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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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Schraube locker ist, aber dass es mittlerweile ein ganzer Schraubenkasten ist, das ist mir neu. Soll ich den Klempner holen, oder genügt es, wenn ich dir einfach einen Klapps auf die Rübe gebe, damit sich wieder alles einrenkt?“
     
    Henry grinste und feixte unvermindert weiter.
     
    “Selbst, wenn Du mir eins auf die Rübe gibst, wird sich nichts ändern. Schau doch einmal bewusst in den Garten dort. An solchen Gärten sind wir in den letzten Tagen häufiger vorbeigekommen, ohne dass es uns aufgefallen ist.“
     
    Heinz bemühte sich, etwas in dem Garten zu entdecken, aber es fiel ihm beim besten Willen einfach nichts Ungewöhnliches auf. Jedenfalls nichts, was er nicht auch schon früher gesehen hätte, und das ärgerte ihn noch mehr.
     
    “Ich glaube wirklich, Du fängst an, ein wenig zu spinnen. Vielleicht ist doch alles etwas zu viel für Dich. Was soll mir denn an diesem däm-lichen Garten schon auffallen? Ein paar Bäume mit Blättern, ein paar Bäume mit Blüten und zwei Bäume mit Äpfeln ....“
     
    Das letzte Wort blieb ihm förmlich im Mund stecken. Der Mund blieb einfach offen stehen, die Augen waren weit aufgerissen, so als hätte er zum ersten Mal in seinem Leben überhaupt einen Baum gesehen, und mit diesem wenig intelligenten Gesichtsausdruck starrte er abwechselnd zwischen den Apfelbäumen und Henry hin und her.
     
    “Es freut mich, dass Du Dich aus dem Biologieunterricht offensichtlich doch noch ganz vage an das Aussehen eines Apfelbaumes erinnern kannst. Und was trägt ein Apfelbaum?“
     
    Heinz war immer noch so fasziniert, dass er brav wie ein Schüler der ersten Klasse auf die Frage antwortete:
     
    “Äpfel. Er trägt Äpfel.“
     
    “Genau“, schulmeisterte Henry weiter. “Er trägt Äpfel. Natürlich nur, wenn die Reifezeit gekommen ist, und die ist bei jedem Obstbaum anders. Vor Dir stehen zum Beispiel zwei Bäume der Spezies Frühapfel, die nur darauf warten, von einem Stümper wie Dir, endlich abgeerntet zu werden.“
     
    Der Mund von Heinz klappte deutlich hörbar wieder zu und er gewann langsam die Fassung zurück. Dann fasste er Henry an den Schultern, zog ihn zu sich heran, schleuderte ihn im Bogen um sich herum und schrie vor lauter Begeisterung:
     
    “Mein Gott, wir sind reich, unendlich reich. Tonnen von Obst warten in den Gärten auf uns. Jetzt und in den nächsten Wochen. So viele Gläser werden wir kaum finden wie wir bräuchten, um alles einwecken zu können.“
     
    Henry schlug die Hände zusammen und spielte den Begeisterten.
     
    “Er hat‘s begriffen. Er hat‘s wirklich begriffen. Dem Herrn sei gedankt für den Geist der Weisheit, den er in seiner unendlichen Güte über ihn ergossen hat. Wenn er es begriffen hat, dann kann ich davon ausgehen, dass es jeder andere auch kapiert.“
     
    Da inzwischen bei einigen Obstsorten die Reifezeit eingesetzt hatte, und niemand mehr lebte, der die Bäume aberntete, hingen sie voller Früchte. Beiden war dies in den vergangenen Wochen nicht aufgefallen. Sie waren viel zu sehr damit beschäftigt gewesen, dem Wild hinterher zu jagen, als dass sie einen Blick auf die Gärten verwandt hätten. Und auch den anderen war niemals in den Sinn gekommen, dass das Obst und wahrscheinlich auch einige Gemüsesorten, sowohl die Seuchen als auch die zügellose Plünderung der hungernden Menschen, die inzwischen größtenteils alle tot waren, unbeschadet überstanden hatten. Da die Reifezeit gerade erst richtig eingesetzt hatte, würde man also Obst und Gemüse in Hülle und Fülle haben, mehr als sie benötigten und haltbar lagern konnten.
     
    An diesem Tag gingen Heinz und Henry nicht mehr zum Jagen. Sie rannten nach Hause, holten sich alle Körbe, die sie auf der Insel fanden, schnappten ihre Räder mit den Anhängern, und schleppten einige Zentner Äpfel an, die sie überall auf den Apfelbäumen der Gärten Possenhofens und Feldafings fanden. Die Freude war bei den anderen so groß, dass sie zum Mittagessen nur das Obst aßen, aber in solchen Mengen, infolge dessen vor allem die Kinder am Nachmittag unter etwas litten, was einen stundenlang an die Toilette binden kann, ohne dass man diesen Ort deshalb zu seinem Lieblingsaufenthalt ausgewählt hat.
     
    Zwei Tage später brach wieder eine Hitzewelle über das Land herein. Es war der dritte August. Die Erwachsenen hatten sich über die Mittagszeit hingelegt, um die größte Hitze des Tages vorübergehen zu lassen. Die Kinder, denen die Hitze weniger zu schaffen machte, waren

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