Auszeit - Ein Schwarz Weiss Tot Krimi
Und was würde so
abgefahren
werden?
Dann stand sie ganz plötzlich neben ihm. Er erschrak sich fast zu Tode. »Jeremia!«, sagte er und fuhr zusammen.
»Ich habe doch gesagt, du sollst dich nicht erschrecken! Tut mir leid, ich wollte nur nicht, dass mich die Leute hier sehen.«
Er blickte sie an. Sie wirkte frisch und munter und trug an diesem Tag ein geblümtes Kleid mit Sandalen und einer kleinen weißen Handtasche. Die Haare fielen ihr offen über die Schultern. Er sagte: »Aber die Tür ist doch zu.«
»Ich habe sie hinter mir geschlossen«, erklärte sie ihm wie einem kleinen Kind.
Er atmete langsam aus, um sich von seinem Schrecken zu erholen. Daran würde er sich erst gewöhnen müssen. Sie hatte irgendwo die Zeit angehalten, war hier hereinmarschiert, an allen Mitarbeitern vorbei, hatte die Tür geöffnet und wieder geschlossen, und als sie schließlich neben ihm stand, hatte sie die Zeit wieder – wie sollte man sagen? »Wo, äh – bist du hergekommen?«
»Von draußen, aus meinem Auto. Das ist immer das Problem, wenn man die Zeit nicht da weiterlaufen lässt, wo man sie angehalten hat. Ich habe mich reingeschlichen, nachdem ich mich vergewissert hatte, dass ich niemandem aufgefallen war.«
»Aha …«
»Hast du das E-Mail-Programm schon geöffnet?«
Er stand auf, damit sie sich vor den Rechner setzen konnte. Sie holte einen kleinen Gegenstand aus ihrer Handtasche. »Das ist mein Stick. Vier Gigabyte.«
»Ach so.«
Behände bediente sie Maus und Cursor, öffnete Outlook.
»Die meisten Mails haben mit Immobilienprojekten zu tun. Uns interessiert nur der persönliche Ordner.«
Nita klickte ihn an und las. »Virtual Flirt«, bemerkte sie. »Ist ja interessant.«
»Was ist das?«
»Online-Dating. So was machen nur Loser und ältere Leute.«
Sie klickte die E-Mail eines gewissen »Big Jack« an, und als sie sie öffnete, schnappten beide nach Luft.
Sie saßen in einem Restaurant in der Andringastraat. Nita verspeiste mit großem Appetit ein Omelett, October hatte nur eine Tasse Kaffee vor sich stehen.
»Es braucht dir nicht peinlich zu sein, ich kann schon damit umgehen«, sagte sie.
»Aber ich bin nicht an solche Dinge gewöhnt. Und du … du bist noch so jung!«
»Ich bin neunzehn«, erwiderte sie in einem Ton, als bedeute das »erwachsen«.
»Trotzdem«, sagte er. »Ich will nicht, dass du mit so was konfrontiert wirst. Ich finde schon irgendwo einen Computer und erledige das allein.«
»Aber ich habe einen Laptop und kenne mich mit Computern aus. Ich werde einfach alle Mails mit Attachments löschen. Mach dir keine Sorgen! Meinst du denn, das hätte etwas zu bedeuten? Dieses Online-Dating? Typen, die Schmuddelbilder schicken?«
»Holtzhausen könnte einer von ihnen gewesen sein. Vielleicht haben sie sich darüber kennengelernt.«
»Ach so, jetzt verstehe ich«, sagte sie und aß noch einenBissen Käseomelett. »Das Problem ist, dass sie Decknamen benutzen. Ihrer war ›blond und schamlos‹. Wie uncool!«
»Sie war schon seit zwei Jahren geschieden. Es kann eine ganze Reihe von Internet-Kontakten gegeben haben. Deswegen müssen wir an Holtzhausens Computer herankommen. Und du musst mir dabei helfen, denn seine Kanzlei will ihn nur mit Durchsuchungsbeschluss herausrücken. Meinst du, du könntest dich da ein…«
»…schleichen? Na klar. Niemand wird auch nur ahnen, dass ich dort gewesen bin.«
»Seine Sachen werden irgendwo in dem Gebäude gelagert, und es wird abgeschlossen sein.«
»Kein Problem.«
»Ich bin gestern Abend noch auf etwas anderes gestoßen«, erklärte er. »Der einzige Fall, der so aussieht, als könne unser Zeit-Mann darin verwickelt sein. Bei der Absa in Seepunt ist Geld verschwunden, und zwar auf äußerst merkwürdige Weise. In den Geldautomaten fehlten jeden Freitag zwanzig-, dreißigtausend Rand, aber niemand konnte bislang feststellen, wie das Geld verschwunden ist. Die Bank hat zunächst eine interne Untersuchung durchgeführt, schließlich haben die immer Angst, in die Schlagzeilen zu geraten. Anfangs hatten sie die Geldboten in Verdacht, doch als das Geld geliefert wurde, war alles noch da. Dann vermuteten sie, es sei einer von ihren eigenen Leuten, die die Automaten neu befüllen mussten. Aber ein Mitarbeiter der Betrugsabteilung war zwei Mal undercover dabei, als die Automaten befüllt wurden, hat aber nichts Auffälliges feststellen können. Sie haben sogar einen privaten Sicherheitsdienst mit Lügendetektor engagiert, eineVideokamera draußen
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