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Autobiografie einer Pflaume - Roman

Titel: Autobiografie einer Pflaume - Roman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: PeP eBooks
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Eindruck, dass er gleich aus den Schienen springt, aber nein, er fährt auf eine geschlossene Tür zu, die sich im letzten Augenblick öffnet, und man fährt durch ein riesiges Spinnennetz hindurch, und über unseren Köpfen fliegt eine Hexe auf ihrem Besen. Manchmal ist alles stockfinster, und Camille zwickt mich in den Arm, und auf einmal tanzen Ungeheuer ohne Kopf und
voll mit Blut im Licht, und wir halten uns die Augen zu, damit sie uns nicht fressen, und als wir sie wieder aufmachen, fahren wir durch lauter Türen, und kurz bevor wir nach draußen gelangen, fasst uns eine Hand an die Schulter, und Camille und ich brüllen wie am Spieß, und es ist super.
    Victor springt ganz aufgeregt aus dem Wagen.
    Sein Papa nicht. Er hat Schwierigkeiten, seinen dicken Bauch aus dem kleinen Wagen herauszumanövrieren.
    «Die Russische Bergbahn! Die Russische Bergbahn!», ruft Victor.
    «O ja, Raymond, lass uns mit der Russischen Bergbahn fahren», sage ich, und wir warten jahrelang in der Schlange, und Camille hebt den Blick und schaut das gelbe Wägelchen an, das da oben in der Luft schaukelt.
    «Fahren die Leute in Russland so die Berge herunter?», fragt sie.
    «Wo ist Russland?», fragt Victor im gleichen Moment.
    «In der Nähe von Marseille», antworte ich.
    Raymond wirft mir einen Blick zu.«In der Nähe von Marseille? »
    «Ja, klar», sage ich, superstolz auf meine Antwort.
    «Russland ist dreißigmal so groß wie Frankreich, aber mit Marseille hat das nichts zu tun, mein Junge. Es liegt im Süden der nördlichen Länder wie Finnland, und im Norden von China.»
    «Na gut», sage ich ein bisschen beschämt.«Dann habe ich sicher geschlafen, als Monsieur Paul uns die Weltkarte gezeigt hat.»
    «Jedenfalls hat Russland nichts mit der Russischen Bergbahn hier im Park zu tun. Die Bahn heißt nur so, weil die Berge in Russland sehr hoch sind, Kinder.»
    «Bist du sicher, dass der Zug auf den Schienen bleibt?», fragt Camille.

    «Ganz sicher. Nur dein Herz kommt dir so vor, als würde es runterfallen, aber wenn der Zug unten ankommt, ist alles wieder in Ordnung.»
    «Aha!», sagt Camille, der die Sache nicht geheuer ist.
    «Du musst nicht mitfahren», sagt Raymond.«Wenn du willst, essen wir beide ein Eis auf der Bank da drüben und warten auf die Jungen.»
    «Nein, danke. Wenn doch etwas schief geht, will ich mit Pflaume zusammen sein.»
    «Aber es wird nichts schief gehen, mein Kind, glaube mir. Du kannst mir vertrauen. Diese Geräte sind alle technisch geprüft. »
    «Es ist nett, dass Sie ‹mein Kind› zu mir sagen, Monsieur Raymond, aber ich fürchte mich ein bisschen vor diesem Gerät. »
    «Sag einfach Raymond zu mir, und außerdem gibt es genug andere Karussels auf diesem Rummelplatz.»
    «Wissen Sie, Raymond, Monsieur, wenn man sich vor einer Sache fürchtet, darf man sich davon nicht entmutigen lassen, weil man sich sonst sein Leben lang fürchtet.»
    «Du hast Recht, Camille. Aber die Russische Bergbahn ist nur ein Spiel.»
    «Alles ist ein Spiel, Monsieur Raymond.»
    «Raymond, mein Mädchen, aber du musst nicht glauben, das Leben wäre ein Spiel. Wer hat dir so etwas gesagt?»
    «Niemand, das sage ich mir selber, um mich vor der Hexe zu schützen, die wollte, dass ich Nicole zu ihr sage, und hinterher war sie böse zu mir. Wenn ich den Boden gebohnert habe und mir dabei gesagt habe, dass alles nur ein Spiel ist, war es nicht mehr so schlimm.»
    «Nicole?»
    «Das ist ihre Tante», sage ich,«eine richtige Schlampe.»
    «Icare, man sagt nicht ‹Schlampe›.»

    «Du sagst es doch selber. Auf jeden Fall tut sie vor Madame Papineau und dem Richter so, als wäre Camille ein armes kleines Mädchen, aber wenn sie mit Camille allein ist, behandelt sie sie ganz schlecht.»
    «Hmm, stimmt, Weihnachten hat sie keinen besonders sympathischen Eindruck gemacht.»
    «Sagen wir doch, Raymond. Und wir haben schon einen Plan, um sie loszuwerden.»
    «Wie meinst du das mit dem ‹Loswerden›, Icare?»
    «Na ja, nicht wörtlich, aber ich darf es dir nicht verraten. Es ist ein Geheimnis.»
    «Du wärst mir der richtige Polizist», sagt Raymond lachend.
    «Ja, und ich könnte dir sogar helfen, die Diebe festzunehmen. »
    «Aha, wie das?»
    «Das weiß ich nicht, das musst du mir beibringen.»
    «Warten wir’s ab, mein Junge. Auf in die Russische Bergbahn! »
    Wir sind jetzt die Ersten in der Schlange.
    Raymond setzt sich auf der einen Seite nach außen, und ich tue es auf der anderen, um Camille zu beschützen, die ihre Hände

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