Avanias der Große
seiner Linken Avanias' Schlag und stieß selbst dann mit dem Schwert in seiner Rechten zu. Avanias konnte nur knapp ausweichen. Es war sowieso nur noch eine Frage der Zeit, bis er ihn erledigt hatte, dachte Mohagos. Aber Avanias konnte sich wacker halten.
Er warf seinen Helm weg, da er kaum noch Luft bekam und er wollte eine vollkommen freie Sicht auf seinen Gegner haben. Mohagos aber behielt seinen Helm auf, der sein Gesicht bis zur Nase herab verdeckte. Es schien aussichtslos für Avanias zu sein. Sein Arm wurde immer schwächer, die Schweißtropfen rannen ihm das Gesicht herunter. Mohagos wagte wieder einen neuen Angriff und setzte dem alvestischen Prinzen enorm zu. Avanias wurde immer weiter nach hinten getrieben. Die Söldner des Avanias sahen keine Hoffnung mehr. Sie konnten den Vater des mit zwei Schwertern kämpfenden Mannes seinem Sohn von Weitem zujubeln hören.
Urplötzlich aber fasste Avanias wieder Mut. Er hatte an all das Leid, das dieser Junge dort vor ihm, ihm angetan hatte, sich wieder erinnert. Mit all der Macht seiner unvergänglichen Liebe raffte er sich wieder auf. Und in nur einem kurzen Augenblick, in dem sein Gegner nicht aufmerksam war, stieß er gegen das Schwert in Mohagos' linker Hand so kräftig zu, dass es aus Mohagos' Hand flog und er sogar ins Taumeln geriet.
Nun war es wieder ein gerechter Kampf. Die Männer jubelten wieder ihrem Oberbefehlshaber zu. Mohagos konnte noch einige Angriffe
parieren, aber der Kampf war für ihn schon verloren. Mit einem letzten Schwung schlug Avanias ihm das Schwert aus der rechten Hand und er fiel quer zu Boden. Alle konnten die Schreie von Mohagos' Vater hören.
Der Sieger setzte an, um dem Besiegten den Todesstoß zu geben und damit der Gerechtigkeit Genüge zu tun. Aber er zögerte.
Es wurde sehr still im ganzen Lager, alle fragten sich innerlich, warum ihr zukünftiger König die Tat nicht endlich vollstrecke.
Mohagos lachte. Ihm war sein ganzes Leben völlig gleichgültig geworden, er war also bereit zu sterben. „Mit Freuden habe ich deine Geliebte mit meinen eigenen Händen erwürgt und ihr danach den Kopf abgeschlagen! Bevor ich ihr den Kopf abgeschlagen habe, habe ich sie mir noch ein letztes Mal genommen. Es war der beste Geschlechtsverkehr, den ich je mit ihr gehabt habe!“
Avanias' rechter Arm zitterte, sein Herz schlug immer schneller. Er war voll von Hass, er zerfraß ihn, aber er wollte dennoch Mohagos nicht töten, denn er hatte immer noch Dinjakis' Worte im Ohr und er konnte sich nicht ein weiteres Mal gegen seinen Gott, nachdem er die vollkommene Vernichtung des moighusischen Heeres befohlen hatte, versündigen.
„ Nun tu es doch, du verdammter Sohn einer Hure!“
Auch wenn Avanias' Verstand ihn davon abhalten konnte, holte er dennoch aus und schlug zu.
Aber er hatte den Feind am Boden nicht getötet, sondern ihm den rechten Oberarm abgeschlagen. Viel Blut floss aus der Wunde heraus. Mohagos schrie mehrmals sehr laut.
Avanias hastete davon, Urtschana ließ ihn nicht an sich vorbei. „Was soll das? Er hat dir so viel Unrecht und Leid angetan und du gibst ihm nicht, was er verdient hat?! Lass mich den Verrat rächen!“
„Nein, nur Gott darf über ihn richten! Ich habe schon genug Blut an meinen Händen! Und sein Tod wird mir Sarafie nicht wiedergeben!“
Urtschana ließ ihn widerwillig durch, denn irgendwie konnte er ihn auch verstehen. Avanias wies zwei Männern an, den besiegten Verwundeten zu pflegen.
Sie zogen als Sieger in die Stadt ein, Mogos hielt sich somit an die Abmachung. Er gelobte bei seinen Göttern, dass er sich nie wieder gegen Alvestia und seine Verbündeten erheben würde. Avanias genügte das und gestattete ihm auch, seinen Sohn wieder bei sich aufzunehmen. Sie nahmen ihn also nicht in Gefangenschaft mit. Im Gegenzug erhielt Avanias von Mogos Sarafies Leichnam, den sie an einem speziellen Ort unterhalb des Schlosses aufgebahrt hatten, und er entließ Mirtas in die Freiheit.
Als sie vor Sarafies Leichnam weinte, trat Avanias an sie heran und bat sie, mit ihnen nach Avania zu kommen. Er wollte den Rest ihres Lebens für sie sorgen, als Dank für all die Dienste, die sie der palparischen Prinzessin erwiesen hatte. Mirtas aber lehnte dankend das Angebot des Avanias ab. Sie hatte keine Vorurteile mehr gegen diesen fremden Prinzen, aber dennoch war sie auf gewisse Weise eifersüchtig auf ihn, da sie Sarafie sehr geliebt hatte.
Die Menschen auf der breiten Hauptstraße jubelten ihren Helden bei ihrer
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