Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
dort tat. Zwei Minuten waren vergangen, als das Herz von Patricia wieder zu schlagen begann und eine weitere Minute verging, bis sie die Augen aufschlug. Sie sah Heinz mit großen Augen und leicht verwirrt an.
“Hallo, Onkel Heinz, gehst Du jetzt auch zum Schwimmen? Ich glaube, ich bin hier am Strand ein wenig eingeschlafen. Ich habe so schön von einem hellen Licht geträumt. Es hat mich angestrahlt und alles ganz leicht für mich gemacht. Schade, dass Du mich jetzt aufgeweckt hast.“
Heinz war erstaunt. Die Kleine hatte noch nicht einmal einen Schock. Den erlitt dafür ihre Mutter. Als Anita die Worte ihrer Tochter hörte, brach sie laut schluchzend zusammen.
Patricia, die immer noch etwas benommen war und gar nichts begriff, fragte.
“Was hat denn Mami, hat sie sich weh getan?“
“Nein, sie hat sich nicht weh getan, sie ist nur furchtbar glücklich.“
Und Henry, der sich inzwischen neben seine Tochter gekniet hatte, meinte.
“Wir sind einfach alle glücklich, weil wir alle zusammen sind und heute so ein wundervoller Tag ist.“
Keiner war in der Lage zu erklären, was vorgefallen war. Erst einige Tage später verstand Patricia, was ihr wirklich geschehen war, so weit man bei einem Kind überhaupt davon ausgehen kann, dass es den Ernst solcher Dinge in der Weise begreift, wie ein Erwachsener.
Als sie nach der gelungenen Rettung alle erleichtert zu den Häusern zurückkehrten, wartete die nächste unangenehme Überraschung auf sie. Roland Kinsel war spurlos verschwunden. In der Hektik hatten alle vergessen, dass er sich an der Suche nach Patricia überhaupt nicht beteiligt hatte. Der Boden unter Henrys Schlafstatt, in dem er die Waffen verwahrt hatte, war aufgebrochen. Ein Gewehr und eine Pistole waren entwendet worden und außerdem fehlte eine ganze Menge Munition. Ebenso war ein Teil der Vorräte verschwunden, was jedoch das kleinere Übel war, da diese in ausreichender Menge vorhanden waren und in den nächsten Wochen noch weiter ergänzt werden sollten. Kurt und Hans Brink eilten zum Steg des Westufers, wo tagsüber die Beiboote festgebunden waren und stellten fest, dass auch eines der Beiboote verschwunden war. Sie konnten es allerdings auf der gegenüber liegenden Uferseite ausmachen, was bedeutete, das Kinsel das Boot lediglich zum Übersetzen benutzt hatte. Schlimm war jedoch der Verlust der Waffen, und Hans Brink war außer sich vor Wut.
“Ich bringe den Kerl um. Ich hätte ihn niemals mitnehmen sollen. Als Dank dafür hat er uns jetzt bestohlen und ist abgehauen.“
Rudi Wollner versuchte ihn zu trösten.
“Der hat ohnehin nicht zu uns gepasst. Seien wir froh, dass wir ihn auf diese Art losgeworden sind. Früher oder später hätten wir ihn sowieso rausschmeißen müssen.“
“Rudi hat recht“, mischte sich Bernd ein. “Der hat sich doch vor jeder Arbeit gedrückt und war nur eine Belastung für uns.“
“Aber die Waffen! Er hat die Waffen mitgenommen und jede Menge Munition.“
“Erstens haben wir noch Waffen und auch Munition und zweitens sind wir dank der Fertigkeiten von Heinz und Henry im Umgang mit Bogen und Armbrust kaum auf diese Art von Waffen angewiesen. Soll er doch glücklich werden mit dem, was er uns gestohlen hat.“
Hans war trotz aller Argumente nicht mehr zu beruhigen und schwor, ihn eigenhändig mehrfach kielzuholen, wenn er ihn jemals wieder in die Finger bekommen sollte. Die Freude zur Weiterarbeit war an diesem Tage jedem gründlich ver- gangen. Lediglich Franz Kerler, der zur Spätnachmittagwache bei den Tieren eingeteilt war und Anette Moda ablöste, die von den ganzen Vorfällen nichts mitbekommen hatte, ruderte gegen vier Uhr an Land, um seine Aufgabe zu übernehmen. Die anderen besprachen noch einmal die Vorfälle, nicht, um dadurch herauszubekommen, was man anders oder besser hätte machen können, sondern um sich durch das gemeinsame Gespräch von den aufwühlenden Gefühlen, die noch jeden belasteten, zu befreien. Patricia hatte sich nach einer Stunde wieder restlos erholt und konnte ganz normal mit den anderen spielen, was wirklich ein Wunder war und von allen auch als ein solches begriffen und gewürdigt wurde.
Doch der Tag hatte noch lange nicht seinen Höhepunkt erreicht. Gegen sechs Uhr abends kamen Susanne und Franz, die heute das Melken der Tiere übernommen hatten, aufgeregt über den See gerudert.
“Heute ist wirklich die Hölle los“, rief er, als er die anderen
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