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gesehen hatte. »Das kann doch nicht...!«
Er ließ die Reste seines Sandwichs neben die Dose Diät-Cola auf den Metalltisch vor ihm fallen und beugte sich ruckartig vor, um den Videorecorder anzuhalten.
»Kommt her! Seht euch das mal an!«
Zwei Agenten, ein Mann und eine Frau, drehten sich zu dem Mann herum. Vom ständigen Starren auf ihre eigenen Bildschirme hatten sie vor Müdigkeit gerötete Augen.
»Was soll ich mir ansehen?« erwiderte der Mann ärgerlich. »Ich tue doch schon die ganze Zeit nichts anderes, als ständig auf diesen blöden Bildschirm zu glotzen.«
»Mit der Zeit«, fiel die Frau ein, »verschwimmen diese Gesichter zu einem einzigen Einheitsgesicht und...«
»Hey, so kommt doch endlich und seht euch das an.«
Der Mann und die Frau durchquerten das spartanisch eingerichtete Büro und stellten sich neben ihm auf.
»Zeig schon«, forderte die Frau ihn auf.
Der Mann am Videorecorder spulte das Band etwa dreißig Sekunden zurück und drückte dann auf den Abspielknopf.
Die Punkte auf dem Bildschirm fügten sich zu einem Bild zusammen.
»Gesichter«, seufzte die Frau. »Nichts als weitere Gesichter.«
»Schau lieber«, forderte der Mann am Videogerät sie auf. Er deutete auf eine Schlange von Flugpassagieren, die durch die Zollabfertigung des Flughafens von Rom kamen. »Da.« Er drückte auf die Stoptaste.
Unzählige Bildschirmzeilen zerfurchten Gesicht und Oberkörper eines Mannes, der beim Betreten der Ankunfthalle mitten in der Bewegung erstarrte. Der Mann trug ein Hemd mit offenem Kragen und ein weit geschnittenes Sportsakko, das jedoch seine breiten, muskulösen Schultern nicht zu kaschieren vermochte. Er hatte ein kantiges, sonnengebräuntes Gesicht, intelligente Augen und sonnengebleichtes Haar.
»Den würde ich nicht unbedingt aus meinem Schlafsack verscheuchen«, bemerkte die Frau dazu.
»Die Frage ist nur, ob du dazu noch in der Lage wärst, nachdem er dich hergenommen hat«, entgegnete der Mann vor dem Bildschirm.
»Was?«
»Warte nur ab.« Der Mann nahm den Finger von der Stoptaste und drückte auf die Abspieltaste. Andere Gesichter wanderten über den Bildschirm. Der italienische Geheimdienst hatte an allen Ausgängen des Flughafens von Rom Überwachungskameras installiert - eine Sicherheitsvorkehrung, die vor allem der Terroristenbekämpfung diente. Nachdem sich die Italiener die Videoaufnahmen angesehen hatten, wurden sie an andere Geheimdienstorganisationen weitergeleitet.
»Na schön«, brummte der zweite Mann. »Wer sollte mir denn noch auffallen?«
»Der da.« Der Mann am Bildschirm drückte neuerlich auf die Stoptaste.
Ein anderer Passagier erstarrte mitten in der Bewegung, und gleichzeitig legten sich wieder die Linien der Bildzeilen über sein Gesicht und seinen Oberkörper. Er war groß, schlank, blaß, rothaarig und hatte ausdruckslose Augen.
»Na, so was!« entfuhr es der Frau.
»Welch ein Zufall. Genau, was ich gesagt habe.« Der erste Mann straffte sich. Sein Puls ging schneller. »Wenn ihr euch die Karteifotos der beiden vornehmt...«
»Von den beiden?!«
»Deckname Seth«, fuhr der erste Mann fort. »Wie das Berufskiller nun mal so an sich haben, ist mit diesen Burschen normalerweise eigentlich nicht zu spaßen; und das um so mehr, wenn sie zu zweit auftreten.« Er ließ das Band zurückspulen. »Seht euch noch mal den da an...« Aufgeregt drückte er wieder auf die Abspieltaste.
Neuerlich trat der blonde, muskulöse Mann durch die Zollabfertigung auf die Kamera zu.
»Ja...!« stieß der zweite Mann mit angehaltenem Atem hervor.
»Das ist Eiszapfen»«, bemerkte der erste Mann. »Tja, Freunde, hiermit hätten wir also...«
»Einen kleinen Hinweis, künftig auf der Hut zu sein«, führte der zweite Mann den Satz zu Ende. »Diese Kerle tauchen doch immer dann auf, wenn wir sie vor lauter Langeweile am allerwenigsten erwarten.«
»Und nicht nur das«, fügte die Frau hinzu. »Da sperren wir tagelang die Augen auf, und nun tauchen plötzlich gleich zwei von diesen Kerlen auf, und das auch noch gemeinsam - wenn sie auch den Anschein zu erwecken versuchen, als hätten sie nicht das geringste miteinander zu tun.«
»Vielleicht wußten sie tatsächlich nicht, daß sie im gleichen Flugzeug saßen«, warf der zweite Mann ein.
»Das glaubst du doch selbst nicht«, schnaubte die Frau verächtlich. »Die beiden sind absolute Meister ihres Fachs.«
»Na gut, wenn du meinst.«
»Damit stellt sich uns die Frage«, erklärte der erste Mann, »ob sie sich
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