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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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hinter seinem Sarg hergehen und Tränen rannen ihr über die Wangen herab. Sie sah sie teilnahmslos auf ihren Rock tropfen, bis sich ein großer nasser Fleck gebildet hatte.
     
    “Nein!“, schrie sie trotzig, “Du bist nicht tot. Du hast versprochen, morgen Abend mit mir zum Essen zu gehen. Du hast Dein Versprechen zu halten, du Scheißkerl! Du kannst Dich nicht einfach von mir so verabschieden!“
     
    Sie legte den Gang wieder ein und fuhr weiter in Richtung Flughafen. Die Meldung über den Absturz hatte zur Folge, dass sie das Gaspedal etwas tiefer durchtrat als sie das sonst machte. Dadurch hatte sie die letzten zwanzig Kilometer in kürzester Zeit zurückgelegt. Helga machte sich nicht die Mühe, nach einem Parkplatz zu suchen, sondern parkte an einem Taxistand direkt vor der Ankunftshalle. Das war heute problemlos möglich, da der Taxistand außer zwei abgestellten Fahrzeugen, die nicht mehr funktionierten, leer war. Keiner würde sich an diesem Abend aufregen, wenn sie dort parkte. Sie wusste zu diesem Zeitpunkt noch nicht, dass sich nie wieder einer aufregen würde, wo auch immer sie in Zukunft ihr Auto abstellte.
     
    Sie durchquerte im Laufschritt die Halle und rannte zum Schalter der Aeroflot, der russischen Gesellschaft, bei der Rudi den Flug gebucht hatte. Fünf weitere Angehörige von Passagieren standen bereits hier und redeten verzweifelt auf einen Angestellten der Fluggesellschaft ein. Wie sie es geschafft hatten, den Flughafen zu erreichen, war ihr im Moment völlig gleichgültig.
     
    “Es tut mir wirklich leid“, versuchte der Angestellte sichtlich mitgenommen zu erklären, “ich muss ihnen die traurige Mitteilung machen, dass sehr wahrscheinlich keiner den Absturz überlebt hat. Die Maschine ist am Boden explodiert. Mitten in Grinzing. Viele Menschen sind gestorben. Es ist ein lauer Abend in Wien, und hunderte von Menschen waren draußen. Wir warten selbst noch auf genauere Informationen“.
     
    Die Wartenden blieben konsterniert stehen und hofften. Sie hofften, dass die Meldungen, wie so häufig, übertrieben waren und doch noch einige Passagiere mit dem Leben davongekommen waren. Und natürlich hofften sie, dass diese Passagiere ihre Angehörigen waren.
    Zwei Stunden später gab es immer noch keine neuen Meldungen. Der Angestellte der Aeroflot empfahl den Wartenden, nach Hause zu gehen. Er werde um gehend jeden einzelnen telefonisch benachrichtigen, sobald er selbst etwas Neues wüsste. Von jedem notierte er sich den Namen und ließ sich die Telefonnummer geben. Erst jetzt erfuhr Helga, dass die anderen Angehörigen ausnahmslos alle aus der unmittelbaren Umgebung stammten und mit dem Fahrrad zum Flughafen gekommen waren.
     
    Helga wollte nicht gehen. Sie redete sich ein, dass Rudi nicht tot sein konnte. Er hatte seine Versprechen immer gehalten, und die Erfüllung seines Versprechens zum Abendessen stand noch offen. Sie setzte sich müde auf die Bank, die auf der gegenüberliegenden Seite des Aeroflot Schalters stand und blickte gespannt auf den Angestellten, der seinerseits auf neue Informationen wartete.
     
    Der Ausflugsdampfer, der langsam über die Donau fuhr, um seine Gäste von den Schönheiten der Stadt Wien bei Nacht zu überzeugen, hatte gerade Grinzing erreicht, als die Ausflugsgesellschaft durch ein helles Pfeifen in der Luft aus ihren Heurigen- und Schrammel-Träumen heraus gerissen wurde. Was sie sahen, ließ alle erschaudern. Nahezu im Sturzflug kam eine größere Verkehrsmaschine herangerast und hielt fast auf sie zu. Wollte der Pilot etwa in der Donau eine Notlandung versuchen?
    Der Kapitän des Dampfers zögerte nur einen kurzen Augenblick, dann stellte er den Hebel auf voll Voraus, um auf diese Weise noch so viel Abstand wie möglich zwischen die vermeintliche Absturzstelle und das Schiff zu bringen. Die Mitfahrenden starrten wie gebannt zum Himmel und sahen das Unheil direkt auf sich zukommen. Kurz vor dem Aufprall drehte sich die Maschine noch einmal, die Nase hob sich leicht in die Höhe und die Flugrichtung änderte sich zum Ufer hin. Das war genau der Moment als es Tretjakow und seinem Copiloten fast noch einmal gelungen wäre, das Flugzeug wieder abzufangen.
     
    Die Stichflamme und der begleitende Feuerball erreichte fast das Schiff. Jeder spürte die Hitze und die Luftdruckwelle, die durch die Explosion ausgelöst wurde. Plötzlich gab es in unmittelbarer Nähe des Dampfers ein lautes Platschen. Irgendetwas war auf das Wasser aufgeschlagen und sofort

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