Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Avalon 08 - Die Nebel von Avalon

Titel: Avalon 08 - Die Nebel von Avalon Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marion Zimmer Bradley
Vom Netzwerk:
Gefühl, man würde Messer in mich stoßen. Ich bin so durstig. Aber aus Angst vor den Schmerzen wage ich nicht zu trinken…«
    »Ich werde Euch soviel Erleichterung wie möglich verschaffen«, sagte Viviane und erklärte den Dienerinnen, was sie brauchte. Sie behandelte die Wunden, die vom zu langen Liegen kamen, und wusch Priscillas Mund mit einer kühlenden Tinktur aus. Obwohl sie nichts trank, würde die Trockenheit im Mund und auf den Lippen sie nicht mehr so quälen. Dann setzte sie sich auf das Bett, hielt Priscillas Hand und beschwerte die Kranke nicht mit Worten. Kurz nach Einbruch der Dunkelheit hörte man ein Geräusch im Hof. Priscilla fuhr auf; ihre fiebrigen Augen glänzten im Feuerschein, als sie rief: »Meine Söhne!«
    Und wirklich. Es dauerte nicht lange, bis Balan mit seinem Ziehbruder, dem Sohn Gawans, den Raum betrat. Sie mußten sich wegen der niedrigen Decke bücken.
    »Mutter!« rief Balan und kniete nieder, um Priscilla die Hand zu küssen. Erst dann wendete er sich Viviane zu und verbeugte sich vor ihr: »Meine Herrin.«
    Viviane streckte ihre Hand aus und strich ihrem älteren Sohn über die Wange. Balan sah nicht so gut aus wie Lancelot. Er war ein großer, kräftiger Mann und besaß die gleichen leuchtenden dunklen Augen wie sie und Lancelot. Balin war kleiner – ein gedrungener Mann mit grauen Augen. Viviane wußte, er war nur zehn Tage älter als ihr Sohn. Mit seinen blonden Haaren und roten Wangen sah er aus wie Priscilla früher.
    »Meine arme Mutter«, murmelte er und streichelte Priscillas Hand. »Aber jetzt ist Lady Viviane gekommen, um dir zu helfen. Bald wird es dir wieder bessergehen, nicht wahr? Aber du bist so dünn, Mutter. Du mußt versuchen, wieder mehr zu essen. Du mußt wieder stark und gesund werden…«
    »Nein«, flüsterte sie. »Ich werde erst wieder stark werden, wenn ich am Tisch des Herrn im Himmel sitze, mein lieber Sohn.«
    »Nein, Mutter, das darfst du nicht sagen«, rief Balin; Balan sah Viviane an und seufzte.
    Balan sagte so leise, daß weder Priscilla noch Balin es hören konnten: »Er will nicht sehen, daß sie stirbt, Herrin… meine Mutter behauptet fest, daß sie sich wieder erholt. Ich hatte wirklich gehofft, sie würde im Herbst von uns gehen, als wir alle das Fieber bekamen. Aber Priscilla war schon immer so stark…« Balan schüttelte den Kopf, und sein kräftiger Nacken rötete sich. Viviane sah, daß ihm Tränen in den Augen standen. Er wischte sie sich schnell ab. Nach einer Weile sagte Viviane, sie müßten das Zimmer verlassen, die Kranke brauche Ruhe.
    »Verabschiedet Euch von Euren Söhnen und segnet sie«, sagte Viviane, und Priscillas Augen leuchteten matt. »Ich wollte, es wäre ein Abschied, ehe es noch schlimmer wird… Heute morgen hätten sie mich nicht sehen dürfen«, murmelte sie, und Viviane sah die Angst in
    ihren Augen. Sie beugte sich über Priscilla und sagte sanft: »Ich glaube, ich kann Euch versprechen, daß Ihr nicht mehr leiden müßt, liebe Freundin, wenn Ihr dieses Ende wünscht.«
    »Bitte«, flüsterte die Sterbende, und Viviane spürte, wie die krallenartige Hand sich verzweifelt um ihren Arm klammerte.
    »Dann werde ich Euch mit Euren Söhnen allein lassen«, entgegnete Viviane ruhig, »denn sie sind beide Eure Söhne, obwohl Ihr nur einen geboren habt.«
    Sie ging in den angrenzenden Raum, wo Gawan saß. »Bringt mir die Satteltaschen«, sagte sie, und als sie vor ihr standen, suchte sie nach einem Beutel. Dann wendete sie sich an Gawan: »Im Augenblick leidet sie nicht. Aber ich kann nur noch wenig für sie tun, außer, ihren Leiden ein Ende zu machen. Ich glaube, das ist es, was sie wünscht.«
    »Es gibt also keine Hoffnung… keine Hoffnung?«
    »Nein. Es bleibt ihr nichts als Leid. Ich kann mir nicht vorstellen, daß Euer Gott will, daß sie noch mehr leiden muß…«
    Erschüttert entgegnete Gawan: »Sie hat oft gesagt… sie wünschte, sie hätte den Mut, sich in den Fluß zu stürzen, solange sie noch dorthin laufen kann…«
    »Also ist die Zeit gekommen, und sie soll in Frieden gehen«, sagte Viviane ruhig. »Aber ich möchte, daß Ihr wißt, was ich tue, ist ihr Wille…«
    »Herrin«, erwiderte Gawan, »ich habe Euch stets geachtet und vertraut. Meine Gemahlin liebt und vertraut Euch. Mehr muß ich nicht wissen. Wenn ihre Leiden hier enden, weiß ich, daß sie Euch dafür segnet.« Sein Gesicht war von Trauer überzogen. Er folgte Viviane in den anderen Raum.
    Priscilla hatte ruhig mit Balin

Weitere Kostenlose Bücher