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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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mache mich bei Familienfesten zum Gespött der Gäste, indem ich zu viel trinke und mit jüngeren Männern gewagt tanze.«
    »Das ist heute schon meine Rolle«, sagte Emily. »Und weißt du, so schlecht ist das gar nicht.«
    Schweigen senkte sich auf uns, und ich konnte fast hören, wie die Zahnräder in ihrem überdrehten Gehirn ineinander griffen.
    »Aber ich kann es immer noch nicht glauben. Was ist denn passiert ? Hat er die Trennung gewollt, oder du …?«
    Ich wollte nicht darüber sprechen. Ich wollte es vergessen und mich ablenken. »Keiner von beiden. Oder besser, beide.« Dann, als würde ich eine Handgranate werfen, sagte ich: »Ich glaube, er hat eine andere.«
    »Wer? Garv?«, kreischte sie, und ihre Stimme war so schrill, dass nur die Fledermäuse sie hören konnten.
    »Er ist ein attraktiver Mann.« Irgendwie wollte ich ihn verteidigen.
    »Das meine ich doch nicht.« Sie feuerte ein paar gezielte Fragen auf mich ab, entlockte mir die ganze Geschichte mit der Schokotrüffel-Frau und reagierte fast noch schlimmer als ich. Sie fuhr in die untergehende Sonne und murmelte: »Ich hatte gedacht, Garv Garvans Gefühl für Anstand wäre das Einzige, worauf ich mich verlassen könnte. Ich hatte gedacht, er wäre einer der wenigen guten Menschen, die es gibt. Ich bin am Boden zerstört, Maggie.«
    »Ich springe auch nicht gerade vor Freude an die Decke.«
    »Und wer ist sie?«
    »Keine Ahnung. Vielleicht eine von der Arbeit. Könnte auch …« Ich zwang mich, es zu sagen. »Könnte Donna sein. Oder Sinead. Er versteht sich mit beiden gut.«
    »Donna und Sinead sind es bestimmt nicht. Die würden so etwas nicht machen. Und wenn doch, dann hätte ich davon gehört. Männer«, sagte sie bitter, »sie sind doch alle gleich. Das bisschen Grips, was sie haben, haben sie im Schwanz. Bist du voller Hass auf ihn?«
    »Und wie! Wenn ich die Energie dazu aufbringen kann.« Denn obwohl ich sehr wütend auf Garv war, konnte ich ihm doch nicht die Schuld geben.
    Emily warf mir einen scharfen Blick zu. Sie kennt mich sehr gut, ich habe keine Geheimnisse vor ihr. Doch bevor sie weiter nachbohren konnte, versuchte ich abzulenken.
    »Es könnte schlimmer sein«, sagte ich mit grimmiger Fröhlichkeit. »Wenigstens ist es freundschaftlich. – Oder annähernd freundschaftlich«, fügte ich weniger überzeugt hinzu. »Wir werden das mit dem Geld und dem Haus ordentlich regeln.«
    »Natürlich werdet ihr das. Wenigstens ist Garv anständig. Und wenigstens habt ihr –« Sie brach erschrocken ab.
    »Keine Kinder«, beendete ich den Satz für sie.
    »Entschuldige bitte«, sagte sie leise.
    »Ist schon in Ordnung«, beruhigte ich sie. Das war es nicht, aber ich wollte nicht daran denken.
    »Macht es –«, begann sie, als ich im selben Moment sagte: »Jedenfalls! Wo sind wir hier eigentlich?«
    Emily beachtete meinen Versuch, das Thema zu wechseln, nicht und warnte mich stattdessen: »Freundschaftlich oder nicht, du wirst über dich und Garv sprechen müssen.«
    Voller Widerstreben sackte ich in mich zusammen, und plötzlich wusste ich, woran mich das erinnerte – als ich sechzehn war, bin ich einmal auf der Treppe ausgerutscht und mit dem Knie durch die Glasscheibe in der Haustür gefallen. Ich hatte hunderte von kleinen Splittern in meinem Knie, die alle einzeln mit einer Pinzette rausgezogen werden mussten. Ich weiß nicht warum, aber der Arzt gab mir kein Schmerzmittel, und ich saß stocksteif und schweißüberströmt vor Schmerz da, während immer noch ein Splitter aus der Wunde entfernt wurde.
    Jedes Wort über mich und Garv war wie ein Splitter, der aus meinem blutenden Fleisch gezogen wurde. »Ich werde darüber sprechen«, sagte ich, »aber nicht jetzt. Bitte.«
    »Ist gut.«
    Nach einer Weile änderte sich das Straßenbild, und wir kamen in eine bescheiden wirkende Wohngegend. Alle Häuser sahen aus wie Einzelstücke – manche waren aus Lehm gebaut, andere im New-England-Stil, wieder andere im Jugendstil. Sie waren in unauffälligen Pastelltönen gehalten und gut gepflegt. Überall gab es Blumen.
    »Wir sind fast da. Hübsch, findest du nicht?«
    »Sehr hübsch.« Nur dass ich mir vorgestellt hatte, Emily würde in einer aufregenderen Gegend wohnen.
    »Als ich nach L.A. kam, wohnte ich in einem vermodernden  – wirklich, in der Hitze vermodernden – Wohnblock im Osten der Stadt, und die Leute wurden vor meinem Fenster erschossen oder sonstwie umgebracht.«
    Na gut, vielleicht war eine aufregende Gegend doch nicht

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