Auszeit - Die groeßte Katastrophe der Menschheit
Meter zwischen die Gruppe und mich gebracht hatte, sprang ich auf, schwang mich auf mein Fahrrad und raste los. Alles war sehr schnell gegangen, so dass sie erst mit einiger Verzögerung reagierten."
“Das Weibsstück will abhauen!“, hörte ich einen schreien. “Los hinterher, haltet sich auf, verdammt noch mal!“
"Zwei oder drei von Ihnen gelangten tatsächlich nochmal in meine Nähe. Ich hörte das an den Schritten und dem lautem Atmen hinter mir. Sie konnten mich aber nicht mehr erreichen und gaben nach kurzer Zeit auf. Ich fuhr plan- und ziellos durch die Straßen, gelangte schließlich auf die Autobahn nach Starnberg und fuhr so lange weiter, bis plötzlich das Licht meines Rades ausfiel und ich gegen diesen Blechhaufen hier knallte. Ich stürzte über meinen Lenker und schlug auf dem Boden auf. Das alles geschah ungefähr eine halbe Stunde, bevor Sie mich hier entdeckten. Seitdem liege ich hier und habe mich kaum bewegt. Nicht wegen der Schmerzen, die sind einigermaßen erträglich, aber ich bin geschockt von allem, was so unvermittelt über meine Eltern und mich hereinbrach.“
Sie schluchzte wieder, und Franz Kerler streichelte beruhigend ihre Schulter.
“Wo wollten Sie und Ihre Eltern denn eigentlich hin?“, fragte er.
“Wir hatten kein festes Ziel. Wir wollten irgendwie in Richtung Westen und versuchen, auf einem Bauernhof unterzukommen. Wir hatten unsere ganzen Vorräte und genügend Kleidung dabei. Die Kleidung habe ich noch in meinen Satteltaschen, aber die Vorräte sind verloren. Die haben uns diese Verbrecher und Mörder geraubt.“
“Wo ist eigentlich Ihr Fahrrad?“ Kerler sah sich um und versuchte im Schein des Mondlichtes Karins Fahrrad zu entdecken. Er konnte es aber nicht finden.
“Es liegt hinter diesen verkeilten Autos. Ich glaube, ein Reifen ist kaputt.“
Franz stand auf und blickte über die verbeulte Motorhaube eines der Autos. Da lag tatsächlich das Fahrrad. Ob es beschädigt war, konnte er nicht erkennen. Er drehte sich um und wandte sich wieder der jungen Frau zu.
“Was wollen Sie jetzt machen, Karin?“
“Ich weiß es auch nicht. Ich habe niemanden. Meine Eltern waren die einzigen Verwandten die ich hatte. Und außerdem: Ohne Lebensmittel bin ich verloren. Ich habe nichts mehr zum Tauschen, und durchfüttern wird mich in diesen Zeiten auch niemand. Ich hätte mich von diesen Kerlen töten lassen sollen. Letztendlich wäre das wahrscheinlich einfacher für mich gewesen.“
“Nein, Karin. Es ist furchtbar, was Ihren Eltern zugestoßen ist, aber Sie müssen weiterleben. Und wenn Sie wollen, können Sie das auch. Ich weiß, es ist für Sie jetzt sehr schwer, aber Sie werden es schaffen. Ich habe so viele Lebensmittel bei mir, die reichen Monate, auch für zwei. Und wenn sie ausgehen, fällt mir schon irgendetwas ein, um irgendwo was zum Essen zu organisieren.“
“Sie würden wirklich mit mir teilen?“ Karin Rabba sah ihn zweifelnd an.
“Ja, ich würde sogar gerne mit ihnen teilen.“
“Und welche Gegenleistung erwarten Sie von mir?“
Karin zweifelte immer noch. Selbstlos handelte in diesen Tagen keiner mehr. Jeder war nur auf sich und seinen Vorteil bedacht.
“Gegenleistung?“ Ich verlange keine Gegenleistung. Sehen Sie, ich bin genauso alleine wie sie, und in Zeiten wie diesen muss man einfach zusammenhalten. Das ist wenigstens meine Ansicht. Außerdem ist es nicht so langweilig, wenn man sich mit einem anderen Menschen unterhalten kann. Und machen Sie sich keine Sorgen. Ich bin ein anständiger Mensch und verlange von Ihnen nichts, was Sie nicht auch selber wollten.“
“Wo fahren Sie denn eigentlich hin?“
Franz Kerler erzählte ihr seinen Plan, ohne dabei zu vergessen, nach seiner typisch wissenschaftlichen Manier, alles mit Beweisen und Praxiserfahrungen zu untermauern.
“Und Sie glauben, dass Sie auf der Roseninsel sicher sind?“, fragte sie am Ende seiner Ausführungen.
“Wo man heute wirklich sicher ist, kann ich nicht sagen. Auf jeden Fall sind wir auf der Insel sicherer als überall woanders.“
“Gut, ich komme mit Ihnen. Aber Sie werden sehen, dass ich für Sie eine Belastung bin. Keinerlei Nahrungsmittel und kein Fahrrad. Ich werde in jeder Beziehung hinderlich für Sie sein.“
“Sie sind mit nicht hinderlich, und das mit Ihrem Fahrrad werden wir gleich haben. Aber erst einmal werden wir uns um ihren Arm kümmern.“
Franz zündete
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