Australien 04 - Wo wilde Flammen tanzen
hättest nicht kommen sollen, Cass.«
»Das sehe ich!«
»Es ist nicht das, was du glaubst. Sie interessiert sich für das Pferd.«
Cassy schnaubte. »Sicher doch … Zeig mir wenigstens, wo du wohnst.«
»Ta-daa!«, sang Luke und deutete mit ausgestrecktem Arm auf die Hütte. »Jetzt hast du es gesehen. Bist du jetzt glücklich?«
Sie sah ihn traurig an.
»Luke, tu nicht so.«
»Wie denn?«
»Als würdest du mich hassen.«
»Ich hasse dich nicht, Cassy. Ich weiß nur nicht, was du hier willst.«
Tränen stiegen ihr in die Augen. »Wir waren doch ein richtiges Paar.«
»›Waren‹ trifft es genau«, sagte er. »Vergangenheit, Cassy. Wir haben all das durchgesprochen, bevor ich ausgezogen bin.«
»Ich weiß«, antwortete sie mit hängendem Kopf. »Zeig mir wenigstens, wie es drinnen aussieht. Ich muss aufs Klo, sonst platze ich.«
»Das Klo ist nicht drinnen. Sondern hinten am Haus. Ein Plumpsklo.«
»Im Ernst?«
»Aber dafür mit Ausblick. Du musst nur aufpassen, dass du nicht in die Wombathöhle trittst.«
»Igitt! Wie kannst du nur so leben?«
»Komm schon, Cassy, du hast doch immer von Komposttoiletten und natürlicher Abwasseraufbereitung und der Rückkehr zur Natur geredet.«
Sie warf ihm einen grimmigen Blick zu und stampfte in ihren Stadtstiefeln ums Haus herum. Sie wirkte hier absolut fehl am Platz, dachte Luke. Gut, sie hatten zusammen ein paar Buschwanderungen unternommen, aber immer nur mit einer Clique ihrer umweltverrückten Freunde. Lauter Menschen, die so taten, als würden sie die Umwelt lieben, und dauernd davon quatschten, sie zu schützen, aber die sich nur hin und wieder in den Busch wagten, um sich mit der Natur zu »vereinigen«, so als würden ein paar Nächte im Zelt sie irgendwie reinigen und für das Stadtleben stärken.
Im Haus führte er sie hastig durch alle Räume.
»Schlafzimmer, Küche, Wohnzimmer, Veranda. So. Das war alles.«
»Luke. Bitte. Ich bin extra den weiten Weg hergefahren.« Sie trat auf ihn zu, als er in der Tür zum Schlafzimmer stand und sie beide auf das ungemachte Bett blickten. Sie streckte eine Hand aus, fuhr mit den Fingern über seinen Bauch und hakte sie in seinen Gürtel. »Nur einen schnellen für die Fahrt, bevor ich wieder verschwinde?«
»Nein!«, sagte er und löste ihre Hand. Er sah Tränen in Cassys Augen steigen. Was war aus dem forschen Mädchen geworden, das er vor Jahren kennengelernt hatte?
»Cassy, es tut mir leid. Ehrlich.« Er nahm ihre beiden Hände und beugte sich vor, um ihr in die Augen zu sehen. »Aber wir kommen nicht wieder zusammen.«
»Nie wieder?«
»Nie wieder.«
Sie begann zu weinen.
»Du wirst darüber hinwegkommen. Ganz bestimmt.«
Cassy nickte und verschmierte die Tränen auf ihrem Gesicht. Dann holte sie tief Luft, sah zu ihm auf und reckte das Kinn vor, als wollte sie ihre ganze Kraft zusammennehmen.
»Komm schon«, sagte er. »Ich lade dich im Pub zum Essen ein. Bevor du heimfährst.«
Sie nickte traurig und rang sich ein kleines Lächeln ab.
»Hey, willst du auf dem Pferd in die Stadt reiten?«, fragte er.
Cassy schüttelte den Kopf. »Auf keinen Fall! Ich habe eine Scheißangst vor Pferden.«
In diesem Moment wusste Luke, dass es kein Zurück geben konnte.
Als Emily auf Tranquility ankam, um Flo den Pferdeanhänger zu bringen, wartete ihr Dad bereits auf der Veranda. Sie senkte die Klappe und führte den Wallach heraus, Rod stieß einen langen, anerkennenden Pfiff aus.
»Eine echte Granate«, sagte er. Er kam auf sie zu, strich mit den Händen über Bonus’ glänzendes Sommerfell und lauschte still, während es aus Emily heraussprudelte, wie sie das Pferd bei Luke entdeckt hatte. Dann sah sie ihrem Dad in die Augen und brach prompt in Tränen aus. Sofort hatte er die Arme um sie gelegt. Sie presste das Gesicht an seine Brust und atmete seinen vertrauten Reitergeruch ein.
»Dad«, piepste sie, »Clancy und Penny werden …«
»Ich weiß«, fiel ihr Rod ins Wort. »Er hat schon fünfmal hier angerufen. Er weiß, dass du es weißt.« Emily sah erschrocken auf.
»Penny hat ihn vom Krankenhaus aus angerufen. Daraufhin hat er hier angerufen und wollte dich sprechen. Er meinte, es täte ihm leid. Er meinte, er hätte es dir eigentlich selbst erzählen wollen.«
Emily wich zurück und sah ihren Vater an.
»Er hat gesagt, es tut ihm leid ?« Sie kickte Staub in die Luft. »Verfluchter Dreck, Dad. Schlechte Nachrichten verbreiten sich wirklich schnell.«
»Na ja«, beschwichtigte Rod, »es kommt
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