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Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit

Titel: Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Wolfgang Doll
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Rücktransport nach Deutschland anzuordnen, als Rudi nochmals den Startknopf betätigte. Als hätte die Apparatur nur darauf gewartet, dass dieser Knopf endlich gedrückt würde, sprang sie unvermittelt an. Rudi blieb noch drei weitere Stunden, um sicher zu gehen, dass nicht wieder ein Stillstand eintrat. Doch es passierte nichts mehr. Die Maschine lief einwandfrei. Obwohl er alles nochmals über prüfte, war er nicht in der Lage, herauszufinden, was die Fehlfunktion verursacht hatte. Vielleicht war tatsächlich nur ein Kontakt oxydiert, der dann bei der Durchsicht zufällig vom Oxydat befreit wurde. Eine andere Erklärung konnte er nicht finden. Letztlich war das auch egal. Die Hauptsache war, die Stanzmaschine lief jetzt so, wie sein Unternehmen das im Werbeslogan versprach: Qualität aus Prinzip.
     
    Zwischendurch hatte er an dieser Qualität schon gezweifelt und insgeheim alle verflucht, die an der Produktion dieser Maschine beteiligt waren. Doch letztlich konnte er keinem einen Vorwurf machen. Bevor die Maschinen das Werk verließen, wurden sie immer einem Dauertest unterzogen, und erst wenn dieser zufrieden stellend abgeschlossen war, kamen sie endgültig zur Auslieferung. Und offensichtlich hatte die Stanzmaschine in der Phase des Dauertests hervorragend gearbeitet, sonst hätte die Qualitätskontrolle niemals die Freigabe erteilt.
     
    Als Rudi Wollner in Bukarest das Flugzeug bestieg, das ihn nach München zurückbringen sollte, hatte er von dem weltweiten Versagen der Elektrik noch keinerlei Ahnung. Rumänien gehörte zwar inzwischen zur europäischen Gemeinschaft und war auch in der Berichterstattung offen geworden, doch wenn es Negativ-Meldungen gab, hielt man diese nach wie vor so lange wie möglich von der Bevölkerung fern. Natürlich waren auch ihm die vielen liegen gebliebenen Fahrzeuge zum Flughafen Henri Coanda aufgefallen, doch Rudi war viel zu müde, um sich ernsthafte Gedanken darüber zu machen. Er schob das auf die teilweise veraltete Technik der Autos und auf die allgemein schlechte Wartung. Dass etwas anderes dahinter steckte, konnte er sich in seinen kühnsten Träumen nicht vorstellen.
     
    Wie viele andere auf der Welt, waren auch die Uhren in der Wartehalle des Flughafens auf 3 Uhr 30 stehen geblieben. Man entschuldigte sich über Lautsprecher jedoch damit, dass die Uhren gerade der alljährlichen Wartung unterzogen wurden und deshalb die Zeitanzeige still stehe. Als Ersatz wurde die aktuelle Uhrzeit alle fünf Minuten akustisch über den Lautsprecher verkündet. Rudi nahm das als Relikt der ehemals dirigistischen Politik hin und grinste über diese Unbeholfenheit. Schlimmer als in den Ländern der dritten Welt, dachte er sich.
     
    Die Maschine, mit der er flog, war aus Russland gekommen und hatte in Bukarest lediglich eine Zwischenlandung gemacht. Dennoch war sie nur zu einem Drittel belegt. Da Rudi mindestens zwanzigmal das Rauchen aufgegeben hatte, aber immer noch weiterrauchte, ging er in der Wartehalle noch schnell in den Raucherbereich, um eine zu qualmen. Früher hatte er sich im Raucherabteil einen Platz geben lassen. Lange war in den russischen Maschinen das Rauchen noch erlaubt. Doch mit zunehmender Internationalisierung des Flugverkehrs wurde Russland schließlich auch von dem in seinen Augen völlig übertriebenen und überflüssigen Nichtraucher-Boom erfasst.
     
    Der Chefpilot, ein gewisser Tretjakow, wie Rudi über die Bordansage erfuhr, hatte ebenfalls noch keine Meldung von den Stromausfällen erhalten. Man hatte die Piloten absichtlich nicht informiert. Zum einen wollte man ihnen keine Angst machen, zum anderen wollte man aber vor allen Dingen verhindern, dass ein Streik ausbrach und dadurch Flüge annulliert werden mussten. Notwendige Devisen wären auf diese Weise verloren gegangen. So begrüßte der Pilot in fließendem Englisch völlig unbefangen seine Passagiere und gab die Flug- sowie Wetterdaten durch. Rudi Wollner erfuhr, dass in München Sonnenschein herrschte und die Temperatur 24° Celsius beträgt. Er freute sich schon, wieder nach Hause zu kommen, denn der Tag hatte ihn doch recht mitgenommen.
     
    Nach dem Abendessen, zu dem geräucherter Wildwasserlachs gereicht worden war, schon fast ein Standart in russischen Maschinen, sah er wie immer gelangweilt aus dem Fenster. Die Sonne schien, trotzdem sich langsam der Tag dem Ende zuneigte, noch hell und klar. Unten zogen Dörfer vorbei, deren Dächer im Sonnenlicht deutlich rot nach oben hinaufleuchteten. Wie

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