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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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lauter, unverkennbarer Schall ertönte – die Trompeter des Königs bliesen die Truppen auf dem nahen Hügel zum Sammeln.
    Noch einmal brach ein wildes Gefecht los, in dem es den keltischen Kriegern gelang, einen immer größeren Keil in die Reihen der Angreifer zu treiben. Am Himmel rissen die Wolken auf, zerstreuten sich, als wollten sie vor dem Gemetzel am Boden fliehen. Die Sonne brach durch, ließ Hals- und Armreife funkeln, die steifen Mähnen noch goldener strahlen und die milchige Haut der glatten, muskelstarken Körper, die sich nur in der Liebe oder im Krieg entblößten, noch heller leuchten.
    Lhiannon starrte vor sich hin. Ja, genau so mussten die Kriegsscharen der Götter ausgesehen haben, als sie mit Lugos loszogen, um den Heeren der Dunkelheit entgegenzutreten. Dann erblickte sie den König höchstselbst, der sie alle überragte, sich auf der dünnen, geflochtenen Pritsche seines Streitwagens mühelos im Gleichgewicht hielt, während sein Wagenlenker die Fersen fest gegen die gebogenen Seitenflächen gedrückt hielt.
    Während die Kämpfer nach allen Seiten schwärmten, konnte sie Togodumnos in voller Montur sehen. Der wehende Umhang über seinen Schultern war aus einem Webstoff in Blau und Grün, den bevorzugten Farben der Catuvellaunen. An seinem Gürtel und dem Lederkorselett, das seinen kräftigen Oberkörper bedeckte, glitzerten Goldplättchen. Sein Hals war umringt von einem Reif aus ineinandergewundenen Goldschnüren, dick wie ein Speerschaft, und sein lichtes Haar, das von einem vergoldeten Bronzehelm bedeckt wurde, war gekrönt vom Bildnis eines Vogels mit angelegten Schwingen.
    Dicht hinter ihm folgte Caratac, der in seiner verbeulten Ausrüstung wie ein Unheil kündender Gegensatz zur majestätischen Erscheinung seines Bruders wirkte. Doch sämtliche äußerlichen Schönheitsfehler wurden mehr als ausgeglichen durch den Kampfesmut, den er ausstrahlte. Es folgten weitere Streitwagen, und auch wenn keiner von ihnen in prachtvollem Glanz erstrahlte, so war das Auge des Betrachters doch geblendet von den bunt gestreiften und karierten Umhängen, die in leuchtendem Rot, Violett, Grün und Gold schillerten.
    Aus allen Richtungen strömten immer mehr Krieger zusammen. Um mehr Bewegungsfreiheit zu haben, hatten sie sich bis auf das enge Beinkleid aller Hüllen entledigt oder waren gar völlig nackt, und überall auf der blassen Haut ihrer Oberkörper und Rücken prangten aufgemalte magische Zeichen. Auf ihrem Weg zum Tod oder Sieg preschten die Krieger der Trinovanten, Catuvellaunen sowie die stark dezimierten Cantiacer wagemutig vor und streuten sich unter den Haufen der Angreifer. Auch die Truppe der Icener warf sich unter Führung von Cunomaglos, dem älteren Bruder des Prasutagos, aufs Neue in den Kampf. Und schlagartig, wie ein Pfeil, der sie mitten ins Herz traf, erkannte Lhiannon, dass die ihr altvertraute Welt im Wandel begriffen war, egal, ob sie aus dieser Schlacht als Sieger oder Verlierer hervorgingen. Nie wieder würden sie eine so große Truppe aufbieten können.
    Wie eine Herde wild trampelnder Pferde auf dem Weg zur Wasserstelle schossen die Krieger vorbei; Lhiannon hörte das grölende Geschrei, als sie auf die römischen Schlachtreihen stießen. Dann sah sie nur noch ein wildes Durcheinander von Speeren, die kreuz und quer durch die Luft schnitten. Und dann erzwangen die Streitwagen den Rückzug in die hinteren Linien. Am morastigen Ufer kämpften die Krieger nun am Boden und im Blut. Ihre Rufe dröhnten Lhiannon in den Ohren und bewegten ihr Gemüt; die Schwerter klirrten zu der düsteren Melodie aus Kampfes- und Schmerzensschreien in einem schaurigen Gegenrhythmus.
    Nach und nach kamen die ersten Verwundeten, gestützt auf gebrochene Speere oder getragen von Kameraden, und die Druiden hatten alle Hände voll zu tun, die Wunden zu verarzten. Einige kamen auch nur, um einen Schluck Wasser zu trinken, und humpelten dann wieder zurück ins Gefecht. Andere mussten in den Wagen gebettet werden. Für sie war die Schlacht vorbei. Und für wieder andere konnten sie nichts tun, außer die Schmerzen zu betäuben, während ihr Blut die Erde tränkte.
    Lhiannon hatte versprochen, all ihre Kräfte zusammenzunehmen, und so zog sie immer wieder neue Energie aus der Erde, um diese auf die kämpfenden Männer auf dem Schlachtfeld zu übertragen. Doch mit einem Mal, als das Auge des Schwertersturms sich langsam den Hügel hinaufbewegte, wurde ihr klar, dass der Verlauf der Schlacht eine Wendung

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