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Titel: Autor Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannter Autor
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mißtrauisch bin. Wer war dieser Avidan überhaupt? Warum interessieren Sie und diese anderen Leute sich so brennend für ihn?«
    »Was den Geistlichen betrifft, muß ich diesbezüglich leider passen«, erwiderte Saul. »Seine Gründe sind mir ebenso schleierhaft wie Ihnen. Bei den beiden Israelis dagegen dürfte es sich um Geheimagenten gehandelt haben. Mos-sadangehörige. Auch Avidan hat früher für den Geheimdienst gearbeitet. Wenn ein ehemaliger Mossadangehöriger - selbst wenn er längst pensioniert ist - verschwindet, will seine Organisation selbstverständlich die Gründe dafür erfahren, und dies um so mehr, wenn sein Verschwinden mit dem eines anderen ehemaligen Mossadagenten zusammenhängt. Der Vater meiner Frau hat nämlich auch für den israelischen Geheimdienst gearbeitet.«
    Die Miene der Frau verdüsterte sich zusehends. »Mit Politik will ich hier nichts zu tun haben.«
    »Wir wissen nicht, ob es sich dabei um etwas Politisches handelt. Vielleicht hängt das alles auch mit einer privaten Vergeltungsaktion zusammen. Im Grunde genommen wissen wir ebenso wenig wie Sie. Wir gehen jedoch davon aus, daß dabei persönliche Gründe eine wichtige Rolle spielen.«
    »Sind Sie auch vom Geheimdienst?«
    Erika zögerte. »Ja, ich habe früher für den Geheimdienst gearbeitet.«
    »Also doch etwas Politisches.«
    »Ich sagte doch, ich habe mal für den Geheimdienst gearbeitet. Hören Sie, wir haben Ihnen schon wesentlich mehr erzählt, als wir eigentlich sollten. Was könnten wir tun, daß Sie uns vertrauen?«
    »Was Sie tun könnten? Sorgen Sie dafür, daß hier keine Fremden mehr auftauchen und sich nach Avidan erkundigen.«
    »Wenn Sie uns helfen, können wir vielleicht herausfinden, was Avidan zugestoßen ist. Und dann wird Sie niemand mehr belästigen.«
    Die Frau sah sie prüfend an.
    »Dürften wir vielleicht einen Blick in Avidans Hütte werfen?« fragte Saul.
    Die Frau verharrte in reglosem Schweigen. Saul hielt den Atem an.
    Schließlich nickte die Frau.
    3
    Die Hütte stand ein Stück hinter dem Haus am Waldrand. Die frische Bergluft war von würzigem Fichtennadelduft erfüllt.
    Aus dem baufälligen Dach der kleinen Blockhütte ragte ein rostiges Ofenrohr. Saul ließ seinen Blick über das schmale Gebirgstal schweifen, auf dessen Sohle sich ein kleiner See ausbreitete. Dahinter, von hohen Fichten zum Teil verdeckt, waren die Häuser der Ortschaft zu erkennen.
    Weshalb hatte Avidan sich wohl in diese Bergeinsamkeit zurückgezogen?
    »Wie lange hat Avidan hier gelebt?« fragte Saul die Frau. »Er ist letzten Herbst hier aufgetaucht. Im Oktober.« »Wollte er den ganzen Winter über bleiben?« »Er sagte, er wäre Schriftsteller und brauchte die Ruhe und Einsamkeit, um seinen ersten Roman zum Abschluß zu bringen.«
    Ein ehemaliger Mossad-Agent, der einen Roman schrieb? Auszuschließen war es zumindest nicht, fand Saul. Aber war es auch wahrscheinlich? Sobald einmal der Winter mit seinen heftigen Schneefällen eingesetzt hatte... Ruhe und Abgeschiedenheit? Davon mußte Avidan hier oben wohl mehr als genug gefunden haben. Warum hatte er sich ausgerechnet für diesen Ort entschieden?
    Sie betraten die Blockhütte, die in einen Schlafraum und eine Küche unterteilt war. Ein großer Holzofen diente sowohl zum Kochen wie zum Heizen. Die Hütte war spartanisch eingerichtet, die Wände mit Fichtenbrettern verkleidet. Als Tisch diente eine Platte auf zwei Böcken, davor stand eine Bank. Neben ein paar schlichten Schränken gab es in der Hütte noch einen Schaukelstuhl und eine zweite Bank, die an der Wand stand. Das einfache Holzbett hatte eine Matratze mit Strohfüllung. Über einer alten, windschiefen Kommode hing ein gesprungener Spiegel. Die Schubladen enthielten einige wenige Kleidungsstücke. Im Bücherregal neben der Kommode standen vorwiegend historische Werke, die sich mit der Geschichte Israels befaßten. An den Wänden waren mit Heftzwecken verschiedene Fotos von der israelischen Wüste und von Stadtszenen aus Tel Aviv befestigt. Im Küchenschrank fand Erika neben ein paar Plastiktellern und -tassen einen kleinen Vorrat an Lebensmittelkonserven. In dem Schrank unter der Spüle stand eine Flasche Geschirrspülmittel.
    Wenn man hier oben den ganzen Winter zubrachte, konnte man leicht verrückt werden, dachte Saul.
    Er wandte sich der Frau zu. »Sie sagten, Sie hätten Avidans Sachen nicht weggeräumt, falls er doch noch zurückkäme. Es sieht allerdings nicht so aus, als hätte er sehr viel

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