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Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon

Titel: Avalon 04 - Die Hüterin von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
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Verwandten. Dahinter folgten Prasutagos, der durch den Tod seines Bruders zum Herrscher der nördlichen Icener geworden war.
    Mein möglicher zukünftiger Gemahl …, dachte Boudicca und betrachtete ihn mit ganz neuen Augen. Wenigstens hatte sie ihn bereits kennengelernt und ihn als recht netten Mann in Erinnerung, der keine großen Worte führte. Und auch jetzt war er so still, dass er kaum anwesend schien. Als er in das Zelt des Kaisers eintrat, kreuzten sich ihre Blicke, und Boudicca wusste, dass er sich in diesem Augenblick an Mona erinnerte, an die stolze Selbstüberheblichkeit der damals Versammelten, die nun eine herbe Niederlage erfahren hatten.
    Nun sind wir beide hier. Und wenn du ihnen nicht verrätst, dass ich bei den Druiden in Ausbildung war, dann lasse ich auch kein Wort darüber verlauten, dass du Caratacs Verbündeter warst, dachte sie. Vielleicht sollten sie ja heiraten, um sich eines gegenseitigen Stillschweigens versichert zu wissen. Aber nun galt es erst einmal, diese Stunde zu überstehen.
    Ein mattes Licht, blaurot wie eine winterliche Abenddämmerung, schimmerte durch das dicke Zelttuch. Als sich ihre Augen daran gewöhnt hatten, konnte sie die Umrisse der Wachgarden mit ihren harten, gegerbten Gesichtern ausmachen, die sorgfältig rasierten Gesichter der Senatoren, deren Mienen kühl bedacht oder auch nur gelangweilt schienen, sowie Tiberius Claudius Caesar Augustus Germanicus, den Kaiser höchstselbst. Er war behangen mit einem bestickten Seidengewand im gleichen blauroten Ton wie das Zelttuch, sodass sein Gesicht über dem ganzen Geschehen zu schweben schien wie die Erscheinung einer Gottheit.
    Eine angespannte, erschöpfte Gottheit, dachte sie bei sich, mit einem faltigen Gesicht und abstehenden Ohren an einem Kopf, der viel zu groß für den kleinen Hals schien. Die körperliche Gebrechlichkeit, von der sie gehört hatte, war unter der weit fließenden Robe versteckt. Doch seine dunklen Augen schienen unerwartet freundlich und verrieten ihr, dass er all das, was er gegen ihr Volk befahl, nicht aus Boshaftigkeit tat, sondern aus politischen Gründen. Wie tröstlich, dachte sie.
    Sie kniete wie alle anderen nieder, dankbar um den dicken weichen Teppich auf dem harten Boden. Wenn sie sich schon erniedrigen mussten, dann wenigstens so angenehm wie möglich.
    Einer der kaiserlichen Diener begann einen feierlichen Vortrag, der Satz für Satz von einem Übersetzer ins Keltische übertragen wurde, doch die icenischen Namen verstand sie auch so.
    »Ihr seid hier, um euch dem Senat und dem Volk von Rom zu unterwerfen und euch und eure Familien, eure Stammesangehörigen und eure Diener dem Römischen Reich zu erbieten als gewillte und gehorsame Untergebene. Willigt ihr in diese Pflicht ein?«
    Antedios, Dubrac und Prasutagos legten die Hände auf den Boden. »Möge die Erde sich öffnen und uns verschlingen, möge das Meer uns überspülen, möge der Himmel auf uns niederstürzen, sollten wir versagen, dem Hochkönig der römischen Stämme die Treue zu halten.«
    Dann sprach der Übersetzer erneut. »Das ist Lucius Junius Pollio.« Einer der Römer trat vor. Er war gekleidet in eine wallende Toga, aber kein Senator, was an den fehlenden purpurroten Streifen erkennbar war. Wegen seiner hageren Gestalt und den düsteren Zügen hatte er durchaus etwas Militärisches. »Er wird eure Steuern durch den Prokurator einziehen lassen. Ihr werdet jedoch eure eigenen Gesetze behalten und als unsere Klientelkönige euer Volk regieren, solange diese Gesetze und die Regierungsform den Gesetzen Roms nicht zuwiderlaufen. Unsere Verbündeten werden auch eure Verbündeten sein und unsere Feinde auch eure Feinde.«
    Der Kaiser neigte das Haupt, um einem seiner Berater etwas zuzuflüstern, welcher sich dann wiederum an den Übersetzer wandte.
    »Der Kaiser fragt, ob ihr Erben habt.«
    »König Prasutagos hat erst unlängst die Herrschaft erhalten und weder Frau noch Kind«, lautete die Antwort. »König Antedios ist sein Hochkönig, und sein nächster Erbe ist Dubrac, dessen Sohn neben ihm kniet.«
    Boudicca bemerkte, wie ihr Bruder sich versteifte, als der Kaiser wieder das Wort erhob.
    »Kein Stamm wird ein wohl ergebener Untertan unseres Reiches sein, bevor er Rom nicht versteht. Unsere Politik ist es daher, den königlichen Erben eine Erziehung an unserem eigenen Hof angedeihen zu lassen, so wie wir das auch mit Prinz Cogidumnos gemacht haben. Dubnocoveros, der Sohn des Dubrac, wird daher zusammen mit den anderen

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