten. Dann begann es zu gießen, und bald stieg Dampf von den Rücken der Bullen auf, die lustlos und matt in der Sommerhitze auf der Weide neben dem Haus standen.
    So abrupt, wie es begonnen hatte, endete das Gewitter wieder. Die kalten Böen waren verflogen, und der Wind blies wie aus einem Heizlüfter. Rod blickte auf und sah, was er zu sehen erwartet hatte. Schon züngelten dünne Rauchsäulen von den Bergen auf, wo die Blitze das tote Holz entzündet hatten.
    Er schüttelte den Kopf und merkte, wie die Angst bleiern in seine Magengrube sackte. Alle hier wussten, dass die Brandlast in den staatlichen Waldgebieten gefährlich hoch war – so hoch, dass ein Inferno drohte. Er versuchte abzuschätzen, wie viele Jahrzehnte seit dem letzten großen Brand vergangen waren.
    Wieder einmal verfluchte er die Politik des Ministeriums, jeden kleinen Brand zu löschen, statt zuzulassen, dass während der kühleren Monate kleine, natürlich entfachte Brände langsam vor sich hin schwelten und dabei das Unterholz ausdünnten, das im Sommer als Brandbeschleuniger wirken würde. Und seine Tochter war immer noch dort oben.
    Als er aus dem Haus lief, um Flo zu suchen und den Viehtransporter loszuschicken, musste er immerzu an die Geschichten denken, die ihm sein Vater von den großen Bränden im Jahr 1939 erzählt hatte, als über achtzig Menschen gestorben waren. Sein Vater hatte ihm geschildert, wie die

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