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Jackentasche; zum anderen fuhr er mit der rechten Hand über seinen linken Mittelfinger, als streifte er sich einen Ring über.
Trug etwa auch dieser Ring das Zeichen des Kreuzes und des Schwerts?
Steckte Pater Dusseault mit den drei Männern, die Saul umzubringen versucht hatten, unter einer Decke? Waren ihre Rechnungen deshalb vom Büro des Kardinals beglichen worden?
Der Pater bewegte sich plötzlich mit unverkennbarer Wachsamkeit. Aus einem Geistlichen beim Abendspaziergang wurde mit einem Mal ein Agent, der, auf der Hut vor unbekannten Gefahren, durch einen nächtlichen Park schlich. Er umkreiste den Lichtschein einer Parkbeleuchtung. Ohne den weißen Kragen stellte der schwarze Anzug des Paters im nächtlichen Dunkel eine ideale Tarnung dar.
Und plötzlich war er verschwunden.
Doch Saul wußte, daß irgendwo vor ihm, im Gebüsch verborgen, Erika auf der Lauer lag. Vielleicht hatte sie gesehen, wo der Pater so plötzlich untergetaucht war. Oder sollte Dusseault damit gerechnet haben, daß er beschattet wurde?
Dessen war Saul sich sogar sicher. Vermutlich war Erika bereits derselbe Gedanke gekommen. Bestimmt war sie mit ganz besonderer Vorsicht vorgegangen. Lautlos schlich Saul an Springbrunnen, Hecken und Statuen vorbei weiter. Marmorne Engel hatten ihn schon immer an den Tod erinnert. Der Duft der blühenden Sträucher, intensiv wie in einer Aussegnungshalle, schnürte ihm die Kehle zusammen. Er ließ sich zu Boden sinken und kroch zwischen zwei Büschen hindurch. Als sein Blick auf eine größere freie Fläche fiel, in deren Mitte ein Brunnen in Form einer spanischen Galeone aufragte, hielt er inne.
Erst dachte er, bei dem Geistlichen, der gegen den Brunnen gelehnt stand, handelte es sich um Pater Dusseault. Doch dann bemerkte er im schwachen Schein der aufgehenden Mondsichel, daß dieser Geistliche einen weißen Kragen trug. Außerdem war er größer als Pater Dusseault. Sein ausgeprägtes Profil mit dem energischen Kinn jagte Saul einen kalten Schauder den Rücken hinunter. In der unheimlichen Umgebung dieses Parks, der ihn an einen Friedhof erinnerte, hatte Saul den Eindruck, als hätte er ein Gespenst vor sich. Einen Augenblick lang hätte er schwören können, seinen toten Blutsbruder Chris vor sich zu haben.
Gelähmt vor Entsetzen starrte Saul auf die Erscheinung. War Chris gar nicht ums Leben gekommen? Saul hatte Chris Leiche nie mit eigenen Augen gesehen; er hatte nur gehört, daß Chris bei einem Kampf mit einem anderen Agenten getötet worden war. Doch trotz all der plötzlich in ihm aufkeimenden Wünsche und Sehnsüchte war Saul klar, daß seine Hoffnung gegen jede Vernunft war. Dieser Geistliche war nicht Chris, wie sehr er ihm auch gleichen mochte.
Im selben Augenblick lenkte eine kaum wahrnehmbare Bewegung im Dunkel hinter dem Brunnen Sauls Aufmerksamkeit auf sich. Rührte sie von Erika her, die zu einer Stelle schlich, von der sie den zweiten Geistlichen besser sehen konnte?
Nein, überlegte Saul. Erika hätte sich von ihrer Neugier nie dazu verleiten lassen, ihre Entdeckung zu riskieren.
Aus dem Dunkel hinter dem Brunnen löste sich ein Schatten. Ein Mann erschien. Er trug einen schwarzen Anzug ohne weißen Kragen, und am Mittelfinger seiner linken Hand stak ein Ring.
Pater Dusseault.
Offensichtlich war dem anderen Geistlichen nicht entgangen, daß Pater Dusseault sich ihm genähert hatte. Gelassen drehte er sich zu ihm herum und hob wie zum Gruß seine Hände. Jedenfalls erschien es Saul im ersten Moment so. Doch gleichzeitig erinnerte ihn die Geste an die Aufforderung eines Agenten, man solle ihn durchsuchen, um sich zu überzeugen, daß er unbewaffnet war.
Um in der Dunkelheit besser sehen zu können, hatte Drew es peinlichst vermieden, in den Mond oder in den Lichtschein einer der wenigen Lampen im Park zu schauen. Statt dessen hatte er sich auf die dunkelste Stelle im Gebüsch konzentriert. Eigentlich hätte Pater Dusseault längst auftauchen müssen, aber er ging davon aus, daß der Geistliche sich erst vergewissern würde, ob es sich bei diesem Treffen nicht um eine Falle handelte. Endlich hörte er hinter sich das leise Geräusch einer Bewegung. Und als er sich dann mit übertriebener Gelassenheit herumdrehte und zum Ausdruck seiner friedlichen Absichten beide Hände hob, nahm er erleichtert zur Kenntnis, daß der Pater sich ihm aus der dunkelsten Ecke des Parks näherte. Drew konnte sich den Vorteil, daß seine Augen an die Dunkelheit gewöhnt waren, voll zunutze
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