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damit, den Blick unverwandt auf die Anzeige geheftet, den Raum. Das Gerät gab ein leises Summen von sich. Wäre irgendwo im Raum ein Mikrofon angebracht gewesen, hätte das Gerät dessen Betriebsspannung registriert, und die daraus resultierende Rückkopplung wäre auf der Anzeige abzulesen gewesen. Aber die Zeigernadel rührte sich nicht von der Stelle. Es gab also keine versteckten Mikrofone im Raum.
Damit gab Rosenberg sich jedoch noch nicht zufrieden. Er holte ein zweites Gerät aus seinem Aktenkoffer und befestigte es vermittels einer Klammer an einem etwa zwanzig Zentimeter langen Stück des Telefonkabels, von dem die Ummantelung entfernt war. Dieses Gerät maß die Stromstärke in der Telefonleitung. Da ein Abhörgerät etwas Strom abgezapft hätte, wäre die Stromstärke automatisch verstärkt worden, um diesen Stromabfall wettzumachen. Die Anzeigernadel zeigte jedoch kein Zunehmen der Stromstärke an. Der Apparat wurde nicht abgehört.
Nervös steckte Rosenberg sich eine Zigarette an - eine Gauloise, da er mexikanischen Tabak nicht mochte. Dann sah er auf seine Uhr. Der Anruf mußte in den nächsten zwei Minuten kommen. Für den Fall, daß er oder Halloway aufgehalten worden wäre und den verabredeten Zeitpunkt nicht hätte einhalten können, war abgemacht, daß sie es dreißig Minuten später noch einmal versuchen würden, und wenn es auch dann nicht klappte, noch einmal dreißig Minuten später.
Rosenberg inhalierte und starrte auf das Telefon. Als es schließlich klingelte, riß er unverzüglich den Hörer von der Gabel. »Azteke.«
»Eskimo.«
»Ich hatte schon heute früh mit Ihrem Anruf gerechnet. Warum haben Sie so lange gebraucht, mich zu erreichen?«
»Ich mußte erst warten, bis sie weg waren.« Halloways angenommener kanadischer Akzent klang vollkommen überzeugend. »Jetzt geht es los. Sie werden morgen früh ankommen.«
»In Europa?«
»Ja, in Rom. Alles deutet auf Kardinal Pavelic hin. Wenn sie in Erfahrung bringen können, weshalb er verschwunden ist...«
»Wie lange wird das ungefähr dauern?« unterbrach ihn Rosenberg.
»Wie lange? Die beiden sind absolute Spitzenleute. Schon ihre Väter waren unübertroffen. Selbstverständlich läßt sich so etwas unmöglich mit Sicherheit vorhersagen. Jedenfalls werden sie nicht länger brauchen als unbedingt nötig.«
»Was übrigens unsere geschäftliche Vereinbarung betrifft«, wechselte Rosenberg darauf abrupt das Thema, »so brauche ich Sie wohl nicht extra darauf hinzuweisen, daß wir es uns unter keinen Umständen leisten können... «
»Wem sagen Sie das«, fiel ihm Halloway ins Wort. »Als wäre dieser Nacht-und-Nebel-Terror nicht schon schlimm genug, müssen wir uns nun auch noch wegen unserer Geschäftspartner Sorgen machen.«
»Sie bestehen auf der Lieferung.«
»Also werden wir liefern.« Damit war dieses Thema für Halloway erledigt. »Ich halte schon auf Seth allein große Stücke. Aber nachdem er sich inzwischen mit Eiszapfen zusammengetan hat, wird die beiden niemand so leicht aufhalten.«
»Ich kann nur um unser aller willen hoffen, daß Sie recht haben.«
»Falls ich mich täuschen sollte, hätten wir es gleich mit zwei höchst unangenehmen Feinden zu tun. Rufen Sie unseren Kontaktmann in Brasilien an und sagen Sie ihm, er soll alles Nötige für die Lieferung vorbereiten. Unsere Kunden brauchen die Ware dringend genug, um die Verzögerung hinzunehmen -vorausgesetzt, wir können ihnen garantieren, daß sie die Ware nun ohne Risiko entgegennehmen können, was ich mittlerweile auch durchaus für gegeben halte. Wenn die Gegenpartei wüßte, was wir vorhaben, hätte sie dieses Wissen schon vor Wochen gegen uns eingesetzt.«
»Oder die Nacht-und-Nebel-Organisation wartet nur darauf, daß wir von selbst in die Falle gehen.«
»In Kürze wird es keine Nacht-und-Nebel-Aktionen mehr geben.«
»Wenn ich das nur glauben könnte«, seufzte Rosenberg.
»Wir müssen daran glauben. Wenn es Seth und Eiszapfen nicht gelingt, sie zu unterbinden, dann gibt es niemanden, der dazu in der Lage ist. In diesem Fall wären wir unweigerlich geliefert, ob wir nun unsere Kunden zufriedenstellen können oder nicht. Uns bleibt also keine andere Wahl. Geben Sie die Bestellung auf, damit die Ware geliefert wird.«
4
Rom. Der gelangweilte Amerikaner war so lange auf dem harten Stuhl gesessen, daß sein Rücken schmerzte. Doch nun verschluckte er sich fast an einem Bissen Salami und Brot, als ihm bewußt wurde, was er eben auf dem Bildschirm
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