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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Atemzug entfernt von der diesseitigen liegt. Die Toten waren also nicht gegangen, und an Samaine war der Vorhang zwischen den Welten hauchdünn.
    Dann wurden auf Holzschneidbrettern die Speisen aufgetragen – Brot und Honigkuchen, dampfende Gerste, getrocknete Wildäpfel sowie geschmorte Rinderrippen und Wildschweinscheiben. Wochenlang hatten sie Getränke gebraut, um rechtzeitig fertig zu werden, und jetzt wurden Becher und Trinkhörner reichlich gefüllt.
    »Ich grüße meine Mutter Anaveistl«, sagte Boudicca. »Dunford hat sich sehr verändert, seit du hier die Herrin warst, aber ich hoffe, du bist nicht allzu enttäuscht von unserer Haushaltung!« Und damit erntete sie herzliches Gelächter von allen, die sich an die heldenhaften Frühjahrsputzaktionen ihrer Mutter noch sehr gut erinnerten. Boudicca leerte ihr Trinkhorn, und die grüßenden Trinksprüche gingen weiter.
    Sie nagte alles Fleisch, was ein menschliches Gebiss nagen konnte, von der Rinderrippe, reichte sie dann hinab, um sie Bogle zu geben – und stockte … Tränen brannten ihr in den Augen, als ihr einfiel, warum er nicht bei ihnen war. Doch der Hund war sicherlich ein ebenso geschätztes Mitglied des Haushalts wie all die vielen anderen, die sie heute hier grüßten. Mit einem stillen Gebet legte sie den Knochen auf die Erde, dorthin, wo er so oft gelegen hatte.
    Und die Trinksprüche waren noch immer nicht zu Ende, waren zuweilen begleitet von Liedern oder Geschichten, die mit dem jeweiligen Toten in der Erinnerung verbunden waren. So wie der Abend länger und länger wurde, beobachtete Boudicca, wie ihre Töchter immer öfter zur offenen Tür blickten.
    »Ich glaube, da ist jemand ungeduldig und kann es kaum abwarten, bis es draußen losgeht«, sagte sie mit einem Lächeln. »Eoc Mor, begleitest du die beiden zur Pforte?«
    Boudicca blieb sitzen, lauschte mit einem Ohr unentwegt nach draußen und hatte das dumpfe Schwingen der fernen Trommelschläge schon vernommen, noch ehe ihre beiden Kinder wieder laut rufend hereingerannt kamen.
    »Die Weiße Stute kommt! Die Weiße Stute!«
    Die ganze Gesellschaft strömte nach draußen in die von Fackeln erhellte Nacht. Über ihnen spielten ein paar Wolken Fangen mit dem Mond, und ein leichter Nebel stieg vom feuchten Boden auf. Hinter den Torpfosten, ganz am anderen Ende der Wehranlage, sah sie einen schwachen Lichtschein. Doch er kam nicht vom großen Feuer, das dahinter brannte. Vielmehr bewegte er sich. Die diesige Luft verlieh dem hellen Lichtschein einen Glanz, der Boudicca eine Gänsehaut bereitete. Das Licht pulsierte im Takt zum Rasseln der kieselgefüllten Tierblasen, dem Pfeifen der Birkenholzflöten und den Schlägen der Trommeln. Boudicca spürte, wie ihr Herzschlag sich ebenfalls dem Rhythmus anglich, und lachte.
    Als das Licht immer näher kam und schließlich durch die Pforte wogte, konnte sie sehen, was das für Wesen waren, die die Fackeln trugen. Maskiert und verhüllt ahmten sie die Tiere nach, die in ihren Familien als Totems verehrt wurden – oder waren sie phantastische Wesen aus der Jenseitigen Welt? An Umhängen und weiten Ärmeln flatterten bunte Wollbänder, metallene Schnipsel und klappernde Knochen. Einige hatten die Gestalt eines Menschen, waren bemalt als Krieger der alten Generation, deren Blut in ihren Adern floss. Andere trugen keine Verkleidung außer Kreidepaste, die ihre Gesichter zu Totenschädeln machte, aus denen dunkle Augen stechend funkelten.
    Und mitten aus dieser kreischenden, klappernden Menge löste sich plötzlich die Weiße Stute höchstselbst. Mühsam hielt sie den gebleichten Schädel mit den klappernden Backen über dem Behang aus geschmeidiger weißer Tierhaut erhoben. In die Augenhöhlen waren Kupferscheiben eingelegt, auf Hochglanz geschliffen und poliert, damit der Schein der Fackeln darin ein unheilvolles Leuchten entfaltete. Diese Figur war nicht die beschwingte, reizende Pferdegöttin, deren Maske Boudicca bei der Einführungsfeier des Königs getragen hatte. Am Samaine-Fest zeigte Epona das Gesicht des Lebens jenseits des Lebens, in das die Tür des Todes führte.
    An Samaine geht sie Seite an Seite mit der Herrin der Raben, dachte Boudicca, und das ist ein Anblick, den niemand bei Sinnen ertragen will …
    Die Ankömmlinge formierten sich zu einem großen Halbkreis, nahmen die Stute in ihre Mitte, und sie begann zu singen:
     
    Sehet, hier sind wir,
    Gekommen von weit her,
    Eure Tore, Freunde, öffnet sie,
    Und höret uns singen.
    In jeder

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