Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Autor

Autor

Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
Vom Netzwerk:
uns nicht genügend Zeit lassen, selbst Nachforschungen über die beiden anzustellen, bevor wir die Lieferung stoppen? Sollte hier noch etwas anderes mit im Spiel sein, von dem Joseph uns nichts wissen lassen möchte?«
    Der Assistent deutete auf den letzten Abschnitt des Berichts. »Als Gegenleistung dafür, daß er uns auf die Waffenlieferung aufmerksam gemacht hat, verlangt Joseph von uns, daß wir den Libyern diese beiden Namen unterschieben.«
    Zusammen mit Pater Dusseault saß Saul ungeduldig in einer Nische der Nordtribüne des Kolosseums. Der Pater hatte sich zwar auf den Beinen halten können, war aber ansonsten noch so benommen, daß er widerspruchslos mit sich geschehen ließ, was Saul von ihm verlangte. Er hatte keinerlei Widerstand geleistet, als Saul ihn hierher geführt und neben sich Platz hatte nehmen lassen. Die zahlreichen Besucher des Kolosseums nahmen keine Notiz von dem Geistlichen, der offensichtlich etwas schwach auf den Beinen war.
    Saul hatte sich schon fünf Minuten vor sechs Uhr am vereinbarten Ort eingefunden. Inzwischen war der verabredete Zeitpunkt bereits um zehn Minuten überschritten. Besorgt, daß es vielleicht doch nicht zu dem Austausch kommen würde, suchte er mit seinem Fernglas die gegenüberliegende Tribüne des Kolosseums ab. Wie der Anrufer verlangt hatte, war er nur mit Pater Dusseault hierher gekommen. Je näher die Sonne sich dem Horizont entgegensenkte, desto stärker wuchs Sauls Besorgnis. Er hatte nämlich insofern gegen die Abmachungen verstoßen, als er zugelassen hatte, daß Drew und Arlene das Kolosseum von dem gegenüberliegenden Park aus im Auge behielten. Dieser Park erstreckte sich über den Esquilin, einen der sieben Hügel Roms, auf dem der Palast Kaiser Neros lag. Angesichts der unzähligen Besucher des Palasts und des Parks war es jedoch höchst unwahrscheinlich, daß ein feindlicher Beobachter dort auf Drew und Arlene aufmerksam geworden wäre. Daher war ihnen durchaus vertretbar erschienen, dieses geringfügige Risiko einzugehen.
    Doch inzwischen bereute Saul bereits wieder, sich darauf eingelassen zu haben. Spätestens zwanzig Minuten nach sechs gelangte er zu der Überzeugung, daß irgend etwas schief gelaufen war. Die Zahl der Besucher im Kolosseum nahm merklich ab. Eine Frau mit lila gefärbtem Haar stellte sich vor Saul und verdeckte ihm die Sicht. Als sich auch noch ihr übergewichtiger Gatte zu ihr gesellte, mußte Saul sich mit diesem die Klagen der Frau anhören, er hätte sie nicht so hohe Schuhe anziehen lassen sollen.
    Saul rutschte nach rechts, um die gegenüberliegende Tribüne weiter im Auge behalten zu können. Plötzlich blieb sein Blick auf einer Frau haften, die mit dem Rücken zur Wand in einem Durchgang saß. Er hatte Mühe, das Fernglas ruhig zu halten. War die Frau Erika? Selbst durch das Fernglas konnte er sie nicht deutlich erkennen, da ihr Kopf vornüber auf ihre Brust herabgesunken war. Ihr Haar war jedoch ebenso lang und dunkel wie das Erikas; sie schien etwa so alt wie Erika zu sein und hatte auch dieselbe schlanke Figur. Allerdings trug die Frau einen grünen Nylonanorak, wie Erika ihn nicht besaß.
    In diesem Moment fiel Saul wieder ein, daß ihm die Stimme am Telefon gesagt hatte, Erika würde eine weite Jacke tragen, unter der die Sprengladung befestigt sei. Und als dann ein Mann auf die Frau zutrat und eine blaue Reisetasche neben ihr abstellte, war Saul klar, daß der Austausch nun doch stattfinden würde. In seinem Fernglas verfolgte Saul den großen, blassen Mann, der die Reisetasche neben der Frau abgestellt hatte und nun zu Sauls Linken die Arena umrundete. Nach ein paar Schritten blieb der Mann jedoch wieder stehen, hob ein Fernglas an seine Augen und spähte zu Saul herüber.
    Er wartet darauf, daß ich in der anderen Richtung losgehe, schoß es Saul durch den Kopf. Er wird erst weitergehen, wenn auch ich mich in Bewegung gesetzt habe.
    Saul ließ den Pater allein in der Nische zurück und entfernte sich rasch nach rechts. Es kostete ihn einige Selbstbeherrschung, nicht loszurennen, dennoch wäre er um ein Haar stehengeblieben, als ihm auffiel, daß der Mann rotes Haar hatte.
    Sollte der anonyme Anrufer etwa Seth gewesen sein? Der gefürchtete Killer und Sohn eines nicht minder gefürchteten
    Nazi-Killers, von dem Drew und Arlene ihm erzählt hatten? Hielt sich demnach auch sein Partner, der blonde Eiszapfen, im Kolosseum auf?
    Saul wagte es nicht, unter den langsam weniger werdenden Besuchern nach ihm zu suchen.

Weitere Kostenlose Bücher