Avanias der Große
hinter sich gehabt und die Klinge vieler anderer Feinde gekreuzt. Morgen sollte das Blut seines persönlichen Erzfeindes an dieser Klinge kleben, sagte er zu sich. Er stand auf und übte einige Bewegungen mit dem Schwert in seiner rechten Hand. Ihm stand der wichtigste Zweikampf seines Lebens bevor. Es sollte um Leben und Tod gehen und der Gegner würde keine Gnade zeigen.
Am nächsten Morgen stand der Sohnemann schon in aller Frühe im Vorhof am Südtor ihres Palastes. Mogos legte seine Hände auf den Kopf seines Sohnes und segnete ihn. „Ich habe volles Vertrauen in dir, mein Sohn! Du wirst gegen ihn siegen! Mach mich stolz!“
Mohagos verneigte sich noch einmal vor seinem Vater. Er hatte zwei Schwerter jeweils in einer Hand und sprang auf und ab, um sich für den bevorstehenden Kampf warm zu machen.
„Du wirst sehen, Vater, ich werde mit seinem Kopf in der Hand zurückkommen! Und ich werde dann seinen Schädel auf der Stadtmauer aufspießen! Als Zeichen unseres Sieges.“
„ Sie hat Schande über unsere Dynastie gebracht. Es war richtig, was du getan hast.“
Mogos umarmte seinen Sohn. Eigentlich war er kein so grausamer Mann gewesen, aber die Liebe zu seinem Sohn hatte ihn blind gemacht.
Nachdem sein Sohn hinausgegangen war, machte sich Mogos wieder zum Empfangssaal auf, um von dort aus den Zweikampf mitzuverfolgen. Als er angekommen war und langsam zum Fenster schritt, trat plötzlich Mirtas in den Raum. Sie sah sehr mitgenommen aus, hatte viel geweint, und ihre Haare waren ungekämmt. „Ihr seid ein Tyrann! Nicht besser als das, was die Menschen sich über Böntschakis erzählen! Getötet habt Ihr diese arme junge Frau, die nie irgendjemandem etwas Böses angetan hat!“
„ Vergiss nicht, Weib, dass nicht ich sie umgebracht und auch nicht ihren Tod befohlen habe!“
„ Ob Ihr es veranlasst habt oder nicht, es war Euer Sohn und daher seid auch Ihr dran schuld! Möget Ihr auf ewig verflucht sein! Eure Seele möge nie in Frieden ruhen!“
Mirtas kam im falschen Moment zum König und sie hatte ihn auch noch provoziert. Mogos hatte tatsächlich schon Angst bekommen. Er wusste, dass es nicht richtig war, was Mohagos getan hatte und wenn
es ihre Götter gab, dann würden er und sein Sohn von ihnen dafür bestraft werden. Aber er wollte erst einmal darüber hinwegsehen und seinem Sohn voll zum Erfolg verhelfen. Diese Frau nervte ihn, daher rief er die Wächter herbei und ordnete an, sie in den Kerker zu werfen. Die ehemalige Zofe wehrte sich überhaupt nicht. Später sollte Mirtas befreit werden. Danach wollte sie nur noch aus der Stadt fliehen und in der Fremde ein neues Leben beginnen, um so auf diese Weise diese schrecklichen Ereignisse zu vergessen. Sie wollte sich nicht an Avanias wenden und beklagte jeden Tag ihr schweres Schicksal. Diese Frau, die nie eine Habe besessen hatte, endete in einem abgelegenen Freudenhaus von Schilussa.
Im Lager von Avanias wünschten Ruban, Lamandias und Urtschana ihm viel Glück und einige der Söldner ebenfalls, die sich versammelt hatten, um beim Spektakel dabei zu sein.
Mohagos war ganz anders als in Urtschanas und der Söldner Vorstellung. Er trug keinen Bart, den für gewöhnlich alle Moighusen trugen. Nun wollte er ihn sich wieder nachwachsen lassen, denn er hatte ihn damals ja nur Sarafie zuliebe abgeschnitten. Nichts mehr sollte ihn an sie erinnern.
Sie traten sich mit Respekt füreinander entgegen. Zur Verwunderung im alvestischen Lager forderte Mohagos, dass sie mit zwei Schwertern kämpfen sollten. Avanias hatte noch nie mit einem Schwert in jeweils einer Hand gleichzeitig gekämpft. Er wollte aber nicht nachgeben und stimmte der Forderung zu, auch wenn Urtschana ihm mit seinem Kopfschütteln davon abriet.
Sie zogen sich ihre Helme über den Kopf, nahmen die Schwerter in die Hände, Avanias hatte sich ein weiteres von Lamandias geliehen, kreuzten sie aneinander, nahmen ihre Stellung ein, marschierten dann aufeinander los und stießen mit den Schwertern gegenseitig aufeinander ein. Den ersten Angriff des Mohagos konnte Avanias mit
Bravour abwehren, doch wurde ihm schon nach wenigen Augenblicken klar, dass er nicht fähig war, mit zwei Schwertern in seinen Händen gleichzeitig zu kämpfen. Daher warf er, zum Entsetzen in seinem Lager, Lamandias' Schwert in seiner linken Hand weg.
Mohagos grinste und wähnte sich schon als Sieger.
Es war ein großer Fehler, das zweite Schwert wegzuwerfen, wie alle nun sehen konnten. Mohagos parierte mit dem Schwert in
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