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Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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Halloway sich, wenn auch nur äußerst widerstrebend, zu der Annahme gezwungen, daß sein Vater tot war.
    Er blieb auf der Treppe stehen, bis der Cadillac zwischen den Bäumen verschwunden war. Als er sich schließlich zu der breiten, zweiflügeligen Eingangstür des Hauses umdrehte, unterzog er seinen letzten Gedanken noch einmal näherer Betrachtung. Sein Vater tot? Er blieb kurz stehen, atmete tief ein und ging schließlich weiter auf die Eingangstür zu. Er konnte nur noch hoffen. Zumindest hatte er nichts unversucht gelassen, sich und seine Familie zu schützen und dem Wahnsinn ein Ende zu machen. Falls sein Vater tatsächlich umgebracht worden sein sollte, blieb ihm zumindest ein Trost -Eiszapfen und Seth waren absolut tödliche Waffen. Der Feind würde in jedem Fall für seine Taten büßen.
    Er betrat das Haus und begab sich in sein Arbeitszimmer, um zu telefonieren. Obwohl er sich damit im Augenblick nicht beschäftigen sollte, mußte er nun auch noch andere wichtige Entscheidungen treffen. Vor vier Monaten, bevor der Nacht-und-Nebel-Terror eingesetzt hatte, war er geschäftliche Verpflichtungen eingegangen, denen nicht nachzukommen ihm selbst die dringendsten persönlichen Angelegenheiten nicht gestatteten. Gegen die Zahlung einer horrenden Summe hatte er sich für die Lieferung von Waren verbürgt, deren todbringendes Potential nur noch von den mörderischen Absichten seiner Geschäftspartner übertroffen wurde. Für Halloway hätte es also schlimme Folgen gehabt, wenn er seinen Verpflichtungen nicht nachgekommen wäre. In dieser aussichtslosen Situation blieb ihm keine andere Wahl, als die von seinem Vater ererbte bedingungslose Entschlossenheit zu aktivieren und sich der Herausforderung zu stellen. Er griff nach dem Hörer.
    2
    Mexico City. Zum drittenmal, seit Aaron Rosenberg mit seiner Frau hatte schlafen wollen, bekam er keine Erektion. Er versuchte sich selbst zu stimulieren, aber seine Frau hielt seine Hand zurück. Erst dachte Rosenberg, sie wäre über sein wiederholtes Versagen verärgert und wollte ihn damit zum Aufgeben bewegen. Statt dessen küßte sie ihn jedoch erst auf die Brust, dann auf den Bauch, um schließlich, tiefer gleitend, zu flüstern: »Laß mich mal machen.«
    Durch die offenen Vorhänge fiel die Sonne ins Schlafzimmer. Eine sanfte Brise kühlte den Schweiß auf seiner Haut. Während er nun die Augen schloß und das Haar seiner Frau über seinen Unterleib streifen spürte, hörte er kaum das Rauschen des Verkehrs draußen auf dem Paseo de la Reforma.
    Seine sexuellen Schwierigkeiten hatten verschiedene Ursachen - die Sorge um seinen vermißten Vater sowie die Angst um seine Familie und sich selbst. Trotz seiner Leibwächter hatte er Angst, das Haus zu verlassen, was er deshalb auch seltener tat, als für sein Geschäft gut war. Ironischerweise war er aber an diesem Tag gerade aus geschäftlichen Gründen zu Hause geblieben. Schon seit dem frühen Morgen wartete er auf einen so wichtigen Anruf, daß er nicht gewagt hatte, ihn in seinem Büro entgegenzunehmen. Allerdings fühlte er sich auch in seinem Haus diesbezüglich nicht absolut sicher, obwohl er es täglich auf Wanzen und Abhöranlagen untersuchen ließ.
    Langsam reagierte sein Penis auf die Bemühungen seiner Frau. Gleichzeitig versuchte er angestrengt einen weiteren Grund für seine jüngste Impotenz zu verdrängen. Seit zwei Monaten hatte Rosenberg nämlich Gewißheit, daß seine Frau eine Affäre mit ihrem Leibwächter Esteban hatte. Die vielsagenden Blicke, die sie sich gegenseitig zuwarfen, ließen sich einfach nicht ignorieren; und nicht minder galt das für ihr plötzlich erstaunlich erweitertes Repertoire an sexuellen Techniken, wie zum Beispiel die Bereitwilligkeit, mit der sie ihm anbot, >sie mal machen zu lassen<. Eines mußte er ihr zumindest zugutehalten - sie verhielt sich äußerst diskret. Hätte Rosenberg nicht vorgeben können, nichts von der Untreue seiner Frau zu wissen, hätte er sich den Respekt seiner einflußreichen Bekannten in hohen Polizei- und Geschäftskreisen der Stadt verscherzt.
    Er mußte sich selbst gegenüber jedoch eingestehen, daß er nicht ganz unschuldig an dem Seitensprung seiner Frau war. Seit den Vorfällen der letzten Zeit hatte sein Sexualtrieb sich mehr oder weniger zur Gänze verflüchtigt, und auch zuvor war er aufgrund geschäftlicher Verpflichtungen so selten zu Hause gewesen, daß seine Frau mehr Zeit mit Esteban verbracht hatte als mit ihm. Wurde sie andererseits, dachte

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