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Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Auszeit für Engel: Roman (German Edition)

Titel: Auszeit für Engel: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marian Keyes
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das Wahre.
    »Die Mordrate in Santa Monica ist sehr niedrig«, beruhigte sie mich.
    Großartig!
    Wir blieben vor einem weißen Holzbungalow stehen, mit einem kleinen Rasenstück davor, das bis zum Bürgersteig ging. Wassersprenger drehten sich wie Suchscheinwerfer hin und her über den Rasen.
    »Nimm dich in Acht vor diesen blöden Wassersprengern«, empfahl Emily mir. »Sie hängen an einer Zeituhr und springen dauernd an und verderben mir die Frisur. Und nimm dich vor den Nachbarn auf dieser Seite in Acht, das sind die Leute, die der Stadt ihren schlechten Ruf verpassen.«
    »Serienmörder?«
    »New-Age-Typen; sie sprechen von deiner Aura, kaum dass sie dich gesehen haben. Die rechts von mir sind auch nicht viel besser. Junge Männer. Studenten, sie machen Informatik oder so was. Sie sind nützlich, wenn man Drogen haben möchte, aber du willst natürlich keine.«
    Ich hatte das Gefühl, erleichtert aufatmen zu können; ich wollte nicht von verheirateten Paaren umgeben sein. Mit Drogen handelnde Studenten waren eindeutig vorzuziehen.
    Knallrosa Blumen blühten vor dem leuchtenden Weiß von Emilys Haus. Es war alles sehr hübsch. Dann las ich das Schild mit der Aufschrift: »Es wird scharf geschossen«, und meine Begeisterung angesichts der Gegend verblasste etwas. Was passierte hier, dass scharf geschossen werden musste?
    Wir schleppten meine Sachen in das kühle, schattige Haus. Während ich beim Anblick der Holzfußböden, der weißen Jalousien, des hübschen Gartens hinter dem Haus bewundernd Ahh! und Ohh! rief, ging Emily schnurstracks zu ihrem Anrufbeantworter. »Grrrrrrh«, stöhnte sie, »ruf an, du Mistkerl.«
    »Ein Mann?«, fragte ich mit allem Mitgefühl, das ich aufbringen konnte.
    »Ich wünschte, es wäre so!«
    »Aha?«
    »Maggie«, sagte sie und ließ sich in einen Sessel fallen. »Ich habe offiziell eine glücklose Phase.«
    »Ach, wirklich?«, fragte ich schwach, weil mir plötzlich bewusst wurde, dass ich nicht der einzige Mensch auf der Welt war, der mitten in einer Krise steckte.
    »Ich bin so froh, dass du hier bist.«
    »Wirklich?« Wie war ich plötzlich aus der Rolle derjenigen, die es zu trösten galt, in die der Trösterin geschlüpft?
    Emily seufzte, dann erzählte sie mir ihre ganze traurige Geschichte.
    Nachdem das Studio ihr Drehbuch für Hostage (oder war es Hostage! ) abgelehnt hatte, wurde sie von ihrem Agenten gefeuert, was eine ziemliche Katastrophe war, denn die Studios warfen nie, niemals auch nur einen Blick auf ein Drehbuch, das nicht von einem Agenten eingereicht worden war. Und es war so gut wie unmöglich, einen Agenten zu bekommen, erklärte sie. Bei den Poststellen der großen Agenturen trafen täglich buchstäblich tausende von Drehbüchern ein, die einem unerbittlichen Ausleseverfahren unterworfen wurden. Wenn die Leute in der Poststelle ein Drehbuch nicht mochten, war es vom Tisch. Wenn sie es durchließen, musste es von einem Reader akzeptiert werden. In dem unwahrscheinlichen Fall, dass der das Drehbuch mochte, wurde es von einem der Assistenten eines Agenten gelesen. Und nur, wenn der sich begeistert darüber äußerte, ließ sich ein Agent überhaupt dazu herab, es sich anzusehen.
    Emily hatte in den letzten anderthalb Jahren mehrere neue Drehbücher geschrieben, und jedesmal, wenn sie versuchte, es bei einem Agenten unterzubringen, wurde sie abgewiesen.
    »Aber du hast einen Namen.«
    »Ich habe einen schlechten Namen«, korrigierte sie mich. »Alle erinnern sich daran, dass das Studio Hostage! abgelehnt hat. Ich bin in einer schlechteren Position als ein blutiger Anfänger. Diese Stadt kennt keine Gnade.«
    »Warum hast du mir das nicht erzählt?«
    »Weiß auch nicht. Hab mich zu sehr geschämt. Ich, die große Überfliegerin. Und ich habe die ganze Zeit gehofft, dass es besser wird. Du verstehst das, oder?«
    Das verstand ich in der Tat.
    Erst vor zehn Tagen hatte Emily ihr neuestes Drehbuch bei einem neuen Agenten untergebracht. Aber der gehörte zu einer der kleineren Agenturen, die bei den Studios nicht so viel zählten.
    »Er heißt David Crowe, er hat das Drehbuch genommen. Jetzt muss er das Interesse der Studios wecken und sie so weit bringen, dass sie ein Angebot machen. Und ich habe noch nichts von ihm gehört.«
    »Aber er hat gerade erst damit angefangen.«
    »In dieser Stadt passieren die Dinge schnell oder gar nicht. Es kostet mich meine letzten Nerven«, sagte sie. »Wenn das nicht klappt, ist es für mich vorbei.«
    »Mach dich nicht verrückt.

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