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diese Spitze zu einer Unbeherrschtheit hinreißen zu lassen, ergriff Eiszapfen den anderen Arm der Frau, um sie zusammen mit Seth ins Bad zu führen. Zu Eiszapfens Erleichterung tat die Frau halb bewußtlos, was von ihr erwartet wurde.
Darauf trugen sie sie wieder zum Bett zurück, wo sie wieder die Knie gegen ihren Oberkörper hochzog.
»Was tun Sie dal« fuhr Seth Eiszapfen an.
Wütend starrten die beiden sich an. Der Raum knisterte vor aggressiver Spannung.
Eiszapfen hatte nach dem Zipfel der Bettdecke gegriffen, um sie über die Frau zu breiten.
»Nein.« Seths Augen blitzten drohend auf. »Das Serum wirkt besser, wenn ihr kalt ist.«
Eiszapfen wurde bewußt, daß es nun nur noch eines geringfügigen Anlasses bedurft hätte, um sie übereinander herfallen zu lassen. Doch soweit durfte er es nicht kommen lassen. Sein vorrangigstes Ziel war es, seinen Vater zu finden. »Gut, wenn Sie meinen.«
»Ganz richtig. Wie ich meine. Wir wollen doch unsere Freundschaft keiner unnötigen Belastungsprobe unterziehen.« In Seths Tonfall schwang unüberhörbarer Spott mit. »Fangen Sie schon an. Befragen Sie sie.«
Während du dich am Anblick ihres nackten Körpers weidest, dachte Eiszapfen wütend.
Er trat an die Kommode, zog eine Schublade heraus und entnahm ihr eine Ampulle mit Sodiumamytalpulver, das er in einer größeren Ampulle in zwanzig Millilitern destilliertem Wasser auflöste. Damit zog er eine Spritze auf.
22
»Können Sie mich hören?«
Die Frau antwortete nicht.
Eiszapfen beugte sich über sie und wiederholte die Frage.
Die Frau nickte und murmelte kaum hörbar: »Höre Sie... « »Gut. Seien Sie unbesorgt. Sie haben nichts zu befürchten. Sie befinden sich in Sicherheit. Bei Freunden.«
»Freunden... «
»Jawohl, bei Freunden. Und jetzt sagen Sie uns Ihren Namen.«
»Erika...«
»Und Ihr Nachname?« »Bernstein-Grisman.«
Dem Namen zufolge, dachte Eiszapfen, mußte die Frau auf jeden Fall Jüdin sein, wie Seth vermutet hatte.
Mit sanfter Stimme fragte Eiszapfen weiter: »Weshalb sind Sie Pater Dusseault in die vatikanischen Gärten gefolgt?«
»Drei Männer haben versucht, uns zu töten...«
Diese zusammenhanglose Antwort ließ Eiszapfen frustriert den Kopf schütteln. Doch er fragte in seinem bisherigen freundlichen Ton beharrlich weiter: »Was wollten Sie von Pater Dusseault? Von den drei Männern können Sie uns später erzählen.«
Wieder eine unzusammenhängende Antwort. »Mein Vater ist verschwunden.«
Für Eiszapfen galt es nun zu entscheiden, ob er die Frau weiter nach Pater Dusseault fragen oder ihren Assoziationen freien Lauf lassen sollte. Möglicherweise war der Sachverhalt so kompliziert, daß er gar nichts aus der Frau herausbekommen würde, wenn er mit seinen Fragen auf einen zu eng beschränkten Themenkreis abzielte. Jedenfalls schien der Hinweis auf das Verschwinden ihres Vaters interessant genug, um ihm näher nachzugehen. »Ihr Vater ist verschwunden? Wann?«
»Vor zwei Wochen.«
»Wo?«
»In Wien.«
»Warum ist er verschwunden?«
»Weiß ich nicht...«
Selbst in ihrem betäubten Zustand wurde die Frau von solcher Erregung ergriffen, daß Eiszapfen ihr wieder ein paar unverfängliche Fragen stellte, damit sie sich nicht unnötig aufregte, bevor sie eventuell die entscheidenden Fragen zu beantworten begann. »Erzählen Sie uns etwas über Ihren Vater.«
Als die Frau nichts antwortete, spezifizierte Eiszapfen seine Frage. »Wie alt ist er?«
»Siebzig... «
»Ist er noch berufstätig?«
»Pensioniert...«
Eiszapfen begannen die unwesentlichen Fragen, mit denen er sie zu beruhigen versuchte, bereits zu langweilen. »Womit hat er früher seinen Lebensunterhalt verdient?«
»Mossad... «
Die unerwartete Antwort ließ Eiszapfen zusammenzucken. Er drehte sich zu Seth herum, der überrascht von den Beinen der Frau aufschaute.
Eiszapfen wandte sich ihr wieder zu. »Ihr Vater hat als Agent für den Mossad gearbeitet?«
»Ja.«
»Sind auch Sie für den Mossad tätig?«
»Nein.«
Eiszapfens Puls verlangsamte sich wieder.
»Ausgeschieden... «
»Warum?«
»Wollte mit meinem Mann leben...«
»Ist das der Mann, mit dem Sie in den vatikanischen Gärten waren? Arbeitet er für den Mossad?«
»Nein.«
»Hat er früher für den israelischen Geheimdienst gearbeitet?«
»Nein.«
»Was ist Ihr Mann von Beruf?«
»Landwirt.«
»Wo?«
»In Israel.«
»Weshalb sind Sie von dort hierher gekommen?«
»Um nach meinem Vater zu suchen.« Ihre Stimme wurde fester. Ihre
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