Avanias der Große
dieser Schuld nicht leben. Er hätte nicht mit den ständigen Bildern der trauernden, entsetzten und um ihre Kinder heulenden Eltern im Kopf, nicht weiterleben können.
Die Alvestier hatten nichts vom unvorstellbar menschenverachtenden Ereignis innerhalb der Stadtmauern geahnt. Sie sahen lediglich nur den Qualm am Himmel über der Stadt und dachten, es handelte sich nur um ein großes Lagerfeuer oder ein Tieropfer.
Sarafie war jedes Gespräch mit ihrem Schwiegervater äußerst unangenehm. Er war für sie wie ein Kontrolleur, der von Zeit zu Zeit sie ausspionierte, dass sie ja nicht seinen Sohn unglücklich mache. Aber sie war bekanntlich eine schwache Frau, die sich freiwillig ihrem Schicksal fügte. Der Gedanke, dass sie den Rest ihres Lebens an diesem moighusischen Hofe verbringen würde, trübte schon ihr Gemüt. Aber sie tröstete sich damit, dass sie mit Mirtas eine sehr gute und treue Freundin habe.
„ Ich muss Euch vielmals um Verzeihung bitten, dass ich Euch wie meine ergebenen Söldner zu mir vorlade!“
„ Ihr müsst Euch nicht entschuldigen, Majestät! Ihr seid nun mein zweiter Vater und Ihr könnt mich so oft vorladen und tadeln, wie Ihr annehmt, es tun zu müssen!“
Mogos verneigte sich höflich. Sie drückte verbal ihren Respekt ihm gegenüber aus und so wollte auch er ihr zeigen, dass er sie respektierte. Sarafie lächelte freundlich mit leicht gesenktem Haupt, da sie sich immer noch vor dem König schämte.
„Mein Sohn ist fort, um Eurem Vater zu Hilfe zu eilen. Es wird sicherlich viel Blut vergossen werden. Ich bete, dass es nicht seines sein wird! Bevor er ging, hatte er noch eine Weile mit mir gesprochen. Er bat mich, mich Eurer anzunehmen. Versteht mich bitte nicht falsch! Er meinte, ich solle mich nur um Euch kümmern. Wenn Ihr irgendeinen besonderen Wunsch haben solltet, braucht Ihr mir nur Bescheid zu sagen!“
„ Ihr seid gütig, Majestät!“
„ Und Ihr seid eine würdige Ehefrau für meinen Sohn!“
„ Ich danke Euch herzlich!“
„ Er hat mir alles berichtet, was zwischen euch vorgefallen war. Er äußerte den Verdacht, dass Ihr einen Liebhaber hättet. Ich hielt das von Anfang an für sehr unwahrscheinlich. Dann erzählte er von der Nacht und Eurem Traum, wo Ihr gesprochen habt und den Namen eines unbekannten Mannes mehrmals ausgesprochen habt.“
„ Ich schwöre Euch bei meinen Ahnen, dass ich keine Affäre mit einem anderen Mann vor meiner Ehe gehabt habe!“
Wieder verneigte sich Mogos. Die Palparin senkte noch weiter ihren
Kopf. Die Diskussion wurde immer heikler für sie.
„ Das wissen wir! Ich werfe Euch gar nichts vor! Ihr müsst wissen, er denkt, dass Ihr ihn nicht liebt! Ich habe das auch schon an Euch bemerkt.“
„ Ich will mich nicht verstellen vor Euch. Es stimmt, ich liebe Euren Sohn noch nicht! Aber Liebe kommt mit der Zeit, Majestät!“
Der König war innerlich schwer getroffen, dass seine Schwiegertochter es so leicht daher sagen konnte, dass sie seinen Sohn nicht liebte. Aber er bewahrte den äußeren Schein und lächelte die Prinzessin weiterhin an. „Ein jeder Mann möchte und verlangt von seiner Ehefrau, dass sie ihn liebt. Mehr noch, er verlangt, dass sie nur ihn begehrt! Es trifft einen jeden Mann sehr hart in der Seele, wenn er merkt oder weiß, dass seine Frau oder auch nur seine Freundin einen anderen Mann als ihn selbst begehrt oder liebt!“
„Ich verstehe, was Ihr mir sagen wollt!“
„ Gut! Was ich also von Euch verlange, ist, dass Ihr bitte meinem Sohn euer Herz öffnen möget! Unter der Oberfläche ist er sehr sensibel. Ihr habt unglücklicherweise erfahren, wozu er im Affekt fähig ist. Ich kann Euch aus eigener Erfahrung sagen, dass eine oberflächliche Liebe nicht von langer Dauer ist!“
„ Es gab einen Mann, der kurz in mein Leben trat. Er hatte mir das Leben gerettet. Dafür bin ich ihm dankbar. Aber er ist ein einfacher Mann vom Volke und er hat nicht um mich gekämpft. Ich werde diesen Mann schon vergessen!“
Natürlich war es genau das, was Mogos gern hören wollte. Aber er konnte von ihrem Gesichtsausdruck ablesen, dass diese Frau nicht ganz die Wahrheit sagte und wohl von jenem unbekannten Mann immer noch schwärmte. Sein Sohn hatte es schwer, dachte er nun. „Ich gebe zu, dass ich diese Neuigkeit nicht mit Wohlwollen entgegen nehme. Aber ich schätze Eure Aufrichtigkeit. Ich vertraue Euch, Schwiegertochter! Macht Euch keine Gedanken, was morgen kommen wird! Alles wird gut laufen! Davon bin ich fest
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