Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
sorgen. Kleine Trupps sind wendig und schnell, können sich auch besser in Sicherheit bringen als viele Menschen, und wenn sie wirklich in einen Hinterhalt geraten sollten, sind eben nur fünf Mann verloren. Die Aufgabe dieser Trupps ist nicht, Lebensmittel zu klauen. Sie sollen mit lauten Schüssen auf sich aufmerksam machen und die Bewohner der Stadt so provozieren, dass sie wieder zurückschießen. Ich habe dem ersten Trupp, der heute Nacht ausrückt, den Befehl gegeben, zwei, drei Kinder zu erschießen. Die können wir später ohnehin nicht brauchen, und der Tod der Kinder wird die Bewohner so in Rage bringen, dass sie uns jagen und wie wild auf uns losballern werden. Genau das beabsichtige ich auch. Denn jedes Mal, wenn wir einfallen, wird sich ihre Munition verringern. Und eines Tages können wir sie erledigen, ohne dass wir selbst Verluste erleiden.“
Lumm war im Laufe der Erläuterungen von Sahm immer nervöser geworden. Nicht, weil ihm der Plan nicht gefiel, sondern er ihn ganz im Gegenteil so überzeugte, dass er es gar nicht erwarten konnte, seine Zustimmung auszudrücken. Er rutschte laufend auf seinem Sitz hin und her, so als ob tausende von Ameisen über seinen nackten Hintern kriechen würden. Als Sahm endlich geendet hatte, sprang er mit einem Satz auf und klatschte wie wild in die Hände.
“Mensch phantastisch. Dein Plan ist wirklich phantastisch. Endlich werden wir Leute haben, die uns mit Essen versorgen. Rauben können wir ja immer noch, als Freizeitausgleich sozusagen, damit wir nicht aus der Übung kommen. Dass ich nicht schon längst selbst auf die Idee gekommen bin, andere für uns arbeiten zu lassen! Manchmal ist man einfach so mit seinen Gedanken beschäftigt, dass man auf das Naheliegendste nicht kommt. Schade, dass der erste Trupp schon zusammengestellt ist. Am liebsten wäre ich selbst dabei.“
Sahm grinste befriedigt.
“Nun, das nächste Mal kannst Du ja mitmachen. Jetzt kann ich keinen mehr aus dem Trupp herausnehmen. Die Männer haben sich geradezu danach gedrängt, teilnehmen zu dürfen. Und immerhin bist Du hier eine Führungskraft. Da wollte ich Dir diesen einfachen Dienst auch nicht zumuten.“
Sahm wusste ganz genau, wie er seine Leute zu nehmen hatte. Er kannte die Eitelkeiten von Lumm und war sich bewusst, dass sich dieser, als Führungskraft angesprochen, geehrt fühlen würde. Und dabei hatte Sahm noch nicht einmal geschmeichelt. In der Tat waren Lumm und Gulet neben ihn die einzigen Führer der inzwischen 30 Mann starken Truppe. Führer, denen man sich gerne unterwarf und über die man nie diskutierte. Der Kopf war aber unbestritten Karl Sahm, der alle Pläne und Strategien entwarf und sie größtenteils lediglich von Rosa Gulet und Frank Lumm ausführen ließ, In der Ausführung waren die beiden nämlich einsame Spitzenkräfte. Man konnte sich blind auf sie verlassen, und er selbst wäre bei den vielen Überfällen, welche die beiden leiteten, sicherlich auch kein besserer Führer gewesen.
In der Nacht zum 13. Juli fand der erste Überfall auf die Bewohner Wolfratshausens statt. Da keiner mit nächtlichen Anschlägen gerechnet hatte, waren diese völlig überrascht worden, als die Verbrecher wie aus dem Nichts in die Häuser eindrangen. Wie Karl Lumm befohlen hatte, wurden drei Kinder brutal getötet und wie er vorausgesehen hatte, wurde der Stoßtrupp, der sich sogleich wieder zurückzog, wütend gejagt, wobei jede Menge Munition verschossen wurde, ohne dass die Bewohner der Stadt erfolgreich gewesen wären. Die Verbrecher hatten mittlerweile durch ihre ständigen Überfälle eine derartige Fertigkeit gewonnen, dass die wolfratshausener Bürger auf verlorenem Posten kämpften und auch keinen Plan für eine Erfolg versprechende Verteidigung hatten. Sie schossen zwar in wildem Zorn den Räubern hinterher, wobei es ihnen nicht gelang, auch nur einen von ihnen zu verletzen. Der Stoßtrupp wiederum verstand es sehr gut, sich immer wieder zu zeigen, ohne dabei ein sicheres Ziel für die Kugeln abzugeben. Schließlich verschwanden sie zwischen den Häusern, ohne dass ihnen ein Haar gekrümmt wurde.
Der Plan von Karl Sahm war voll aufgegangen: Die Bürger waren in Rage, verbittert und für zukünftige Überfälle so sensibilisiert, dass sie jedes Mal auf alles, was sich bewegte planlos schießen würden.
Sahm gönnte den Wolfratshausenern einen Tag Ruhe. Dann schickte er den zweiten Stoßtrupp los, an dem sich, wie angekündigt, Frank
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