Avanias der Große
überzeugt!“
Später kam Mirtas in ihr Gemach. Sie fragte sie, wie das Gespräch zwischen ihr und ihrem Schwiegervater ausgegangen sei.
„ Er weiß alles, aber er nimmt es gelassen. Also war er es, der ihn beruhigt hat. Der Mann ist ein guter Mensch!“
„ Da gibt es aber böse Zungen, die etwas Anderes behaupten!“
„ Ach, du kennst ihn doch gar nicht!“
„ Ja, aber du doch auch nicht!“
„ Ist doch egal jetzt! Ich bin für den Rest meines Lebens an Mohagos gebunden. Das ist mein Schicksal! Aber mit dir ist es nur halb so schwer für mich!“
„ Ich habe mich auch an dich gewöhnt und ohne dich wäre mein Leben nicht mehr so erfüllt, wie es jetzt ist!“
Auch wenn manch eine Liebe verboten sein möge, so werden die meisten Liebenden dennoch nicht davon abgehalten, sich weiterhin zu lieben und sich zu treffen! Sie waren sich der allgegenwärtigen Gefahr, erwischt zu werden, bewusst, aber Liebende lassen sich vom Strom treiben und können sich aus diesem Netz nicht mehr befreien! Mirtas empfand wirklich so etwas wie Liebe für ihre Herrin. Bei Sarafie war es etwas anders. Sie sehnte sich nach einer guten Freundin und eigentlich sehnte sie sich sehr nach ihrer Mutter. So war Mirtas also eine Art Mutter und beste Freundin zugleich für sie. Mit ihr wollte sie immer zusammen sein, ihr konnte sie vollkommen vertrauen und in schweren Zeiten würde sie sich um sie kümmern.
„Mohagos ist weg. Wir haben jetzt mehr Zeit für uns.“
Mirtas lächelte ihr nickend zu.
Sarafie legte sich auf die breite Couch des Zimmers hin. Sie schloss ihre Augen. Mirtas trat an sie heran, beugte sich vor und küsste sie auf ihren Mund. Sie liebkosten sich den ganzen Nachmittag über.
Was die beiden Liebenden nicht wussten, der König beobachtete sie. Eine der Wände war keine echte Wand. An dieser Wand hing ein Teppich, quer von der Decke bis zum Boden. Mogos befand sich in jenem Geheimraum, von dem nicht einmal Mohagos wusste. Er lauschte und wusste, was sich dort in dem Gemach abspielte. Sollte er jetzt einschreiten?
Es war der Tag gekommen, an dem Alanias seinen Plan praktisch umsetzen wollte. Gekleidet wie ein Wanderer stand er vor Avanias' Zelt und sprach seine letzten Worte zu Lumkin.
„Vergiss nicht, ich bin dein bester Freund! Ich wünsche dir viel Glück! Alles wird schon klappen, mein Freund!“
„ Das will ich auch hoffen! Ich bin auch zuversichtlich. Wir sehen uns dann in der Stadt, mein Freund.“
Alanias und Lumkin lachten kurz auf. In so kurzer Zeit waren sie
dicke Freunde geworden. Obwohl sie so verschieden waren, verband sie die Güte ihres reinen Herzens miteinander.
Alanias umarmte Lumkin und verabschiedete sich von ihm.
Danach trat er einige Schritte zur Seite zu Malgarias. Malgarias klatschte ihm mit der unteren Fläche seiner rechten Hand auf die Schulter und lächelte freundlich dabei. „Ihr seid ein Held, Alanias!“
„ Ich danke Euch, Meister Malgarias!“
Dann schlenderte er zu Avanias. Avanias war noch in Trauer um seinen Vater. Der Kopf der Leiche seines Vaters befand sich immer noch aufgespießt oberhalb des Haupttores. Es kam sogar vor, dass ein Soldat auf der vorderen Stadtmauer auf den Schädel hinab pinkelte. Einige Männer des alvestischen Heeres waren Augenzeugen dieser frevelhaften Tat, aber ließen davon ab, davon zu erzählen. Ihr Oberbefehlshaber war schon in tiefster Trauer. Der Bericht von solch einer schändlichen Tat hätte ihren Prinzen umso mehr in Rage getrieben.
De facto war Avanias nun König aller Alvestier. Aber der König war erst vor einem Tag verstorben und so kurz nach seinem Tod wollten sie sich nicht schon Gedanken über Avanias' Inthronisierung machen.
„ Du hast doch das weiße Tuch dabei, will ich hoffen!“
„ Ja natürlich! Hast du etwa von mir gedacht, dass ich so etwas vergessen würde? Niemals!“
Avanias lächelte kurz und nickte. Dann holte er einen Spiegel hervor und überreichte ihm diesen. „Wenn es soweit ist und du dir sicher bist, dass wir dann angreifen können, gib uns mit diesem Spiegel, den du gegen die abendliche untergehende Sonne hältst, das Zeichen!“
Alanias steckte den Spiegel in seinen kleinen Rücksack, den er unterhalb seines grünen Umhangs verborgen hielt. „Genau so wollte ich das machen! Ich danke dir für den Spiegel!“
Sie umarmten sich und verabschiedeten sich voneinander.
Lumkin schaute den beiden aufmerksam zu. Er hatte Mitleid mit Avanias, der erst die große Liebe seines Lebens und nun auch noch
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